KALENDER

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Maximilian Prüfer: Fruits of Labour

18/05/20239/07/2024

Weltmuseum Wien

Heldenplatz, 1010 Wien

Die Ausstellung dreht sich um Werke des Konzeptkünstlers Maximilian Prüfer (*1986), der sich mit der Rolle der Natur in und als Kunst auseinandersetzt und dessen Praxis ökologische, politische und soziokulturelle Fragen in den Mittelpunkt stellt. Die Ausstellung fokussiert auf zwei von Mao Zedong (1893–1976) initiierte Kampagnen – die Kampagne zur Beseitigung der vier Übel (1958) sowie Maos Geschenk (1968) – und thematisiert ihre lokalen wie globalen Folgen.

Honey Pictures (series), Maximilian Prüfer, Photo print on Baryta, 2022 © Maximilian Prüfer

Sterblich sein

6/10/202325/08/2024

Dom Museum Wien

Stephansplatz 6, 1010 Wien

Die Ausstellung befasst sich mit dem unausweichlichsten Bestandteil jeder Existenz: „Sterblich sein“ spürt mittels Gegenüberstellung von Kunstwerken, die einen kulturhistorischen Bogen vom Mittelalter bis zur Gegenwart spannen, der tiefen Bedeutung von Tod nicht nur im individuellen, sondern auch im kollektiven und gesellschaftspolitischen Kontext nach. Intime, persönliche Ansätze werden genauso beleuchtet wie die öffentliche, politische Rolle des Sterbens und die Auseinandersetzung damit.

 

Auch aus der legendären Sammlung Otto Mauer wird eine umfangreiche Auswahl an grafischen Arbeiten gezeigt. Es bietet sich daher die Gelegenheit für einen spannenden Einblick in die Sammlungstätigkeit dieser Schlüsselfigur für die Kunstszene der österreichischen Nachkriegszeit.

 

Kuratorin: Johanna Schwanberg

Ko-Kurator: Klaus Speidel

Kuratorische Assistenz: Anke Wiedmann

Günter Brus, Young Death (Detail), 2020. Courtesy of the artist © Günter Brus, Foto: L. Deinhardstein

Soon Art Studio: Open Street Art Gallery

20/10/202320/10/2024

Kunst im öffentlichen Raum GmbH (KÖR)

Hörnesgasse 2/1, 1030 Wien

Ab dem 20. Oktober steht die Fassade des Mistplatzes in Ottakring ganz im Zeichen von Street Art und der Frage nach Nachhaltigkeit: Auf Einladung von SOON Art Studio, dem 2019 von Elisabeth und Rob Perez gegründeten Kunstkollektiv, bespielen acht Künstler*innen ca. 200 Quadratmeter Außenfläche des Mistplatzes und etablieren diese für ein Jahr zur kuratierten Street Art Galerie im öffentlichen Raum von Wien. Neben den Künstler*innen El Jerrino, Golif, David Leitner, Lym Moreno, Video oner und Sckre und Nadine Werjant gestalten auch die Kurator*innen des Projekts unter den Namen Deadbeat Hero und Rapunze jeweils 6 x 4 Meter große Wandabschnitte mit großflächigen Bemalungen.

 

Mit dem Ziel, den Menschen urbane Kunst zugänglicher zu machen, entwirft und plant SOON Art Studio Wandmalereien für den Innen- wie Außenraum, kuratiert Ausstellungen, vernetzt Künstler*innen, genauso wie es Workshops für interessierte Laien organisiert. Für den Ottakringer Mistplatz lag die thematische Auseinandersetzung mit Umweltfragen auf der Hand, die zur inhaltlichen Klammer für das Projekt wurde und mit der die Künstler*innen auf ein offenes Ohr bei dem für die Abfallentsorgung zuständigen Magistrat der Stadt (MA 48) stießen.

Foto: ©Michael Reisenhofer, 2023

Frederick Kiesler. MAGIC ARCHITECTURE | HABITAT. Kerstin Stoll

14/11/20237/06/2024

Österreichische Friedrich und Lillian Kiesler-Privatstiftung

Mariahilfer Straße 1b/1, 1060 Wien

In der Ausstellung treten zwei künstlerische Positionen in Dialog, welche sich dem disziplinenübergreifenden Forschen und Denken sowie dem gestalterischen Experimentieren zwischen Architektur, Design, Kunst, Biologie, Natur- und Kulturgeschichte widmen.

 

Der Künstler-Architekt Friedrich Kiesler (1890-1965) zeichnete in seinem nie veröffentlichten Buchprojekt Magic Architecture eine epochenübergreifende Geschichte der menschlichen Behausung von der Vorgeschichte bis zum Atomzeitalter nach. Dabei setzte er auch das menschliche mit dem tierischen Bauen in Verbindung und entwickelte daraus sein Verständnis der „magischen Architektur [als] eine Architektur für Jedermann“, die zwischen Traum und Wirklichkeit vermittelt und sich mit den drängenden Problemen der menschlichen Existenz nach einer Zeit globaler Zerstörung auseinandersetzt.

 

Kerstin Stoll (lebt und arbeitet in Berlin) untersucht in ihrer künstlerisch-forschenden Praxis Konstruktionen und Material von Tierbauten und die Verwendung von natürlichen Baustoffen traditioneller menschlicher Bauformen. Mit ihrer Werkserie Habitat aktualisiert Stoll das historische Buchprojekt Kieslers. Ausgehend von den Lehmnestern der Töpferwespe, des geflochtenen Nests des Webervogels und den Bauten von Termiten sowie deren Transformation durch 3D-Scan und Porzellandrucker fragt sie nach deren möglichen politischen Bedeutungen im Heute unter den Vorzeichen eines sich verändernden Ökosystems, stagnierender Biodiversität und Artenverlust.

