KALENDER

Avantgarde und Gegenwart
15/09/2021 — 19/02/2023
Belvedere 21 – Museum für zeitgenössische Kunst
Arsenalstraße 1, 1030 Wien
Die Sammlung Belvedere von Lassnig bis Knebl
Greta Freist, Friedensreich Hundertwasser, Maria Lassnig, Padhi Frieberger, Günter Brus, VALIE EXPORT, Heimo Zobernig, Elke Silvia Krystufek, Ashley Hans Scheirl und Jakob Lena Knebl: Werke dieser und vieler anderer österreichischer Künstler*innen befinden sich in der Sammlung des Belvedere und machen die Faszination des Bestandes aus dem 20. sowie dem 21. Jahrhundert aus. Die Ausstellung Avantgarde und Gegenwart bringt eine hochkarätige Auswahl gegenwärtiger und historischer Positionen aus der Sammlung sowie aus der vom Belvedere verwalteten Artothek des Bundes in ein produktives Wechselspiel. Die Sammlung wird als ein dynamisches Gefüge von Konstellationen begriffen, das auf Kontinuitäten und Brüche, Relevanzen und Redundanzen hin befragt wird. Verschiedene Erzählstränge vermitteln Zugänge zur Kunst von den 1930er-Jahren bis heute und zeigen wesentliche Strömungen und Tendenzen auf.
Jakob Lena Knebl, Joan, 2019, Belvedere, Wien, Johannes Stoll

책거리 Chaekgeori Our shelves Our selves
Anlässlich des 130-Jahr-Jubiläums der österreichisch-koreanischen diplomatischen Beziehungen zeigt das Weltmuseum Wien in Zusammenarbeit mit herausragenden koreanischen Künstler*innen, die diese Werke in den letzten Jahren schufen, in drei Galerie-Räumen die Ausstellung 책거리 Chaekgeori – Our shelves Our selves
Chaekgeori (koreanisch: 책거리, übersetzt „Bücher und Dinge“) bezeichnet in der koreanischen Genremalerei ein Arrangement von Büchern, Regalen und diversen Gegenständen und Kostbarkeiten. Ursprünglich geht das Sujet auf mehrere chinesische Ideenkonzepte zurück, wie die Sammlung und Wertschätzung konfuzianischer Klassiker, von Schriftrollen mit Kalligrafie und Malerei, antiken Ritualgefäßen der chinesischen Bronzezeit, Porzellangefäßen und dekorativen Ziergegenständen. Daneben waren aber auch Tier- und Pflanzendarstellungen beliebt: Schmetterlinge, Mandarinenten, Karpfen, Kraniche oder Hirsche bzw. Lotos, Päonien, Chrysanthemen, Pfirsiche, Granatäpfel, Melonen oder die Zitrusfrucht citrus medicus, „Buddhas Hand“ genannt. All diese Motive drücken positive Wünsche nach Gesundheit, Glück, Reichtum und Überfluss aus. Die Darstellungen spielen zudem mit Verstecken und Entdecken.
Book on Book 책속의 책, LEE Hwa Young 이화영 , 2021 © LEE Hwa Young 이화영

GREGOR SAILER: Unseen places
Unzugängliche Landschaften, abgeriegelte Territorien oder militärische Sperrgebiete: Gregor Sailer zeigt in seinen Arbeiten surreale Architekturen an den Randzonen menschlicher Zivilisation.
Der Künstler interessiert sich für die bauliche Veränderung von Landschaft und die komplexen politischen, militärischen und wirtschaftlichen Implikationen von Architektur. Das führt ihn in entlegene, unwirtliche Weltgegenden, potemkinsche Dörfer und an Orte, die nur für wenige Menschen erreichbar sind. Sailers Fotos sind menschenleer, die Gebäude darauf wirken oft wie Skulpturen. Ob Klimawandel, politische Konflikte oder ein übersteigertes Sicherheitsbedürfnis – Sailers Bilder offenbaren, welche Dynamiken zur Existenz dieser Orte führen.
Das KUNST HAUS WIEN widmet dem Fotokünstler seine erste große Ausstellung in Österreich. Sailers Bilder eröffnen den Zugang zur Welt der Fakes, Kopien und Kulissen und hinterfragen diese mitunter absurden Auswüchse unserer heutigen Gesellschaft. Die Arbeiten Gregor Sailers verlangen monatelange Recherchearbeit und -aufenthalte unter extremen Bedingungen, etwa in der Arktis bei minus 50 Grad. Der 1980 geborene Tiroler Künstler wurde vielfach ausgezeichnet, seine Fotos wurden in zahlreichen Publikationen und Ausstellungen gezeigt und sind in öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten.
Kuratorin: Verena Kaspar-Eisert (KUNST HAUS WIEN)
Gregor Sailer, aus der Serie Polarsilkroad, Norway © Gregor Sailer

Das Tier in Dir
22/09/2022 — 26/02/2023
mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien
Museumsplatz 1,1070 Wien
Kreaturen in (und außerhalb) der mumok Sammlung
Die mumok Sammlung beinhaltet knapp fünfhundert Werke, die mit Tieren zu tun haben – eine beachtliche Anzahl, die die Frage aufwirft, was für ein Zoo eigentlich das Museum ist. Was wird hier wie dort verwahrt, beforscht und zur Schau gestellt, um die „Freiheit der Kunst“ und das „wild life“ zu schützen? Und in wessen Interesse?
Das Tier in Dir stellt sich solchen Fragen und nutzt die populäre Anziehungskraft von Tieren, um über die Natur von Sex, Hunger und Zuneigung nachzudenken sowie über Familien- und Geschlechterbeziehungen, Sozialisation und Domestizierung und nicht zuletzt über die andauernde Wirkung von Kolonialgeschichte. Wer nimmt wen an die Kandare? Wer stutzt wem die Flügel? Wer krault wem den Bauch?
In der Ausstellung geht es somit weniger um Tiere denn um Körper, die sich bewegen oder stillstehen, liegen oder stehen, sich ducken oder kriechen. Das Tier als Motiv dient als Ausgangspunkt, um zu einem materialistischen Verständnis von Kunst und Leben zu gelangen. Denn in der westlichen Welt ist „taming and framing“ das, was wir tun, um unser Territorium zu markieren und unsere Subjektivität zu behaupten.
Kuratiert von Manuela Ammer und Ulrike Müller
Ursula: Puppe, 1970. mumok - Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, ehemals Sammlung Hahn, Köln © Museum Ludwig, Köln

