Eröffnung: Mittwoch, 1. Juni 2022, 19 Uhr

 

Einführung um 19.30 Uhr
Tessa Praun, Direktorin und Chefkuratorin Magasin III Museum for Contemporary Art, Stockholm

 

Spuren können nebeneinander verlaufen, sich überkreuzen oder überlagern. In Jongsuk Yoons Werk verdichten sich die Spuren – von Zeitlichkeit, Körperlichkeit, Erinnerung und biografischer Geschichte – und führen in ihrem Zusam- menspiel zu eigenwilligen Bildwelten von eindrücklicher Farbigkeit. Die in Südkorea geborene und seit den frühen 1990er-Jahren in Deutschland lebende Künstlerin vereint in ihrem malerischen Werk Traditionen der asiatischen Landschaftsmalerei mit einem westlichen Kunstkanon, der von der Abstraktion geprägt ist. Diese Elemente übersetzt Yoon in ihre abstrakten Landschaften, die sie aus großflächigen, sich überlagernden Formen bildet.

 

Titel wie Meer, June oder Rivers wecken Assoziationen zu Naturbeobachtungen und Stimmungslagen. Die eigenen Erinnerungen Yoons an die südkoreanische Landschaft entfaltet die Künstlerin in ihren Bildern: Azalea Mountain bezieht sich auf eine Bergkette in Südkorea, die im Frühjahr durch die blühenden Azaleen in grellem Pink erstrahlt und titelgebend für Yoons zweite Einzelausstellung in der Galerie ist. Andeutungen von politischen Aspekten be- gegnet man in Kumgansan, benannt nach der gleichnamigen Bergregion, die seit Jahrzehnten die willkürliche und sichtbare Trennlinie von Nord- und Südkorea bildet und von großer geopolitischer und symbolischer Bedeutung ist. Für Jongsuk Yoon symbolisieren diese Bilder die aktuelle politische Realität: „Ich bin der Meinung, dass die Malerei als Medium in der Lage ist, die Authentizität und Symbolik der Kunst als ein mächtiges Werkzeug für den Wandel zu zeigen. Jede Beschäftigung mit Korea besitzt eine politische Dimension, und so sind die Bilder, die sich auf Korea beziehen, politisch aufgeladen.“

 

Eine bedeutende Rolle in Yoons Werken spielt die Zeit. Die Künstlerin arbeitet an mehreren Bildern gleichzeitig und lässt genügend Zeit verstreichen, bis sie das Gefühl für das Setzen des nächsten malerischen Schrittes bekommt. Die Konzeption und die Auswahl der Formen und Farbtöne erfolgt häufig im direkten Schaffensprozess. Yoons Farb- palette ist breitgefächert, schwarz, weiß oder rot werden jedoch nur sparsam verwendet, als Akzente oder starke Gesten. Struktur und Tiefe erhalten die Bilder durch sorgfältig gesetzte, nebeneinander und übereinander gemalte Formen und Farbschichten, die durch ihre Anordnung Narrationen erzeugen und Spuren von angedeuteten Land- schaftselementen erahnen lassen. Yoon bezeichnet ihre, auf einem teilweise meditativen Malprozess basierenden Arbeiten, als „Mindscapes“, als „Seelenlandschaften“, in denen sie ihre innere Gefühlslage artikuliert. Stephan Berg bemerkt dazu, dass all diese Bilder von Landschaft handeln, „…dies aber in einem absolut umfassenden und inner- lichen Sinn, in dem Landschaft nicht in erster Linie als Darstellung, sondern vielmehr als seelischer Ausdruck, als Ein-Bildung begriffen wird.“.

 

Die Entstehung jedes Werkes erscheint der Künstlerin wie ein Dialog zwischen ihr und dem Bild. Ihr körperlicher Malprozess – zumal bei großformatigen Werken – lässt sich wie eine Ablagerung von Sedimenten auf der Bildfläche ablesen. Yoon trägt kraftvoll dichte Schichten von Ölfarbe auf die Leinwand auf, korrigiert, verändert, wischt bereits aufgetragene Farbe wieder weg. Die Spuren der Veränderungen bleiben sichtbar und werden für Yoon Teil des Bildes, das dadurch Schichten von Farbe, von Zeit und von einem Malprozess in sich aufnimmt, der von einem kraftvollen Gestus und präzisen Setzungen getragen ist.

 

JONGSUK YOON,1965 in Onyang, Südkorea geboren, lebt und arbeitet in Düsseldorf, Deutschland. Sie studierte 1996 an der Kunstakademie Münster, von 1997 bis 2001 an der Kunstakademie Düsseldorf und von 2004 bis 2005 am Chelsea College of Art, MA, London. 2019 hatte Yoon eine Residency der soart Millstättersee, Spittal an der Drau, 2000 war sie Stipendiatin des DAAD Berliner Künstlerprogramm, Berlin.

 

Ausstellungen (Auswahl): 2021 Kestner Gesellschaft, Hannover, Deutschland; 2020 Nordiska Akvarellmuseet, Skärhamn, Schweden; 2019 Akademie-Galerie, Düsseldorf, Deutschland; 2018 Art Sonje Center, Seoul, Südkorea; Kunsthalle Münster, Münster, Deutsch- land; Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder, Wien, Österreich; 2017 Museum Kurhaus Kleve, Kleve, Deutschland; Sprengel Museum, Hannover, Deutschland; Gyeonggi Museum of Modern Art, Ansan und Korea Foundation Gallery, Seoul, Südkorea.

ART SPACE

Grünangergasse 1, 1010 Wien

www.schwarzwaelder.at

+43 1 512 12 66

galerie@schwarzwaelder.at

Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder

Die Galerie nächst St. Stephan repräsentiert eine lebendige Tradition der Auseinandersetzung mit der Kunst der Moderne. Seit den 1920er-Jahren ist sie am selben Ort im Zentrum Wiens in der Grünangergasse 1 zu finden.

 

Mit der Ausstellung: Zeichen, Fluten, Signale – neukonstruktiv und parallel stellte Rosemarie Schwarzwälder 1984 ein Programm vor, dessen Grundelemente bis heute in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen ihre Gültigkeit haben. Internationale Positionen der Abstraktion und konzeptuell fundierter Kunst in den Bereichen Malerei, Skulptur, Installation, Fotografie und Video sind im Galerieprogramm kontinuierlich präsent.

JONGSUK YOON: YELLOW TO PINK

1 Jun 2022 - 27 Aug 2022

Yongsuk Yoon. Exhibition view. Photos: Markus Wörgötter, Courtesy Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder

JONGSUK YOON: YELLOW TO PINK

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