Nedko Solakov: A Cornered Solo Show #3

24/11/202319/06/2024

Oberes Belvedere

Prinz Eugen-Straße 27

Die künstlerische Intervention A Cornered Solo Show #3 des bulgarischen Künstlers Nedko Solakov findet sich nicht in den repräsentativen Ausstellungsräumen des Oberen Belvedere, ganz im Gegenteil: Sie entfaltet sich in einer unscheinbaren Ecke der Museumsgarderobe. Hier an diesem Zwischenort des Ankommens und Aufbrechens konfrontiert Solakov die Besucher*innen mit den Themen seiner Kunst und involviert sie auf gewitzte Art und Weise in einen inneren Dialog mit seinem künstlerischen Gewissen. Über seine Intention schreibt er selbst:

 

„Ich würde gerne eine riesige Einzelausstellung in einem der herrlichen Prachtsäle des Belvedere machen. Eines Tages könnte es ja wirklich dazu kommen, warum also soll ich mir nicht schon vorweg ausdenken, wie die Ausstellung aussehen soll? Das Publikum dieses extrem gut besuchten Museums ist anspruchsvoll. Wie mich vorbereiten? ‚Marsch in die Ecke, du 65-jähriger Träumer! Bevor du keine klare Vorstellung hast, wie deine Ausstellung aussehen soll, bleibst du mal dort stehen!‘ So sprach mein Künstlergewissen in Gestalt meines alten Freundes – und prominenten Kurators – Charles Esche (mein Gewissen hätte auch in Gestalt von Frauen auftreten können, aber diese begannen gerade ihre Beinahe-Top-Jobs in einer Top-Institution, und nachdem sie sich entschuldigen ließen, war Charles so etwas wie die Ultima Ratio, auch als alter weißer, aber immerhin sehr freundlicher Mann). So beschloss ich, um vor meinem Gewissen, also vor Charles, einen spontanen und kunstbeflissenen Eindruck zu machen, meine Gedanken und Einwände, meine Fragen und Antworten auf äußerst spontan gefertigten Cut-outs aus grundierter Leinwand, die seit zehn Jahren eingerollt in der Ecke bei mir im Atelier lehnt, festzuhalten.“

Installation view "Nedko Solakov. A Cornered Solo Show #3 (with Charles Esche as my artistic conscience)" Photo: Johannes Stoll / Belvedere, Vienna

HARD/SOFT. Textil und Keramik in der zeitgenössischen Kunst

13/12/202320/05/2024

MAK – Museum für angewandte Kunst

Stubenring 5, 1010 Wien

Während Textil mit Wärme und Flexibilität assoziiert wird, strahlt die aus weichem Ton oder Lehm geformte Keramik eine kühle Zerbrechlichkeit aus. Und doch zeichnen sich beide Medien durch eine erlebbare Formensprache aus, die zwischen hart, weich, sperrig und fließend changiert. Die Materialien, Formen und Bedeutungen der ausgewählten Objekte eröffnen ein breites Spektrum von Ambivalenzen, Unschärfen und Gleichzeitigkeiten.

Zu sehen sind Arbeiten von rund 40 österreichischen und internationalen Künstler*innen, die in ihrer künstlerischen Praxis auf handwerkliche Techniken wie Sticken, Knüpfen und Weben oder Formen, Kneten und Brennen zurückgreifen. Die Skulpturen, Installationen und malerischen Arbeiten, zu denen auch Stickbilder, Patchworks und Tapisserien zählen, zeigen vielfältige künstlerische Ansätze und Schnittstellen zwischen bildender und angewandter Kunst, Architektur, Musik und dem digitalen Raum. Sie eröffnen Einblicke in Produktionsweisen, Ateliers, Werkstätten und Prozesse der disziplinenübergreifenden Zusammenarbeit. Textil und Keramik vermitteln sich hier als kulturelle Träger von Gemeinschaften; sie sind in ökonomische und politische Systeme eingeschrieben. Neben Materialeigenschaften werden insbesondere feministische Anliegen, die Auseinandersetzung mit dem Körper, Fragen der kulturellen Aneignung sowie Geschlechterzuschreibungen zur Diskussion gestellt.

(c)Useful Art Services

Ausstellung

Einzelausstellung: KONSTANZE STOIBER

26/01/202427/04/2024

Domgasse 6 – Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder

Domgasse 6, 1010 Wien

Die Anfangssequenz von Ingmar Bergmans Film Fanny och Alexander von 1982 zeigt den im Spiel vertieften jungen Protagonisten Alexander. In der von Kerzenschein beleuchteten Szene verschiebt er, einer Inszenierung gleich, behutsam Figuren in seinem Spielzeugtheater und schafft unterschiedliche Perspektiven und Bezüge. Das Skript zu diesem Film, aufgelegt zum Durchblättern, findet sich in Konstanze Stoibers Ausstellung There Have To Be Bells und verweist damit auf eine ähnliche räumliche Situation, die die Künstlerin mit ihrer Präsentation in der Domgasse 6 erzeugt. In dem historischen, von barocker Architektur bestimmten Raum hat sie sorgfältig aktuelle Arbeiten sowie Leihgaben aus dem Wiener Stephansdom wie Bühnenversatzstücke platziert. In ihrer Anordnung und Bezugnahme zueinander verschränken sie Überlegungen zu christlich konnotierten Themen, die im zeitlichen und gesellschaftlichen Wandel grundlegende Veränderungen erfahren haben. Wie auch in Fanny och Alexander begegnen wir anachronistischen religiösen Bräuchen und kollektiven Gewohnheiten, die Konstanze Stoiber mit der Geschichte der Galerie und dem benachbarten Wiener Stephansdoms verknüpft.

Courtesy Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder, Foto: Markus Wörgötter

Ausstellung

Prunk & Prägung: Die Kaiser und ihre Hofkünstler

13/02/202413/10/2024

KUNSTHISTORISCHES MUSEUM WIEN

Maria-Theresien-Platz, 1010 Wien

Die Ausstellung rückt die Medaille als Kunstobjekt in den Fokus. Schauplatz dafür bilden die Kunstkammer und das Münzkabinett. Medaillen sind vor allem Sammlerstücke. Sie vermitteln politische Botschaften oder dienen als Auszeichnung für besondere Leistungen. Medaillen erinnern auch an eine Person oder einen besonderen Anlass, wie eine Heirat oder eine Thronbesteigung.