Essen und Trinken gehören zu den menschlichen Grundbedürfnissen, doch seit jeher übersteigt das gemeinsame Mahl die Funktion der bloßen Nahrungsaufnahme. Sinnlichkeit und Genuss, Stiftung von Gemeinschaft, Repräsentation des sozialen Status und rituelle Handlungen sind nur einige Aspekte, die sich mit dem Essen verbunden zeigen. Die Kunst reagiert seit jeher auf unsere Weisen des Mahlhaltens, indem sie unsere ausgewählten Speisen und Lebensmittel darstellt, analysiert, abstrahiert – kritisch und natürlich auch ironisch. Die Ausstellung verhandelt durch die Epochen und in unterschiedlichsten Medien – Plastik, Grafik, Malerei, Fotografie und Videokunst – unter anderem die gemeinschaftsstiftenden Aspekte des Mahls: in Familien, bei offiziellen Anlässen, im politischen wie religiösen Rahmen unterschiedlicher kultureller Kontexte.
Positionen von Marina Abramović, Sonja Alhäuser, Atelier Van Lieshout, Abraham van Beyeren, Lois Bielefeld, Pieter de Bloot, Thierry Boutonnier, Götz Bury, Joseph Beuys, Catrin Bolt, Elinor Carucci, Heinz Cibulka, Domenico Cresti gen. Passignano, Josef Danhauser, desertArtLAB, Martin Dichtl, Albin Egger-Lienz, Christian Eisenberger, Jan Fyt, Gaetano Gandolfi, Floris Gerritsz van Schooten, Geldorp Gortzius, Robert F. Hammerstiel, honey & bunny, Nelson Jalil, Ulrike Köb, Maria Lassnig, Meister des Friedrichaltars, Maha Malluh, Katharina Mayer, Veronika Merklein, Jan Miense Molenaer, Izumi Miyazaki, Anna Paul, Klaus Pichler, Dieter Roth, Zina Saro-Wiwa, Christoph Daniel Schenck, Astrid Schulz, Gregg Segal, Taryn Simon, Stéphane Soulié, Daniel Spoerri, Jan Steen, Maja Vukoje, Franz West, Werkstatt des Lucas Cranach d. Ä., Ramiro Wong sowie historische Künstler*innen, deren Namen nicht überliefert sind.
Kuratorin: Johanna Schwanberg
Izumi Miyazaki, Broccoli (Detail), 2017, Izumi Miyazaki. © Izumi Miyazaki

Lueger Temporär
Die 1926 errichtete Denkmalanlage zur Erinnerung an den von 1897 bis 1910 amtierenden Wiener Bürgermeister Karl Lueger ist heute in der Öffentlichkeit heftig umstritten. Und das nicht ohne Grund: Karl Lueger (1844 -1910) verstand es schon zu Lebzeiten geschickt, einen beispiellosen Kult um seine Person aufzubauen und die Menschen als „Modernisierer“ und „Anwalt der kleinen Leute“ in seinen Bann zu ziehen. Mit radikal rassistischer Rhetorik machte er einen neuartigen populistischen Antisemitismus zu (s)einem politischen Programm.
Mit der Installation Lueger Temporär erweitern Nicole Six und Paul Petritsch die Diskussion zum Denkmal um weitere Spuren Luegers in der Stadt.
Six/Petritsch: Installation, 2022, Doktor-Karl-Lueger-Platz, 1010 Wien ©Iris Ranzinger/KÖR GmbH

STEFANIE MOSHAMMER: We Love Our Customers
Frauenhände mit rosa Kunstnägeln, verziert mit Logos von Luxusmarken, streicheln ausrangierte Kleidungsstücke. Sie erkunden haptisch jedes Detail des Textils, liebkosen es regelrecht. Daneben tritt ein funktionslos gewordener, weil verbogener metallener Kleiderständer in Erscheinung.
Stefanie Moshammers fortlaufende Serie We Love Our Customers spielt mit unserer Wahrnehmung der heutigen Konsum- und Markenkultur. Die Künstlerin untersucht auf humorvolle und scharfsinnige Art und Weise unsere Beziehung zu Kleidungsstücken zwischen Tradition und Gegenwart, zwischen Wertschätzung und Massenprodukt. Die in der Ausstellung versammelten Arbeiten kokettieren mit dieser Wertedichotomie und dem Kontrast von organischen Materialien und entfremdeten, maschinellen Versatzstücken. Neben digital generierten Texten und Found-Footage-Videos dient der Künstlerin die Stoffsammlung ihrer Großmutter als Ausgangsmaterial.
Kuratorin: Sophie Haslinger
Stefanie Moshammer, She is but a trendy deal, 2022, Full HD, color, sound. Video still © Stefanie Moshammer

