Seit den frühen 1980er-Jahren lebt die argentinisch-schweizer Künstlerin Vivian Suter in Panajachel, Guatemala, am Ufer des von Vulkanen umgebenen Atitlán-Sees auf einer ehemaligen Kaffeeplantage fernab der Kunstwelt und viele Jahre von dieser auch weitgehend unbeachtet. Seit ihrer Teilnahme an der documenta 14 in Athen und Kassel (2017) findet ihre Arbeit jedoch große Beachtung und wird international ausgestellt.
Ihr malerisches Oeuvre spiegelt vor allem seit zwei verheerenden Naturkatastrophen in den Jahren 2005 und 2010 – gewaltige Erdrutsche, die ihre in einer Scheune gelagerten Arbeiten mit Schlamm überzogen und vermeintlich zerstörten – ein enges Zusammenspiel von Kunst und Natur wider. Diese Ereignisse stellen quasi einen Wendepunkt im künstlerischen Schaffensprozess dar, haben sie doch das Verständnis der Künstlerin von Autorschaft und kreativem Prozess grundlegend und nachhaltig verändert. Betrachtete sie die Spuren der Naturereignisse zunächst noch als Zerstörung ihrer Leinwände, änderte sie ihre Perspektive darauf radikal und begriff fortan das Wechselspiel mit der Natur als produktiven kreativen Prozess. Seitdem arbeitet sie an ihrem beeindruckenden malerischen Werk im Atelier und unter freiem Himmel und setzt die meist großformatigen, farbkräftigen Malereien bewusst auch der Witterung aus. Der tropische Garten ist ihre Spielfläche, die Leinwände liegen auf dem sandigen Boden oder hängen an Bäumen; Staub, Matsch, Blätter, Mangos und Insekten hinterlassen ihre Spuren, ebenso wie ihre Hunde, die über die Leinwände spazieren oder darauf liegen – ihre Malerei ist sowohl von organischen Prozessen, dem Prinzip der Metamorphose, als auch dem Zufall beeinflusst.
In der für sie charakteristischen Weise hängen in der ersten umfassenden institutionellen Ausstellung in Österreich rund 400 lose Leinwände aus unterschiedlichen Schaffensperioden dicht an dicht von der Decke und an den Wänden und schaffen eine Situation nicht unähnlich der, in der sie entstanden sind – dem dichtbewachsenen dschungelartigen Grundstück der Künstlerin.
Vereinigung bildender KünstlerInnen Wiener Secession
Im Sinne ihres Mottos „Der Zeit ihre Kunst. Der Kunst ihre Freiheit“ präsentiert die Secession in international ausgerichteten Einzel- und Themenausstellungen relevante künstlerische Ausdrucksformen der Gegenwart. Die Vereinigung bildender KünstlerInnen Wiener Secession ist das weltweit älteste unabhängige, der zeitgenössischen Kunst gewidmete Ausstellungshaus, das stets von Künstlerinnen und Künstlern geführt wurde.
Vivian Suter: A Stone in the Lake
28 Apr 2023 - 18 Jun 2023
Secession, Friedrichstraße, Wien, Österreich
Vivian Suter, A Stone in the Lake, Ausstellungsansicht, Secession 2023, Foto: Lisa Rastl