 

Über Jahrhunderte entstehen auch an den Höfen der Familie Habsburg Medaillen. Die Ausstellung zeigt Bildnisse wichtiger Familienmitglieder von 1500 bis zum Ende der Monarchie 1918. Sie führt an die Höfe in Madrid, Prag, Wien oder Innsbruck. Dort sind viele Medailleure tätig. Eine Anstellung als Hofkünstler bringt viele Vorteile und hohes Ansehen. Daher ist sie sehr begehrt.

 

70 Medaillen aus 400 Jahren stehen Werken aus Bildhauerei und Malerei gegenüber. Die Ausstellung Prunk & Prägung folgt Künstlern, die oft in mehreren Kunstformen arbeiten. Sie fertigen Medaillen an, sind aber auch Architekten, Maler, Bildhauer oder Goldschmiede. Die Ausstellung zeigt Medaillen zusammen mit anderen Werken derselben Künstler. Über die Jahrhunderte verändert sich die Arbeitsweise: In der Renaissance und im Barock machen die Künstler neben Medaillen auch Skulpturen, Gemälde oder Ahnliches. In späterer Zeit spezialisieren sie sich ganz auf Medaillen.

Im Vordergrund Büste Kaiser Karls V. von Leone Leoni, um 1555 (Kunsthistorisches Museum Wien, Kunstkammer); im Hintergrund Rückseite einer Medaille au

Ausstellung

PROTEST/ARCHITEKTUR: Barrikaden, Camps, Sekundenkleber

14/02/202425/08/2024

MAK – Museum für angewandte Kunst

Stubenring 5, 1010 Wien

Proteste müssen stören, sonst wären sie wirkungslos. Wenn Protestbewegungen in den öffentlichen Raum ausgreifen und sich dort fortsetzen, wenn sie ihn blockieren, erobern und schützen, dann entsteht Protestarchitektur.
Die Ausstellung PROTEST/ARCHITEKTUR. Barrikaden, Camps, Sekundenkleber geht den räumlichen Aspekten von Protestkulturen nach. Im Zentrum stehen politische Bewegungen, die sich im öffentlichen Raum manifestiert und spezifische Architekturen und Designobjekte hervorgebracht haben. Die Recherche zur Ausstellung förderte dabei ein ambivalentes, oft utopisches und mitunter risikoreiches Spektrum zutage: Es reicht von den Barrikadenkämpfen während der Julirevolution 1830 in Paris bis zum Körpereinsatz der Protestierenden in den zahlreichen Protestcamps, die sich heute in fast allen Regionen der Erde finden.
Detailreiche Modelle, gebaut an der Technischen Universität München und der Hochschule für Technik Stuttgart (Prof. Andreas Kretzer), zeigen ausgewählte Protestcamps von der Resurrection City in Washington DC von 1968 bis zur Wiener „LobauBleibt!“-Bewegung von 2021/2022. Vierzig „Bodenstrukturen“ aus Lützerath, zumeist Pfahlbauten, wurden von Rokas Wille (Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe) mit Fotopapiermodellen dokumentiert. Der Regisseur Oliver Hardt entwickelte speziell für die Ausstellung eine Filminstallation. Gemeinsam mit Aktivist*innen konnte eine Hängebrücke aus dem Hambacher Wald übernommen werden. Auch ein 1:10-Hängemodell des Barrios Beechtown, eine Leihgabe des Künstlers Stephan Mörsch, zeigt diese Waldbesetzung. Die „Lobau-Bleibt!“-Proteste werden zusätzlich durch zwei Filme der Künstler Oliver Ressler und Christoph Schwarz dokumentiert und die österreichische Gruppe von Extinction Rebellion stellte eine ihrer Tensegrity-Strukturen zur Verfügung. Die Ausstellungsarchitektur wurde von Something Fantastic entwickelt.
Ausstellung

The Beauty of Diversity

16/02/202418/08/2024

Albertina modern

Karlsplatz 5, 1010 Wien

Mit der Erweiterung und Diversifizierung von musealen Sammlungen geht der unbedingte und aktuelle Anspruch nach Gleichberechtigung und Ausdrucksfreiheit einher.

 

Die Ausstellung The Beauty of Diversity zeigt den Reichtum und die Vielfalt der zeitgenössischen Sammlungen der ALBERTINA und die unabdingbare Zuwendung zu Frauen und LGBTQIA+-KünstlerInnen, People of Color, aboriginal Positionen und AutodidaktInnen, die sich vor der Kontrastfolie Alter Meister abheben.

 

Der Kunstbetrieb beschäftigt sich heute intensiv mit identitätspolitischen Fragestellungen rund um Klasse, race und gender. Das breite Spektrum künstlerischer Herangehensweisen, stilistischer und inhaltlicher Zugänge stellt eine notwendige Ergänzung des kunsthistorischen Kanons dar, der in der ALBERTINA von Michelangelo und Raffael über Dürer, Rembrandt und Rubens bis Goya, Schiele, Picasso und Warhol repräsentiert ist.

 

In verschiedenen Kapiteln entwickelt die Frühjahrsausstellung in der ALBERTINA MODERN eine Ästhetik des Diversen, die die Idealität eines klassischen Stil- und Formwillens sowie den Entwurf eines eindimensionalen Menschen gegen den Strich bürstet – der Schönheit des Grotesken, Unreinen und Verdrängten nachgeht sowie dem Marginalisierten, Abjekten und der Abweichung von der Norm Sichtbarkeit einräumt.

 

Die hybride Vermischung und Re-kombination von unterschiedlichen Systemen und Geschlechtern spielt dabei eine ebenso große Rolle wie die Präsentation des Randständigen. Die Inklusion von KünstlerInnen anderer Kontinente wie Australien, Afrika, Asien und Südamerika nimmt in der Ausstellung einen hohen Stellenwert ein und untergräbt die Ausschließlichkeit eines eurozentrischen Denkens und Handelns respektive die westliche Kunst und Kultur.

 

AutodidaktInnen exemplifizieren einen ausgeprägten Willen zu dem, was sie tun müssen, beweisen Authentizität, indem sie die innere Notwendigkeit von Kunst aufzeigen. Grenzgänger rufen nicht nur Kunst als eine anthropologische Konstante in Erinnerung, sondern führen in ihrer abweichenden Existenzweise exemplarisch, unangepasste Lebens- und Arbeitsmöglichkeiten vor.