TILLA DURIEUX: Eine Jahrhundertzeugin und ihre Rollen
Sie war gefeierter Theater- und Filmstar, moderne Frau der 1920er-Jahre, politisch engagierte Zeitgenossin und galt als die am meisten porträtierte Frau ihrer Epoche. Die Rollen von Tilla Durieux (1880–1971) waren ebenso vielfältig wie auch die Liste der Künstler*innen, denen sie Modell saß: unter ihnen Auguste Renoir, Max Slevogt, Lovis Corinth, Franz von Stuck, Charley Toorop, Ernst Barlach, Oskar Kokoschka, Max Oppenheimer oder die Fotografinnen Frieda Riess und Lotte Jacobi.
Die in Wien geborene Ottilie Helene Angela Godeffroy wollte seit ihrer Kindheit zur Bühne und änderte ihren Namen in Anlehnung an den Geburtsnamen der Großmutter in Tilla Durieux. Nach der Schauspielausbildung in ihrer Heimatstadt schaffte es Durieux über Stationen in Olmütz und Breslau 1903 zu Max Reinhardt nach Berlin. Nach einigen kleineren Rollen, gelang ihr mit dem Part der Salomé in Oscar Wildes gleichnamigen Stück der Durchbruch – die Geburtsstunde des Mythos Tilla Durieux. Es folgten Engagements in allen wichtigen Häusern Europas und neue, herausfordernde Rollen–nicht nur auf der Bühne, sondern auch vor der Kamera.
Durch ihren ersten Ehemann, den Künstler Eugen Spiro, erlangte Durieux erstmals Zugang zur bildenden Kunst und den entsprechenden Kreisen; durch ihren zweiten Ehemann, den Kunsthändler und Verleger Paul Cassirer, wurde sie selbst Teil davon. Als Bildmotiv wie als Sammlerin blieb Durieux bis zum Beginn der Naziherrschaft in Deutschland aktiv. Sie zeigte sich nicht nur künstlerisch engagiert, sondern ebenso in sozialen wie politischen Fragen: Ob nun während des Zürcher Exils im Ersten Weltkrieg, in den Wirren der Münchner Räterepublik oder im Zagreber Widerstand gegen den Nationalsozialismus.
In einer umfassend angelegten Schau geht das Leopold Museum erstmals der Faszination, die Tilla Durieux bereits bei ihren Zeitgenoss*innen auslöste, auf den Grund und folgt anhand von Bildnissen quer durch alle Medien den Spuren dieser schillernden Persönlichkeit. Durch kaum ausgestelltes Archivmaterial und internationalen wie nationalen Leihgaben wird Durieuxs Karriere, ihr soziales und künstlerisches Umfeld sowie ihr von politischen Umbrüchen geprägtes Leben umfassend beleuchtet.
Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Georg Kolbe Museum und dem Archiv der Akademie der Künste, Berlin.
EUGEN SPIRO, Dame mit Hund (Tilla Durieux), 1905 © Privatsammlung, Foto: Leopold Museum, Wien © Bildrecht, Wien 2022

Farbe in Schwarz-Weiß – Josef Löwys photographische Drehscheibe (1888–1891)
28/10/2022 — 1/05/2023
KUNSTHISTORISCHES MUSEUM WIEN
Maria-Theresien-Platz, 1010 Wien
Ansichtssache #26
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Techniken der photographischen Kunstreproduktion perfektioniert, und die Photographie nach Gemälden entwickelte sich als neuer Erwerbszweig. In diesem Kontext weckte auch die kaiserliche Gemäldesammlung international Interesse. Die anstehende Übersiedlung der Sammlung vom Schloss Belvedere in das neuerrichtete Museum am Ring wurde als Gelegenheit ergriffen, erstmals die Gemälde Alter Meister systematisch photographieren zu lassen. Die Schwierigkeit bestand darin, die Farbigkeit der Bilder in Schwarz-Weiß-Aufnahmen wiederzugeben.
Die Ausstellung zeigt Gemälde, Glasnegative, Originalabzüge sowie technische Zeichnungen Löwys und erläutert die von ihm verwendeten fortschrittlichen technischen Verfahren der Reproduktionsphotographie.
War in Heaven, Creation of Eve, Fall and Expulsion

Einstweilen wird es Mittag
Wie ist es dazu gekommen, dass wir nicht arbeiten, um zu leben, sondern vielmehr leben, um zu arbeiten – und dass wir uns eine andere Lebensweise nur schwer vorstellen können? Inspiriert von der berühmten Marienthal-Studie dreht sich Einstweilen wird es Mittag um Fragen wie diese. Die internationale Gruppenausstellung reflektiert die Veränderungen im Bereich der Arbeit in den letzten Jahrzehnten, die durch die Covid-19-Pandemie noch sichtbarer geworden sind, und denkt nach über die Modalitäten kollektiven Handelns und der politischen Vorstellungskraft, die solche globalen Ereignisse für die Arbeit mit sich bringen.
Um sich diesen Themen zu nähern, bewegen sich die Kunstwerke in der Ausstellung zwischen mehreren Aspekten: Krise und sozialer Zusammenbruch sowie historische und zeitgenössische Formen kollektiven Handelns und der Organisation von Arbeiter*innen werden von Lamin Fofana, Adelita Husni-Bey, Problem Collective und Bassem Saad verhandelt. Arts of the Working Class und bare minimum collective befassen sich mit anderen Formen des Zusammenseins, wie sozialen Bindungen und Praktiken, die die zentrale Stellung der Arbeit in Frage stellen und die Zeit als Grundlage der Freiheit zurückfordern, während Vina Yun in Zusammenarbeit mit Tine Fetz, Moshtari Hilal, Sunanda Mesquita & Patu und Ausländer die Arbeitsmigration und ihren künftigen planetarischen Charakter betrachten. Darüber hinaus wirft die Ausstellung auch einen Blick auf die spezifischen Bedingungen künstlerischer Arbeit und Praxis – anhand der Werke der 2019 verstorbenen Künstlerin Linda Bilda und Eva Egermanns Auseinandersetzung mit ihnen.
Künstler*innen: Arts of the Working Class • AUSLÄNDER mit den geladenen Gäst*innen HORIZONT Kollektiv • bare minimum collective • Linda Bilda • Eva Egermann • Lamin Fofana • Adelita Husni-Bey • Problem Collective • Bassem Saad • Vina Yun in Zusammenarbeit mit Tine Fetz, Moshtari Hilal, Sunanda Mesquita und Patu • …
Adelita Husni-Bey, On Necessary Work, Videostill, 2022, Courtesy die Künstlerin

