VIENNA ART WEEK 2025

Wie sehen unsere Direktor:innen die Rolle ihrer Institutionen als ‚LEARNING SYSTEMS‘? – Teil 1

Hinter der VIENNA ART WEEK steht der Trägerverein Art Cluster Vienna, wo Wiens führende Kunstinstitutionen vertreten sind. Wir haben unsere Mitglieder gefragt: Was bedeutet „Learning Systems“ für ihre Institution? Hier sind ihre Antworten.

Foto: Marlene Fröhlich, marlene.at

Museen sind Lernräume. Begegnung. Irritation. Erkenntnis. Menschen, Kunst, Objekte, Perspektiven – alles trifft aufeinander. Wissen entsteht, wird geteilt, hinterfragt.

Und mehr noch: Museen eröffnen neue Blicke, fordern heraus, denken weiter. Kunst als Auslöser – für Verstehen und Veränderung.

Das Dom Museum Wien ist genau das: Plattform für persönliches Lernen. Und für gesellschaftspolitischen Dialog.

Foto: Andreas Tischler © Heidi Horten Collection

Wissen entsteht nicht nur in Klassenzimmern oder Hörsälen.

In der Heidi Horten Collection verstehen wir Lernen als situativen, erfahrungsbasierten Prozess. Wenn Kinder und Jugendliche nach kostenlosen Workshops begeistert das Museum verlassen, zeigt sich, was informelles Lernen leisten kann: Teilhabe ermöglichen, Neugier entfachen, Barrieren abbauen.

Kunst wird dabei zum aktiven System des Austauschs und Verstehens – ein Raum, in dem Perspektiven entstehen und weitergegeben werden, jenseits formalisierter Bildungsstrukturen.

© Ouriel Morgensztern

Museen sind zentrale Akteure in zeitgenössischen „Learning Systems“. Ihre Aufgabe und Verantwortung geht über die Bewahrung von Kulturgütern hinaus. Museen kontextualisieren, vermitteln und prägen aktiv kollektive Erinnerung.

Durch kuratorische Entscheidungen und Sammlungspolitiken beeinflussen sie, welche Narrative und künstlerischen Positionen sichtbar bleiben. Im Zuge der digitalen Transformation eröffnen Technologien wie Künstliche Intelligenz neue Vermittlungsformen, werfen aber auch ethische Fragen auf.

Museen beeinflussen durch ihre kuratorischen, bildungspolitischen und technologischen Entscheidungen nachhaltig mit, wie Wissen generiert, vermittelt und erinnerungskulturell verankert wird.

© Stefan Oláh

Die Kunst als spezieller Wissensspeicher speist Learning Systems in ebenso besonderer Weise, und die Entwicklung ist ebenso rasant wie ungewiss.

Auch das Museum ist ein Learning System – nicht nur durch den Erhalt von Wissen, sondern durch dessen ständige Neuverknüpfung in unterschiedliche Richtungen und an unterschiedliche Systeme. Mit Hito Steyerl und TURNING PAGES zeigen wir zwischen AI und Künstler:innenbuch ein Spannungsfeld von Wissenserwerb, gesellschaftlicher Auseinandersetzung und Technologie.

Die VIENNA ART WEEK wird in diesem Jahr an allen Schauplätzen zu einem großen Netzwerk solcher Systemanknüpfungspunkte.

Der Vorstand der Vereinigung bildender Künstler:innen Wiener Secession (von links nach rechts): Philipp Fleischmann, Jun Yang, Ulrike Müller, Sophie Thun, Michael Part, Ricarda Denzer, Ramesch Daha (Präsidentin der Secession), Lisl Ponger, Axel Stockburger, Barbara Kapusta, Nick Oberthaler, Anna Witt, Wilfried Kühn, Foto:Natascha Unkart / Secession

Das Lernen ist ein Prozess, der von Machtverhältnissen, Ideologien und Ausgrenzungsmechanismen geprägt ist – Themen, die wir in unserer Programmierung gezielt adressieren, wenn wir Künstler:innen einladen, die sich mit alternativen Wissensnetzwerken auseinandersetzen.

Und auch auf struktureller Ebene treibt uns die Frage von Partizipation um. Durch Leichte Sprache, ÖGS-Führungen und ein Tastmodell des Gebäudes verbinden wir das Verlernen von hierarchischen und marginalisierenden Praktiken mit einem inklusiven Blick auf Fragen unserer Zeit.

© Wirtschaftsagentur Wien. Foto: Paul Bauer

Wien ist ein Ort, an dem Kunst, Technologie und Wirtschaft voneinander lernen und sich gegenseitig inspirieren.

‘Learning Systems’ heißt für uns: digitale Tools so klug einzusetzen, dass kreative Prozesse und forschungsbasiertes Wissen nicht nur praxisnahe Innovation hervorbringen, sondern auch den Boden für bahnbrechende, zukunftsweisende Lösungsansätze bereiten.

Davon profitiert nicht nur der Wirtschaftsstandort Wien, sondern letztlich auch alle Wienerinnen und Wiener.