Sungi Mlengeya | Wallow, 2022 | Privatsammlung, Courtesy Afriart Gallery © Sungi Mlengeya

Ausstellung

MQ Art Box: Sasha Auerbakh: LUX

21/02/202412/05/2024

MuseumsQuartier Wien

MuseumsQuartier Wien, Museumsplatz 1, 1070 Wien

Sasha Auerbakh, deren künstlerische Praxis an der Schnittstelle von Skulptur und Fotografie angesiedelt ist, zeigt in ihrer Installation LUX fünf skulpturale Elemente, die auf traditionelle spirituelle Objekte wie Amulette und Altäre sowie auf sakrale Ornamente verschiedener Kulturen verweisen. Der Ausstellungstitel bezieht sich einerseits auf die ideelle Verbindung zwischen Licht (lat. lux), Religion und Spiritualität, andererseits auf die physische Integration von Leuchtkörpern in den Werken.

 

Die einzelnen Objektskulpturen kommunizieren miteinander, indem sie den nackten männlichen Körper exponieren, ihn aus feministischer Perspektive ins Licht rücken und so dem Blick aller aussetzen. Dabei werden in Lichtboxen und auf Lampenschirmen sowohl männliche Alltagsposen als auch (Akt-)Darstellungen der Kunstgeschichte zitiert, zugleich werden diese Darstellungskonventionen männlicher Nacktheit unterwandert.

Ausstellung

Auf dem Rücken der Kamele

27/02/202426/01/2025

Weltmuseum Wien

Heldenplatz, 1010 Wien

Das Zusammenleben mit Kamelen und ihren Verwandten prägt Kulturen. Es bildet die Lebensgrundlage für Menschen in vielen Teil der Welt und ist Teil deren kultureller Identität. Das Weltmuseum Wien geht im Jahr 2024 den vielen Facetten dieses Zusammenlebens mit Dromedaren, Trampeltieren, Lamas und Alpakas – kurz: Kameliden – in einer Sonderausstellung nach.

 

Mit Filmen, Fotografien, historischen und zeitgenössischen Kunstwerken sowie Objekten aus den Sammlungen des Weltmuseums Wien und zahlreichen Leihgaben erzählt die Ausstellung von vergangenen, gegenwärtigen und künftigen Begegnungen mit Kameliden.

 

Der thematische Bogen spannt sich von den Urkamelen Nordamerikas über deren Domestikation und weltweite Verbreitung bis zur Haltung von Kameliden als nahezu universelle Nutztiere, die bis heute das Überleben der Menschen sichern.

 

Die Chancen einer umfassenden Nutzung der von Kameliden gewonnenen Produkte schlagen die Brücke zur Gegenwart und verweisen auf die Zukunft: Angesichts der Suche nach Lösungen für den Klimawandel sind Kameliden zum Hoffnungsträger für Medizin, Ernährung und Textilindustrie geworden.

 

Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat 2024 zum Internationalen Jahr der Kameliden erklärt. Das Weltmuseum Wien präsentiert die Ausstellung Auf dem Rücken der Kamele als Teil des internationalen Engagements Österreichs.

Super Taus Super Taus and a Camel Yasha 2017 © Foto: Imam Guseinov

Ausstellung

Oliver Ressler: Dog Days Bite Back

1/03/20242/06/2024

Belvedere 21 – Museum für zeitgenössische Kunst

Arsenalstraße 1, 1030 Wien

Oliver Resslers künstlerisch-aktivistischer Praxis liegt die Überzeugung zugrunde, dass gesellschaftliche Verhältnisse nicht gegeben, sondern vielmehr veränderbar sind. Seit etwa drei Jahrzehnten nimmt Ressler dringliche Aspekte von Demokratie, Ökonomie, Migration und Ökologie in den Blick, um strukturelle Ursachen, aber auch Widerstandsformen und Handlungsoptionen aufzuzeigen. Gesellschaftliche Alternativen denkbar zu machen, ist dabei ein zentrales Motiv.

 

Die Werkschau Dog Days Bite Back versammelt filmische und fotografische Arbeiten der letzten Jahre, die verschiedene Dimensionen der Klimakrise in ihrer ökonomischen, politischen und sozialen Komplexität adressieren und mit international agierenden Klimagerechtigkeitsbewegungen verschränken. So bringt Ressler die inzwischen weltweit spürbaren Effekte des Klimakollaps in Zusammenhang mit systematischen klimapolitischen Verfehlungen und dem überfälligen Paradigmenwechsel in globalen Wirtschaftssystemen.

 

Als dezidiert positionierter Beobachter dokumentiert er Aktionen des zivilen Ungehorsams, zeichnet Formen der Organisierung und Mobilisierung von Klimaaktivist*innen nach und reflektiert dabei seine Rolle eines involvierten Teilnehmers und künstlerischen Forschers. Der Titel Dog Days Bite Back ist einer Fotomontage Resslers entlehnt und bezieht sich auf eine Aussage des UNO-Generalsekretärs António Guterres zum Sommer 2023 als heißestem seit Messbeginn: „The dog days of summer are not just barking, they are biting.“ Die Arbeiten Oliver Resslers sind kämpferisch und von beißender Relevanz.

Oliver Ressler, Dog Days Bite Back, 2023 Courtesy Oliver Ressler; àngels, Barcelona; The Gallery Apart, Rome © Bildrecht, Wien 2024

Ausstellung

Angelika Loderer: Soil Fictions

6/03/202415/09/2024

Belvedere 21 – Museum für zeitgenössische Kunst

Arsenalstraße 1, 1030 Wien

Angelika Loderer entwirft für ihre Einzelausstellung im Belvedere 21 eine raumspezifische Installation, für die der Boden mit seinen ökologischen, ökonomischen, politischen wie kulturellen Narrativen den common ground darstellt.