JEAN-FRÉDÉRIC SCHNYDER | THE OTOLITH GROUP | PATRICIA L. BOYD
Jean-Frédéric Schnyder
Seit Ende der 1960er-Jahre hat der konzeptuell arbeitende Schweizer Künstler Jean-Frédéric Schnyder ein breites Oeuvre geschaffen, das Malereien, Fotografien, Skulpturen, Objekte und Installationen umfasst. In seiner künstlerischen Praxis ist er stets radikal offengeblieben. Ein Resultat seiner radikalen Offenheit ist ein Werk voller Diskontinuitäten. Betrachtet man Schnyders malerisches Werk seit dem Beginn der 1970er-Jahre, so entdeckt man zugleich überraschende Kontinuitäten und Brüche.
Jean-Frédéric Schnyder, geboren 1945 in Basel, lebt und arbeitet in Zug, Schweiz.
Programmiert vom Vorstand der Secession
Kuratiert von Jeanette Pacher
The Otolith Group
The Otolith Group, 2002 von Anjalika Sagar und Kodwo Eshun als von KünstlerInnen geleitetes Kollektiv gegründet, ist in London angesiedelt. Die Gruppe erforscht die zeitlichen Anomalien, anthropischen Inversionen und die synthetische Entfremdung des Posthumanen, des Inhumanen, des Nicht-Menschlichen und die Komplexität der Umweltbedingungen des Lebens, mit denen wir alle konfrontiert sind.
The Otolith Group ist ein in London ansässiges Kollektiv, das 2002 gegründet wurde.
Programmiert vom Vorstand der Secession
Kuratiert von Bettina Spörr
Patricia L. Boyd
Patricia L. Boyd thematisiert in ihrem Werk häufig die Wechselbeziehungen zwischen Präsentationstechniken und institutionellen Dynamiken, indem sie räumliche Eingriffe vornimmt, welche die Wahrnehmung und Bewegung der Betrachter*innen in den Ausstellungsräume verändern. Sie arbeitet mit einer Reihe von Medien, darunter Skulptur, Fotografie, Schreiben und Video.
Patricia L. Boyd, geboren 1980 in London, lebt und arbeitet in New York und London. Sie war bereits 2018 in der von Anthony Huberman kuratierten Gruppenausstellung Other Mechanisms in der Secession zu sehen und hatte seitdem vielbeachtete Einzelausstellungen im Münchener Kunstverein (2020), Front Desk Apparatus, New York (2019), Christian Andersen, Kopenhagen (2019) und Cell Project Space, London (mit Rosa Aiello, 2019).
Programmiert vom Vorstand der Secession
Kuratiert von Annette Südbeck
Jean-Frédéric Schnyder, Hans Schnyder 1959 – JF 2020 nach Winston Churchill, 2020. Courtesy der Künstler & Galerie Eva Presenhuber, Zurich / New York

Gerwald Rockenschaub: circuit cruise / feasible memory/regulator
Gerwald Rockenschaubs Werk ist geprägt durch das Prinzip der Reduktion auf wenige, aber wesentliche Elemente, Strukturen und Farbkontraste. Die Arbeiten des radikalen Minimalisten sind einfach und präzis, aber komplex. Sie reichen von den geometrisch-abstrakten Ölbildern der frühen 1980er-Jahre, die zur Neo-Geo-Bewegung gezählt werden, über industriell gefertigte Plexiglasplatten und riesige aufblasbare PVC-Objekte bis zu den jüngeren computergenerierten Animationen. Sparsame Eingriffe in die Architektur der jeweiligen Ausstellungsräume legen das Verhältnis von Betrachter*in, Kunstwerk und Raum offen und kehren es um.
© 2022 Gerwald Rockenschaub

and so on. Eine Gruppenausstellung
das weisse haus hat die in New York ansässige Kuratorin Kathy Cho eingeladen, eine Gruppenausstellung zum Thema Challenging Orders im Rahmen der Vienna Art Week zu kuratieren. Chos Ausstellung mit dem Titel „and so on“ zeigt Künstler:innen, die sich in ihrer Research mit Diaspora, Verlust und immaterieller Arbeit auseinandersetzen, wobei Melancholie und Verlust als Potenzial für mögliche Zukünfte begriffen werden. Die individuelle Bildsprache der einzelnen Künstler:innen wird in „and so on“ auf sensible und poetische Weise als Art lebendes Archiv begriffen. Rituale des Sammelns von Informationen und Objekten mittels digitaler Technologien werden dabei genauso untersucht wie was im Zuge von Diaspora-Bewegungen gewonnen wird und was verloren geht. In Bearbeitung von persönlichem und kollektivem Verlust begreifen die Künstler:innen Melancholie als aktiven Prozess und Ausgangspunkt für Sehnsucht und Lust auf die zukünftige Gegenwart.
Kuratorin: Kathy Cho
Künstler:innen:
Na mira,(and what for Joan?) SALIENCY SEA SEE TERRA INCOGNITA TOMORROW OR (or?) SERIF NOT SAND AND CHERISH AS STARS MOVE, 30.03.2021 © courtesy of the

mixed up with others before we even begin
Die Ausstellung mixed up with others before we even begin fokussiert auf Formen von Kontamination und untersucht Denk- und Arbeitsmodelle, die innerhalb der gegenwärtigen visuellen Kultur unterschiedliche, teils gegensätzliche Einheiten miteinander in Beziehung bringen.
Anhand aktueller künstlerischer Positionen, die in Dialog mit ausgewählten Werken der mumok Sammlung sowie mit Objekten der Sammlungen des Naturhistorischen Museums Wien treten, rückt die Mischform nicht nur als künstlerische, sondern auch als gesellschaftliche und politisch wirksame Leitlinie in den Vordergrund. Dabei geht es um Momente der Begegnung und des freundlichen Zusammenschlusses ebenso, wie um Momente des Aufeinanderprallens.
Künstler*innen: Leilah Babirye, Mariana Castillo Deball, Anetta Mona Chişa & Lucia Tkáčová, Nilbar Güreş, Nicolás Lamas, Slavs and Tatars
Nilbar Güreş: Contaminated Pina Colada, 2021. Oil on canvas, 50 × 40 cm. Courtesy of the artist and Galerie Martin Janda, Vienna

mixed up with others before we even begin
Die Ausstellung mixed up with others before we even begin fokussiert auf Formen von Kontamination und untersucht Denk- und Arbeitsmodelle, die innerhalb der gegenwärtigen visuellen Kultur unterschiedliche, teils gegensätzliche Einheiten miteinander in Beziehung bringen. Anhand aktueller künstlerischer Positionen, die in Dialog mit ausgewählten Werken der mumok Sammlung sowie mit Objekten der Sammlungen des Naturhistorischen Museums Wien treten, rückt die Mischform nicht nur als künstlerische, sondern auch als gesellschaftliche und politisch wirksame Leitlinie in den Vordergrund. Dabei geht es um Momente der Begegnung und des freundlichen Zusammenschlusses ebenso, wie um Momente des Aufeinanderprallens.
Künstler*innen: Leilah Babirye, Mariana Castillo Deball, Anetta Mona Chişa & Lucia Tkáčová, Nilbar Güreş, Nicolás Lamas, Slavs and Tatars
Lamas Nicolas, Posthuman Portrait Coral, 2021

Rajkamal Kahlon: Which Side Are You On?
Which Side Are You On? umfasst eine Auswahl von Arbeiten aus Rajkamal Kahlons über zwanzigjähriger künstlerischer Praxis sowie mehrere neue Auftragsarbeiten, die für die Ausstellung in der Kunsthalle Wien entstanden sind.
In ihren Arbeiten erforscht Kahlon die Verflechtungen von Macht und visuellen Regimen, indem sie Narrativen nachgeht, die als wissenschaftlich und objektiv gelten, zugleich jedoch einen großen Einfluss auf kollektive Vorstellungen haben und unsere Sichtweisen und Interpretationen der Dinge um uns herum entscheidend prägen.
Als Ausstellungstitel lädt die Frage „Which side are you on?“ [Auf welcher Seite stehst du?] die Besucher*innen ein, ihre Zustimmung zu oder gar Beteiligung an dem gewaltsamen Prozess des „Othering“ zu untersuchen – ein Prozess, der die Überlegenheit eines imaginierten „Wir“ erzeugt, indem man Menschen, die als „Andere“ konstruiert werden, Merkmale der Unterlegenheit zuschreibt. Durch den widerständigen Blick ihrer Protagonist*innen sprechen Kahlons Gemälde die Betrachter*innen direkt an und stellen die Frage, die im Ausstellungstitel enthalten ist: Wie seid ihr in die Gewalt und die Ungerechtigkeit, die euch umgeben, verwickelt?
Installation view: Rajkamal Kahlon. Which Side Are You On?, Kunsthalle Wien 2022, photo: www.kunst-dokumentation.com

The Fest – Zwischen Repräsentation und Aufruhr
Seit jeher haben Feste zu aktivistischen Experimenten oder auch zu künstlerischen Ansagen herausgefordert. So vermag bisweilen selbst ein Champagnerglas oder auch eine verbotene Kostümierung, ein immersiver Partysound oder eine Festinszenierung Überraschungen und sogar Provokationen auszulösen. Das Fest als ein flüchtiges Ereignis hat immer wieder Gestalter*innen aus Kunst, Architektur, Design und Musik veranlasst, Gestaltungstraditionen und Kunstdiskurse in die Exzesse einer wilden Nacht oder in die Feier eines würdigen Anlasses zu übersetzen. Umgekehrt haben diese vergänglichen Freiheiten neue Formate und Inhalte angeregt und ausgetestet. Feste dokumentieren gesellschaftliche Dringlichkeiten und dabei Veränderungen – im Großen wie im Kleinen. Die MAK-Ausstellung THE FEST. Zwischen Repräsentation und Aufruhr verlebendigt Kultur- wie Sozialgeschichte und thematisiert die Bedeutung von Gestaltungsstrategien für gelebte Alltagskultur.
Thematisch sind dem Festlichen kaum Grenzen gesetzt: Gefeiert wird aus religiösen und politischen Gründen, (wilde) Künstler*innen- und andere Feste überschreiten mitunter Tabus, private Feiern spiegeln gesellschaftliche Zusammenhänge wider. Zeitlich spannt die Ausstellung einen Bogen von der beginnenden Aufklärung über neue Festkalender einer sich formierenden Arbeiterklasse zu Zeiten der Industrialisierung bis hin zu aktuellen Formaten des Festlichen. Ob verwegene Maskenbälle des Rokokos, Feste künstlerischer Avantgarden der Zwischen- und Nachkriegszeit oder verbotene Raves: Sie alle werden mit ihrer subversiven Kraft in THE FEST ins Gedächtnis gerufen, diskutiert und zelebriert.
MAK Ausstellungsansicht, 2022, THE FEST © Markus Krottendorfer/MAK

Judith P. Fischer: „réflexion“
Judith P. Fischer „CURVE“, 2021 © Petra Rainer/Bildrecht

Versuch über die Schönheit
So lange es Kunst gibt, wohnt ihr das Streben nach Schönheit inne, genau so lange aber hadert sie mit ihr, widersetzt sie sich ihr, lehnt sie sich gegen sie auf, bricht sie mit ihr. Das eine bedingt das andere. Wie jedes Ideal bewahrheitet sich auch das Schönheitsideal im Widerspruch. Aus Hinwendung erwächst Abneigung, der bedingungslosen Hingabe folgt die kategorische Ablehnung — und umgekehrt. Genau dieses ewige Spannungsfeld zwischen der Affirmation und der Negierung des Schönen thematisieren die Werke in der Ausstellung „Versuch über die Schönheit“.
Galerie Crone Wien

Dürer, Munch, Miró. The Great Masters of Printmaking
Die ALBERTINA präsentiert einen Querschnitt durch sechs Jahrhunderte der Geschichte der Druckgrafik von Albrecht Dürer über Henri de Toulouse-Lautrec bis zu Kiki Smith und Damien Hirst. Das konzipierte Ausstellungsduett – an beiden Standorten der ALBERTINA – reicht von Werken des späten Mittelalters bis hin zu den Prints der Gegenwartskunst. Die beiden Ausstellungen werden gleichsam durch eine Dritte erweitert, die allein dem wichtigsten Druckgrafiker des 20. Jahrhunderts gewidmet ist: Picasso.
Der erste Teil Dürer, Munch, Miró. The Great Masters of Printmaking wird Ende Jänner in der ALBERTINA eröffnet. Er präsentiert herausragende Werke der „Alten Meister“ – u. a. Albrecht Dürer, Pieter Bruegel, Rembrandt van Rijn – und führt herauf zu den beeindruckenden Werken der Moderne und der zeitgenössischen Kunst.
Joan Miró | Ohne Titel, 1974 | ALBERTINA, Wien | © Successió Miró / Bildrecht, Wien 2023