 

Das Interesse am Untergrund und den dort lauernden Geschichten, an der Spannung zwischen Sichtbarem und Verborgenem, zwischen Flüchtigkeit und Permanenz zieht sich als roter Faden durch das Werk der Bildhauerin. In ihrer kritischen Befragung des Skulpturenbegriffs hinsichtlich Formfindung und Autor*innenschaft wählt die Künstlerin mitunter den kreativen Dialog mit nichtmenschlichen Lebewesen, deren Habitat das Erdreich ist: Sie eignet sich von Tieren generierte Höhlen und Gänge als Gussformen an oder nutzt die Wachstumsprozesse von Pilzmyzel als gestaltendes und materialveränderndes Element. Den künstlerischen Prozess öffnet sie dadurch nicht nur für den Zufall, sondern auch für ein posthumanistisches Miteinander der Kreaturen.

Foto: Angelika Loderer © Bildrecht, Wien 2024

Ausstellung

Katrin Hornek: testing grounds

8/03/20242/06/2024

Vereinigung bildender KünstlerInnen Wiener Secession

Friedrichstraße 12, 1010 Wien

In Zusammenarbeit mit Karin Pauer, Sabina Holzer und Zosia Hołubowska

Katrin Hornek beschäftigt sich in ihrem künstlerischen Werk und kuratorischen Praxis mit den seltsamen Paradoxien des Lebens im Zeitalter des Anthropozäns, jener neuen geologischen Epoche, in der sich die Auswirkungen von Kapitalismus, Kolonialismus und von Ausbeutung in die Stofflichkeit der Erde einschreiben. Sie fordert ein differenziertes Verständnis von der Verflechtung von sogenannter Natur und Kultur – eines, das berücksichtigt, dass unsere Körper und Kulturen physisch wie geistig mit anderen Lebewesen und den Elementen, die unsere Welt ausmachen, verflochten sind. Als künstlerische Strategie folgt Hornek Geschichten und Spuren der materiellen Welt in ihre zahllosen Netzwerke, um daraus Narrationen zu bauen.

 

testing grounds ist eine neue, immersive Live-Installation, die Katrin Hornek in einem kollaborativen Prozess mit Künstlerinnen und Wissenschaftler*innen aus verschiedenen Disziplinen entwickelt. Die Zusammenarbeit mit Karin Pauer, Sabina Holzer und Zosia Hołubowska legt einen Grundstein für die Arbeit, die ein sensibles, dringendes Thema behandelt: Es geht um die weltweit messbaren Belege für radioaktive Strahlung in Folge der Erprobung und des Einsatzes von Atomwaffen bei hunderten oberirdischen Tests seit 1945. Ausgehend von einer lokalen Erdprobe am Karlsplatz, in der geringste Mengen an Plutonium nachgewiesen werden konnten, folgt testing grounds den dauerhaften Spuren, die radioaktiver Niederschlag (der sogenannte nukleare „Fallout“) in unseren Körpern, Pflanzen und Erdarchiven hinterlassen hat.

 

Eingebettet in eine Installation, die Bilder von zerfallenden Landschaften hervorruft, führen zweimal wöchentlich drei Tänzer*innen eine von Pauer choreografierte Partitur aus. An der Decke ist ein aktueller Scan des „Baker“-Kraters am Meeresboden des ehemaligen US-Atombombentestgeländes im Bikini Atoll zu sehen. Von Sabina Holzer und Katrin Hornek entwickelte Texte liefern in Form von Sprach- und Textnachrichten auf schildkrötenförmigen Handhelds – sogenannten „Messengers“ – vielschichtige Erzählstränge zur Materie, die in einen subtilen, intimen Dialog mit den eigens komponierten Soundscapes von Zosia Hołubowska treten, während die Tänzer*innen mit ihren Bewegungen in die Tiefen des physischen Gedächtnisses eintauchen. Das Zusammenspiel aller Elemente der Live-Installation schafft eine sinnlich umfassende Erfahrung, eine Versuchsanordnung einer Verkörperung des Unaussprechlichen.

Katrin Hornek, testing grounds. with Karin Pauer, Sabina Holzer, and Zosia Hołubowska, installation view, Secession 2024, photo: Sophie Pölzl

Ausstellung

Imran Perretta: tears of the fatherland

8/03/20242/06/2024

Vereinigung bildender KünstlerInnen Wiener Secession

Friedrichstraße 12, 1010 Wien

Imran Perretta arbeitet transdisziplinär mit Bewegtbildern, Sound, Komposition, Performance und Poesie. In seinen Arbeiten beschäftigt er sich mit Fragen zu Macht, staatlicher Überwachung, Alterität, Neokolonialität und dem Prozess der Identitätsbildung junger Menschen mit muslimischem Erbe in westlichen Ländern in der Ära nach 9/11. Er blickt auf diese Themen vor dem Hintergrund eigener Erfahrungen, denn als Brite mit muslimischen Wurzeln kennt er die Problematiken, die er in seinen Arbeiten thematisiert.

 

In der Secession zeigt Perretta seine jüngste Sound- und Videoinstallation, the destructors (2019), und eine neue, eigens für die Ausstellung produzierte Sound-Installation. Der Ausstellungstitel ist dem Gedicht von Andreas Gryphius aus dem Jahr 1636 entliehen, in dem die Gräuel des Dreißigjährigen Krieges beklagt werden, in dem Perretta Parallelen zum heutigen Krieg gegen den Terrorismus sieht.

Imran Perretta, tears of the fatherland, installation view, Secession 2024, photo: Lisa Rastl

Ausstellung

Zach Blas: CULTUS

8/03/20242/06/2024

Vereinigung bildender KünstlerInnen Wiener Secession

Friedrichstraße 12, 1010 Wien

Zach Blas’ Praxis umfasst Bewegtbild, Berechnungsverfahren, Installation, Theorie, Performance und Fiktion. Als Künstler, Filmemacher und Autor zeigt Blas die Philosophien und Vorstellungen auf, die in den Computertechnologien und ihrer Industrie stecken. Für seine Ausstellung in der Secession entwickelt er CULTUS, eine neue Installation von KI-generierten Bildern, Texten und Klängen sowie Computergrafiken und Motion-Capture-Performances.

 

CULTUS ist der zweite Teil von Blas’ Trilogie Silicon Traces, einer Serie von Bewegtbildinstallationen, die sich mit den die Zukunftsvisionen des Silicon Valley prägenden Glaubensvorstellungen, Fantasien und Geschichten auseinandersetzt. Die Ausstellung thematisiert eine in der Tech-Industrie florierende KI-Religion und untersucht, wie künstliche Intelligenz mit gottähnlichen Fähigkeiten ausgestattet und für Glaubensvorstellungen rund um Urteil und Transzendenz, Ausbeutung und Unsterblichkeit, Lust und Strafe, individuelle Freiheit und kultische Hingabe in Dienst genommen wird.

 

Als technoreligiöse Rechenmaschine, Gottgenerator und heiliger Motor beschwört CULTUS ein Pantheon der KI-Gottheiten herauf, deren Prophet*innen ihre göttlichen Lehren, Rituale und Symboliken verbreiten. Diese KI-Gottheiten sind Expositio, KI-Gottheit des Begehrens und der Bloßstellung, Iudicium, KI-Gottheit der Automatisierung und des Urteils, Lacrimae, KI-Gottheit der Tränen und der Ausbeutung; und Eternus, KI-Gottheit des unsterblichen Lebens.

 

CULTUS ist das lateinische Wort für „Anbetung“, womit die Handlung bezeichnet ist, zu der die Installation das Publikum auffordert. Beschwörungsgesänge und körperliche Opfergaben werden die Besucher*innen womöglich in eine Hingabe an KI-Gottheiten verstricken, denen sie unwissentlich bereits dienen. Zugleich manifestiert sich innerhalb dessen eine ketzerische Präsenz, die zu einem zerstörerischen Gegenglauben aufhetzt.

Zach Blas, Cultus, installation view, Secession 2024, photo: Oliver Ottenschläger

Ausstellung

AUF DEN SCHULTERN VON RIESINNEN

9/03/20249/06/2024

Künstlerhaus Vereinigung

Karlsplatz 5, 1010 Wien

„Sobald Frauen ihre Geschichte entdecken und ihre Position in der Vergangenheit und der Entwicklung der Menschheit erkennen, verändert sich ihr Bewusstsein auf dramatische Weise. Diese Erfahrung lässt sie Grenzen überschreiten und wahrnehmen, was sie mit anderen Frauen gemeinsam haben und von jeher gemeinsam hatten. Das verändert ihr Selbstbewusstsein ebenso wie ihre Weltsicht.“

Diese Sätze formulierte die feministische Historikerin Gerda Lerner vor einem Vierteljahrhundert.* Seither ist in der Forschung viel passiert, arbeiten doch Geisteswissenschaften und Geschichtsforschung bereits lange die Verdienste von Künstlerinnen, Literatinnen, Musikerinnen, Choreografinnen, Regisseurinnen – überhaupt: kreativer Frauen – auf. Weibliches künstlerisches Schaffen früherer Generationen trat damit stärker in die Öffentlichkeit – ebenso wie die Hindernisse, die Künstlerinnen einst in noch viel stärkerem Ausmaß als heute in den Weg gelegt wurden. Im 21. Jahrhundert mangelt es Künstlerinnen jüngerer und mittlerer Generationen nicht mehr an Role Models.

Wie reflektieren sie heute weibliche Kreativität? Wie schreiben sie sich mit ihrer eigenen künstlerischen Arbeit in eine Genealogie von Künstlerinnen ein? Wie ist ihr Blick auf jene, die lange Zeit von der Geschichtsschreibung ignoriert, vergessen oder sogar aktiv aus der Erzählung verbannt wurden? Wie setzen sie sich ins Verhältnis zu ihren Vorfahrinnen und Vorkämpferinnen, zu jenen, die in der bildenden Kunst, aber auch in anderen künstlerischen Sparten tätig waren? Die Ausstellung AUF DEN SCHULTERN VON RIESINNEN soll Fragen wie diese beleuchten.

 

KÜNSTLERINNEN:
Katharina Aigner, Judith Augustinovič & Valerie Habsburg, Anahita Asadifar, Bettina Beranek, Carola Dertnig, Karin Fisslthaler, Anna Meyer, Christiana Perschon, Anna Reisenbichler, Isa Rosenberger, Constanze Ruhm, Stefanie Seibold, Huda Takriti, Viktoria Tremmel

(c)Bettina Beranek / Bildrecht

Ausstellung

TRANSMEDIALE 1900: Eine Intervention der Angewandten in der Schausammlung des MAK

13/03/202420/10/2024

MAK – Museum für angewandte Kunst

Stubenring 5, 1010 Wien

„Was kommt als Nächstes? Was tun wir als aufstrebende Künstler*innen, wenn wir die Gelegenheit erhalten, mit einer Ausstellung zu interagieren, die so reich an Kunstgeschichte ist?“
Diese Fragen stellten sich Studierende der Klasse Transmediale Kunst an der Universität für angewandte Kunst Wien (Leitung: Jakob Lena Knebl). Sie beschäftigten sich intensiv mit der MAK Schausammlung Wien 1900 und reagierten auf Objekte der Arts-and-Crafts-Bewegung, der Wiener Werkstätte oder Interieurs von Adolf Loos und Margarete Schütte-Lihotzky. Ihre durch die Sammlung inspirierten Ideen und kritischen Zugänge finden Ausdruck in verschiedensten Medien: in Zeichnungen, Keramiken, Textilarbeiten, Videos oder Musikkompositionen. Darin bilden sich Themen wie Erinnerung, Technologiewandel, Geschlechterrollen und grundlegende gesellschaftliche Veränderungen ab.
Ausstellung

Rene Matić / Oscar Murillo. JAZZ.

14/03/202428/07/2024

Kunsthalle Wien Museumsquartier

Museumsplatz 1, 1070 Wien

Die Ausstellung JAZZ. präsentiert Rene Matić (*1997, Peterborough, UK) und Oscar Murillo (*1986, La Paila, Kolumbien) zum ersten Mal gemeinsam. Die beiden Künstler*innen zeigen sowohl bestehende Werke als auch neue Auftragsarbeiten, die speziell als Reaktion auf den Ausstellungsraum wie auch die Stadt Wien entstanden sind. Mit malerischen Gesten, Installationen, Film, Fotografie und Ton steht jedes der gezeigten Elemente von Matić und Murillo im Dialog und wird von Murillos schwarzer Leinwandinstallation gerahmt, die im gesamten Raum von der Decke abgehängt ist. Gemeinsam erforschen die beiden Künstler*innen durch Analyse und Versöhnung die Unmöglichkeiten und Widersprüche, die mit Fragen des Begehrens, der Sichtbarkeit und Opazität verbunden sind. Im Kontrast zu Transparenz akzeptiert Opazität, dass nicht alles, was uns ausmacht, restlos verstanden werden kann.