JOHANNES KOFLER: keine geschichten zu später stunde
Die Galerie Elisabeth & Klaus Thoman freut sich, die erste Einzelausstellung von Johannes Kofler zu präsentieren.
Mit großer Beharrlichkeit treibt Johannes Kofler die Entwicklung seines Werkes voran, wohl wissend um die Herausforderungen, einen eigenständigen Beitrag zur zeitgenössischen Malerei leisten zu können. „Eine Malerei, die das Leben feiert und ein Leben, das die Malerei feiert“. (J.K. 2020) Motive liefert der Augenblick und das Alltägliche, das Erlebte und die oft humorvolle Idee, es geht um das Wie, nicht um das Was und doch erzählen die Titel eine Geschichte, die in den jüngsten Bildern (Herbsthimmel, 2022) schon ganz der Phantasie des Betrachters überlassen wird, die Bilder gehen in die Abstraktion. Die italienische Transavanguardia, hier vielleicht vor allem Ernesto Tatafiore, beeinflussen Koflers Bildauffassung ebenso wie die hoch elaborierte Bildwelt und Malerei eines Peter Doig oder die Farb-Formandersetzungen in der Malerei von Maria Lassnig. Kofler ist ehrgeizig in seiner Arbeit, und fast alle Werke der letzten Jahre bestätigen, dass sich die Ergebnisse lohnen.
Johannes Kofler, o.T. (Paar, Bär und Löwe), 2019

Rui Miguel Leitão Ferreira: NEW PAINTINGS FROM THE LAKE
Mit New Paintings from the Lake zeigt Rui Miguel Leitão seine erste Einzelausstellung im Showroom der Galerie Krinzinger. Jeder See ist einzigartig. Doch jeder See gleicht auch anderen Seen in dem Sinne, dass wir uns an sie erinnern, sie etwas für uns evozieren oder wir sie sogar mit anderen verwechseln. Ein See ist ein bestimmter Abschnitt eines Gewässers, das im Gegensatz zum Meer oft vor dem Horizont aufhört, von unserem Blick erfasst werden kann und daher die trügerische Gewissheit entstehen lässt, dass wir es kennen. Wasser, das von Uferrändern oder von grünen Hügelhängen eingegrenzt wird, sei es trübes oder einfach dunkles Wasser; Wasser, das bewegungslos oder nicht besonders aufgewühlt ist; rätselhaftes Wasser, von dessen Fremdheit die Anrainer oder einfach die, die sich in der Nähe aufhalten, angesteckt werden.
Rui Miguel Leitão Ferreira, Untitled, 2022

Mit der Ausstellung FALTEN entschlüsselt die MAK-Sammlung Asien die Vielschichtigkeit des Phänomens „Falten“ im Hinblick auf technische, gestalterische, körperliche, symbolische und kulturelle Dimensionen. Die transmedial konzipierte Schau beleuchtet „Falten“ multiperspektivisch aus Sicht der Design-, Kultur- und Ideengeschichte sowie der Kulturanthropologie. Von einem umfassenden Falten-Begriff ausgehend, werden Falten nicht nur in Form von stofflichen Entwürfen und als Gestaltungsmethode präsentiert. Sie werden auch als kulturelle Praktiken und als Topos ästhetischer Distinktion diskutiert, um ihre breiten Facetten als Kulturtechnik und ihre philosophisch-symbolischen Dimensionen aufzuzeigen. Zu sehen ist ein breites Spektrum von Objekten: von Textilien und Papierarbeiten über Möbel bis hin zur Malerei. Die transregional zusammengestellten Exponate stammen teils aus der MAK-Sammlung und werden durch Leihgaben ergänzt.
© FURUKAWA Aika

SURREAL! Vorstellung neuer Wirklichkeiten
100 Werke von über 50 Künstler:innen aus der Sammlung Klewan und zahlreiche Schriften beleuchten das spannungsreiche Verhältnis zwischen Surrealismus und Psychoanalyse – einen Angelpunkt dieser Beziehung bildet dabei die Wiener Berggasse 19: schon für André Breton und Salvador Dalí repräsentierte der Ursprung der Psychoanalyse einen Sehnsuchtsort. Übereinstimmungen und Unterschiede zwischen surrealistischen und psychoanalytischen Auffassungen werden in der Ausstellung ebenso sichtbar wie die vielfältigen Bezüge der künstlerischen Avantgarde zu Freuds Wissenschaft vom Unbewussten – u. a. mit Werken von Herbert Bayer, Hans Bellmer, Victor Brauner, Salvador Dalí, Giorgio de Chirico, Max Ernst, Conroy Maddox, André Masson, Meret Oppenheim, Pablo Picasso, Alberto Savinio, Toyen (Marie Čermínová) und Dorothea Tanning.
„SURREAL! Vorstellung neuer Wirklichkeiten“ ergründet die Einflüsse der Psychoanalyse auf den Surrealismus, der sich ihrer Theorien zu Trieben, Träumen, Verschiebungen und Verdichtungen – mitunter auch mittels produktiver Missverständnisse – auf so vielfältige Weise bediente.
Herbert Bayer, The Lonely Metropolitan, 1973 (1936) © Bildrecht, Wien 2022