 

Die Künstler*innen nehmen unterschiedliche Perspektiven ein und arbeiten in verschiedenen Medien, beide verwenden jedoch in ihren Praktiken Gesten und Abstraktionen. Murillo zieht dem Subjektiven und Individuellen das Gesellschaftliche und Kollektive vor, während Matićs künstlerische Praxis oft auf dem Persönlichen beruht. Im Mittelpunkt von Murillos Werk steht oft eine gestische, an Action Painting erinnernde Malerei, die dem Einsatz von Tanz in Matićs Videos ähnelt; beide teilen eine spontane, unbeschwerte und improvisierte Herangehensweise. Zudem gelingt es den Künstler*innen, sich in einem kulturellen Kontext, der alles und jede*n klassifizieren und glätten will, einen Raum der Unabhängigkeit zu erkämpfen und die eigenen (kunst-)historischen Narrative und Genealogien neu zu formulieren.

 

Der Titel JAZZ. löst vielfältige Resonanzen aus und berührt Eigenschaften der Praktiken beider Künstler*innen. Er kann als eine Form der künstlerischen Zusammenarbeit verstanden werden, aber auch als eine Form der Rezeption: eine, in der sich kulturelle Sensibilitäten verbinden, in der improvisiert wird und die Interaktion innerhalb einer Gruppe ebenso entscheidend ist wie die individuelle Stimme. JAZZ. deutet auf das Begehren hin, das Andere zu konsumieren, spielt mit Performativität und bewahrt sich das Recht auf Opazität.

Rene Matić, (out of) place 1, 2024, courtesy the artist and Arcadia Missa, London, © Rene Matić

Ausstellung

WALTER PICHLER: Arbeitstisch und Kombinierte Flaggen

16/03/20243/05/2024

Nitsch Foundation

Hegelgasse 5, 1010 Wien

Der österreichische Bildhauer, Zeichner und Architekt Walter Pichler erhob immer den Anspruch auf konsequente Durchdringung von Leben, Kunst, Skulptur und Architektur. Kunst begriff er stets als elementare Essenz des Lebens. Das immanente Spannungsverhältnis von Skulptur und Architektur ist prägend für sein Gesamtwerk.

 

Ich wünsche mir, dass durch die Zusammenstellung der Photos, Zeichnungen und Pläne die Verknüpfung zwischen dem sichtbar wird, was ich gemacht habe.“ (Walter Pichler, Juni 1983 aus WALTER PICHLER Skulpturen, Gebäude, Projekte, 1983)

 

Vor einem Jahr hat sich die Nitsch Foundation das Ziel gesetzt Werke von Vorbildern, Wegbegleiter_innen und Freunden von Hermann Nitsch zu präsentieren. Ähnlich im Alter, mit einigen Überschneidungen in den Biografien wählten Hermann Nitsch und sein Freund Walter Pichler sehr unterschiedliche Wege in ihrem künstlerischen Ausdruck. Seit ihrer Teilnahme an der Gruppenausstellung „Rennweg“ kuratiert von Rudi Fuchs im Jahr 1985 hatten sie vor, wieder gemeinsam auszustellen. Wir sind stolz dies nun posthum zu ermöglichen.

 

Unter dem Titel Walter Pichler. Arbeitstisch und Kombinierte Flaggen präsentiert die Nitsch Foundation erstmals Pichlers Arbeitstisch, auf dem der Künstler seine Ideen und Visionen zu Papier brachte.

Werkstatt St. Martin ©Elfi Tripamer

Ausstellung

Holbein. Burgkmair. Dürer. Renaissance im Norden

19/03/202430/06/2024

KUNSTHISTORISCHES MUSEUM WIEN

Maria-Theresien-Platz, 1010 Wien

Das Kunsthistorische Museum Wien widmet seine Frühjahrsausstellung 2024 drei herausragenden Wegbereitern der Renaissance nördlich der Alpen: Hans Holbein d.Ä., Hans Burgkmair und Albrecht Dürer. Erleben Sie faszinierende Werke dieser Künstler und erkunden Sie, wie Augsburg zum Geburtsort der Renaissance im Norden wurde.

 

Wie kaum eine zweite Metropole nördlich der Alpen wurde die Fuggerstadt Augsburg zu Beginn des 16. Jahrhunderts von der Kunst Italiens beeinflusst. Dies belegen eindrucksvoll die wichtigsten Augsburger Maler dieser Epoche: Hans Holbein d.Ä. (um 1464–1524) und Hans Burgkmair (1473–1531). In der Ausstellung in Wien treten erlesene Werke dieser beiden so gegensätzlichen Künstler in bewegenden Dialog mit Arbeiten Albrecht Dürers (1471–1528) und weiterer deutscher, italienischer und niederländischer Meister wie etwa Hans Holbeins d.J. (1497/98–1543), der aus Augsburg stammt. Gezeigt werden in Wien mehr als 160 Gemälde, Skulpturen und andere Werke aus zahlreichen der wichtigsten Sammlungen Europas und der Vereinigten Staaten.

 

Die Umbrüche in der Kunst um 1500 werden lebendig und nachvollziehbar, ebenso wie die Rolle der Reichs- und Handelsstadt Augsburg als Zentrum der Renaissance im Norden.