NITSCH. A HOMAGE BY PAUL RENNER
Unter dem Titel „NITSCH a homage by …“ präsentiert die Nitsch Foundation gemeinsam mit Rita Nitsch Werke von Vorbildern und Wegbegleiter_innen sowie von Künstler_innen deren Entwicklung durch Hermann Nitsch und sein fortwirkendes Gesamtkunstwerk entscheidend geprägt wurden.
Parallelen und überschneidende Aspekte in ihren Arbeiten machen neue Zusammenhänge und Verschränkungen künstlerischer Prozesse sichtbar. Die Ausstellungen thematisieren jeweils eine individuelle und persönliche Facette in der Besucher_innen Nitschs Oeuvre sowie die Weiterentwicklung seines Wirkens kennenlernen.
PAUL RENNER
SCHAUEN, RIECHEN & PRESSEN
„Seit Jahren interessiert mich Malerei, die auf eine intensive Sinnlichkeit abzielt. Die Wahrnehmung richtet sich über die Form auf die zur Darstellung gebrachten Materialien. Die Gestaltungsmittel sind Lebensmittel, Pflanzen, Säfte und Samen, die mit Harz, Wachs und Farbe vermischt werden. Es entsteht ein Herbarium, das jeder Logik und Wissenschaftlichkeit im heutigen Sinn entbehrt.“ – Paul Renner
Paul Renners Idee von Kunst verlangt nach einer Form der Inszenierung, die über das Malen eines Bildes hinausgeht und auf eine intensive Sinnlichkeit abzielt. Der Akt und die Form der Verdichtung beschäftigt Renner seit jeher – gepresster Most, gestampftes Kraut, Speck zwischen Steinplatten, Beeren zu dickflüssigem Mus verkocht, geschleuderter Honig, ausgedrückte Früchte, welche zwischen Fingern und Zehen hervorquellen, geklopftes, geräuchertes, gepresstes Fleisch – die Pressung und Verdichtung geht in Renners Vorstellung mit der Verwesung unserer eigenen Existenz einher:
„Die Existenz wird zerdrückt, zermalmt, verfestigt, vergoren und löst sich in einem unsichtbaren Nebel auf. Der Holunder-Sekt explodiert im Keller. Das Pilzmyzel kriecht die Wände hoch. Ich wähne mich auf der anderen Seite. Existenz ist permanente Verwesung.“
Speziell für diese Ausstellung zeigt Renner den neu geschaffenen Zyklus „schauen, riechen & pressen“. Im Mittelpunkt steht das monumentale Gemälde die Honigwand – bestehend aus mit Blattgold überzogenem Dammar, mit eingegossenen Nestern aus Zweigen, Bienenwaben, Samen, Früchten, Schalen, Säften und Pflanzen.
Detail aus Honigwand © PaulRenner

Christine Sun Kim: Cues on Point
Christine Sun Kims Kunst ist voller Rhythmus und Dynamik. Ob kleinformatige Zeichnungen oder raumfüllende Wandzeichnungen, ob Internet-Memes, Textbotschaften im öffentlichen Raum oder Spruchbanner, die von Flugzeugen über den Himmel gezogen werden: Die Arbeiten sprühen vor Energie und scheinen die Beengung und Beschränkungen ihres Raumes sprengen zu wollen. Ihre Zeichnungen sind grafisch und reduziert und können im Wesentlichen in zwei Kategorien unterteilt werden: Eine verwendet Infografiken, während die andere das formale Repertoire von Comics übernimmt, vor allem Geschwindigkeitslinien zur Vermittlung von Aktion und Reaktion.
Sprache, Sound, Körper, Identität und Diaspora, Übersetzung, Hierarchisierung, Ausschlussprinzipien und gesellschaftliche Normen sind einige der wesentlichen Themen, denen sich die Künstlerin in ihrem formal vielfältigen Werk widmet. In vielen ihrer Arbeiten teilt sie dem Publikum mit, wie es sich anfühlt, von der Mehrheitsgesellschaft der Hörenden strukturell und systematisch ausgeschlossen zu werden; immer den Regeln der anderen ausgesetzt zu sein und sich viele Möglichkeiten erst erkämpfen zu müssen. Kims Kunst ist unverkennbar politisch: Ihr zentrales Anliegen ist die Forderung nach mehr Sichtbarkeit für Taube und eine breitere Anerkennung des Zugangs für Menschen mit Behinderung im Allgemeinen.
Christine Sun Kim, Alphabet From the Speller's Point of View, 2019, Courtesy the artist and François Ghebaly Gallery, photo: Peter Harris Studio

MARCIN JASIK: EVERYTHING IS AHEAD OF US, NOTHING IS AHEAD OF US
Marcin Jasik, geboren 1990 in Warschau, war 2022 Finalist beim STRABAG Artaward International in Wien. In seiner Ausstellung everything is ahead of us, nothing is ahead of us in der STRABAG Artlounge zeigt er aktuelle ungegenständliche Malerei. Seine Arbeiten entstehen aus einer konsequenten Auseinandersetzung mit der Geschichte der abstrakten Malerei, ebenso sind sie Resultat der eigenen malerischen Erfahrungen. Zum Beispiel tauchen in einigen Werken Zitate auf, so erinnern manche der Formprägungen und verwendeten Materialien an die archaischen Bildkompositionen von Antoni Tàpies. Sie verweisen auf das Eingebundensein des zeitgenössischen Künstlers in die Geschichte der Malerei, auf seine Vorlieben und auf ähnliche Fragestellungen. Die fast spartanisch gesetzten formalen Strukturen der Bilder von Marcin Jasik sind poetische Systeme, die durch Formbildungen wie Linien oder Farbflächen malerische Räume entstehen lassen. Jasik erschafft so Bildkonstrukte aus ruhigen Proportionen und Gewichtungen von Formen und Flächen mit äußerst sensibel gesetzten Farbakzenten. Alles in dieser Malerei scheint flüchtig und ist doch wohlüberlegt. Andreas Hoffer
Marcin Jasik, untitled, 2022, acrylic, marker on canvas, two artworks à 190 x 140 cm, © Marcin Jasik

ON THE ROAD AGAIN – Künstler*innen einmal fast um die Welt
Mit der Ausstellung ON THE ROAD AGAIN finden 24 Projekte zeitgenössischer Kunst aus Österreich, konzipiert und realisiert für 23 Städte rund um die Welt, für eine gemeinsame Abschlusspräsentation in Wien zusammen. Das gleichnamige Projekt erstreckte sich über einen Zeitraum von drei Jahren – Ausschreibung und Auswahl 2021, Projektumsetzung 2022, Gruppenausstellung 2023.
Die Idee war es, das österreichische Auslandskulturnetzwerk und dessen Ressourcen für eine Post-Covid-Initiative zu nutzen, um Künstler*innen zu neuen Projekten rund um die Welt zu animieren. On the Road Again sollte dabei die erste gemeinsame Ausschreibung der Österreichischen Kulturforen für Künstler*innen aus den Bereichen bildende Kunst und Medienkunst werden. Gesucht wurden sich mit dem Thema der Ausschreibung und dem jeweiligen Gastland auseinandersetzende Konzepte für neue künstlerische Arbeiten bzw. ortsspezifische Installationen für die Österreichischen Kulturforen folgender Städte: Arad (Kulturforum Tel Aviv), Belgrad, Berlin, Bratislava, Budapest, Bukarest, Instanbul, Kyjiw, Krakau, Ljubljana, London, Mexiko-Stadt, New York, Prag, Rom, San Francisco, Sarajevo, Teheran, Tianjin (Kulturforum Peking), Tokyo, Warschau, Washington, Zagreb.
Umbruch in Gesellschaft und Ökologie – Künstler*innen stellen sich Realitäten, die uns alle weltweit betreffen: So lautete das übergeordnete Thema der Ausstellung. Unsere Gesellschaft ist im Umbruch, ebenso wie das wirtschaftliche und politische Umfeld, in dem wir leben. Mit dem russischen Angriff auf die Ukraine ist der Krieg zurück in Europa. Und es ist die Welt selbst, die sich verändert, nicht zuletzt durch das sorglose Tun des Menschen. Angesprochen werden sollte ein möglichst breites Spektrum gegenwärtigen österreichischen Kunstschaffens, jenseits von Altersgrenzen, jenseits der Frage der Staatsbürgerschaft. Lediglich ihren Lebens- und Arbeitsmittelpunkt sollten die teilnehmenden Künstler*innen in Österreich haben.
Olaf Osten

LandRush
23/02/2023 — 7/05/2023
Q21/MuseumsQuartier Wien
MuseumsQuartier Wien, MQ Libelle, Museumsplatz 1, 1070 Wien
Mit LandRush dokumentieren die beiden die sozialen und ökologischen Folgen globaler Landwirtschaft. Dafür arbeiten sie mit Landwirt:innen, Fischer:innen, Wissenschaftler:innen, indigenen Bäuerinnen und Bauern und Aktivist:innen zusammen, um Themen wie Saatgut-, Wasser- und Landrechte, Umweltgerechtigkeit, Klimawandel und die Zukunft der Landwirtschaft weltweit zu untersuchen. Sowohl globale Zusammenhänge und individuelle Ansätze werden dabei beleuchtet. Frauke Huber und Uwe H. Martin nutzen künstlerische, journalistische und wissenschaftliche Strategien um die unterschiedlichen Lebensrealitäten intellektuell und emotional erfahrbar zu machen. Ihre langjährigen Recherchen und Aufnahmen resultieren in Publikationen, interaktiven Apps, und den atmosphärisch und inhaltlich beeindruckenden räumlichen Mehrkanalinstallationen die im MQ Freiraum präsentiert werden.
Kuratiert von Verena Kaspar-Eisert, Chefkuratorin MQ Wien
LandRush, TheRoad, Brasilien 2012 © Frauke Huber & Uwe H. Martin, Bildrecht Wien 2023

ANDY WARHOL BIS DAMIEN HIRST – THE REVOLUTION IN PRINTMAKING
Entsprechend den internationalen Kunstentwicklungen und -strömungen spiegelt die druckgrafische Sammlung der Albertina anhand herausragender Beispiele wesentliche Phänomene nach 1945 wider. So sind die amerikanische Pop- und Minimal-Kunst mit Andy Warhol, Robert Rauschenberg, Roy Lichtenstein und Agnes Martin, die Künstler Deutschlands mit Georg Baselitz, Jörg Immendorff, Anselm Kiefer und anderen umfassend vertreten.
Der Bogen spannt sich bis zu jüngeren Positionen, wobei dem zeitgenössischen Umgang mit traditionellen Techniken wie dem Holzschnitt genauso Aufmerksamkeit gewidmet wird wie dem innovativen Gestalten mithilfe neuer drucktechnischer Möglichkeiten.
Zu sehen sind rund 100 zum Teil großformatige Schlüsselwerke der Kunstgeschichte nach 1945, die zugleich Hauptwerke der heutigen Sammlung der Albertina darstellen.
Andy Warhol | Electric Chair, 1971 | Siebdruck | 89,9 x 121,6 cm | Spende der Gesellschaft der Freunde der bildenden Künste

Yasmeen Lari: Architektur für die Zukunft
Als erste Architektin Pakistans entwarf Yasmeen Lari ikonische Bauten der Moderne, bevor sie eine Zero-Carbon-Selbstbau-Bewegung für die Ärmsten der Armen begründete. Anhand ihres Lebenswerks zeigt die Ausstellung, wie sich das Verhältnis von Architektur und Zukunft verändert.
Yasmeen Laris Zero-Carbon-Architektur: flutresistente Häuser in Selbstbauweise in Sindh, Pakistan, seit 2010 ©Archiv Yasmeen Lari

Die erste Themenausstellung ist eine Hommage an die Museumsgründerin Heidi Goëss-Horten. In der Ausstellung LOOK werden zwei Aspekte im Mittelpunkt stehen, die im Museum ein inspirierendes Wechselspiel eingehen: Kunst und Mode. Ausgehend von einem Schwerpunkt innerhalb der Heidi Horten Collection – das Bild der Frau und der Blick auf Frauen sowie verschiedene Aspekte, die mit Weiblichkeit verbunden werden –, entwirft die Ausstellung acht Kapitel mit unterschiedlichen thematischen Fragestellungen.