Hans Burgkmair the Elder, Bildnis eines jungen Mannes, 1506. Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie

Ausstellung

transreal+

21/03/202411/05/2024

Universitätsgalerie im Heiligenkreuzer Hof Wien


Heiligenkreuzer Hof Stiege 8, 1.Stock, Eingang über Schönlaterngasse 5


Ruptures, Overflow: in transreal+ treten die Künstler*innen Hannah Wimmer und Maximilian Prag in eine digitale Symbiose mit dem Ausstellungsraum der Universitätsgalerie der Angewandten. Ausgehend von Bewegungen, eingefangen durch einen Motion Capture Suit, wird der Raum performativ erkundet und in virtuelle und offline Welten übersetzt und transformiert. Kollaborativ und immer im Angesicht digitaler (Dis)Kontinuitäten zwischen Overload und intuitiven Körperverständnis werden Dopplungen von Welten in transreal+ neu verhandelt. Die beiden Künstler*innen widmen sich der untrennbaren Beziehung von Körpern und digitalem Raum und wagen einen Blick unter die Haut, auf die Strukturen und meta-physikalischen Voraussetzungen unserer Zeit. Während der Laufzeit wird die Ausstellung durch drei performative Interventionen kontinuierlich adaptiert und die Beziehungen zwischen den Welten weiter verstrickt.
Das Projekt transreal+ beruht auf einer andauernden Kollaboration der Künstler*innen Maximilian Prag (Medienkunst) und Hannah Wimmer (zeitgenössicher Tanz), die bereits 2021 mit der Performance „being both“ (2022) im Rahmen der Kulturhauptstadt Salzkammergut in Bad Ischl begann, durch „transreal“ (2023) in der Wiener Galerie Franz Josefs Kai 5 fortgeführt wurde und mit thematischen Ausläufern wie „folkcore 5.0“ (2023, Tartu Estland) und „touching screens more than skin“ (2023, Best Austrian Animation Festival) experimentell künstlerisch weiter forscht.

Eröffnung: 20.03.2024, 18:30 Uhr doors, 19 Uhr Performance

Performances: 20.03.2024, 19 Uhr / 06.04.2024, 19 Uhr / 04.05.2024, 19 Uhr

© Hannah Wimmer und Maximilian Prag

Ausstellung

Über Tourismus

21/03/20249/09/2024

Architekturzentrum Wien

Museumsplatz 1 im MuseumsQuartier (Eingang Volkstheater), 1070 Wien

Immer mehr Menschen reisen öfter, weiter und kürzer. Welche Auswirkungen haben unsere Urlaubswünsche auf die gebaute Umwelt, das soziale Gefüge und den Klimawandel? Und wie können wir einen Tourismus imaginieren, der nicht zerstört, wovon er lebt?

 

Seit Jahrzehnten erfährt der Tourismus eine kontinuierliche Intensivierung und ist zu einem integralen Bestandteil unseres westlichen Lebensstils geworden. Er hat Wertschöpfung, Wohlstand und Weltoffenheit auch in die entlegensten Gegenden gebracht und so Abwanderung verhindert. Das ist die Sonnenseite des Tourismus. Auf der Schattenseite stehen negative Effekte wie Menschenmassen, grobe Umwelteingriffe und steigende Bodenpreise.

 

Touristische Hotspots leiden unter dem Ansturm der Besucher*innen, während andere Orte abgehängt werden. Gemeinden sind zwiegespalten: Einerseits profitieren sie vom Tourismus, andererseits nehmen sie immer stärker unerwünschte Nebenwirkungen wahr. Und bedenkt man, dass der Tourismus mehr als andere Wirtschaftssektoren vom Klima abhängt, ist es erstaunlich, dass der Klimawandel ausgerechnet hier oft noch ein Randthema ist. Anhand von anschaulichen Illustrationen, Beispielen und Datenmaterial zeigt die Ausstellung u. a. das Zusammenspiel von Tourismus und Wirtschaftswachstum, steigenden CO2-Emissionen oder der Verdrängung der lokalen Bevölkerung durch ausufernde Wohn- und Lebenshaltungskosten – auch seit touristische Unterkünfte vermehrt zu Anlageobjekten werden.

 

Wie können wir Tourismus in Zeiten von Klimakrise, Kriegen, drohenden weiteren Pandemien, Fachkräftemangel und einer anhaltenden Energiekrise neu denken und in nachhaltigere Bahnen lenken? Welche Rolle spielen dabei Raumplanung und Architektur? Die Ausstellung beleuchtet zentrale Aspekte des Tourismus wie Mobilität, Städtetourismus, Wechselwirkungen mit der Landwirtschaft, Klimawandel, die Privatisierung von Naturschönheit bis zum Wandel der Beherbergungstypologien und geht der Frage nach, ob und wie Tourismusentwicklung geplant wird. Vor allem aber sucht die Ausstellung nach Transformationspotential. Viele Reisende sehen sich selbst ungern als Teil des Phänomens Massentourismus, und Zweifel an der Klimaverträglichkeit unseres Reiseverhaltens werden immer lauter.

 

Eine Vielzahl von Initiativen sind in letzter Zeit entstanden, die einen anderen Umgang mit der Natur, der lokalen Bevölkerung, dem Klima, Städten und Dörfern oder der Mobilität pflegen. Lokale und internationale Beispiele präsentieren wegweisende Lösungsansätze. Planungskonzepte unterschiedlicher Länder laden zu einem strategischen Vergleich. Zahlreiche gelungene Beispiele machen Lust auf eine Art des Urlaubens, die nicht mehr ausschließlich dem Konsum sowie dem Wachstumsparadigma folgt. Im Zentrum bleibt die Frage: Wie können wir einen Tourismus imaginieren, der nicht mehr das zerstört, wovon er lebt?

© Schule der Alm, Vals

Ausstellung

MICHAEL RIEDEL: DIE TRAUMDEUTUNG (A-Z)

5/04/202418/05/2024

CHAPTER III

Nach 35 Jahren schlägt Christine König ein neues Kapitel auf und eröffnet einen weiteren Standort:

 

DAS BILD UND SEIN BUCH: Zwei Formen der Erzählung, zwei Formen der Weltwahrnehmung. Während der Betrachter beim Bild meist mit einem Überfluss an Informationen überwältigt wird, lädt das Buch zur contemplatio ein. Das Zusammenspiel dieser beiden Dispositive ermöglicht die Verbindung zwischen Zeit und Raum. Das traditionelle Format wird auf neuartige Weise interdisziplinär verschränkt. Es geht aber nicht nur um Bücher, die Künstler und ihre Werke beeinflussen, es können auch Wörter sein, die buchstäblich ins Bild wandern. Joseph Kosuth hat beispielsweise einzelne Begriffe aus dem Roman „Korrektur“ von Thomas Bernhard in eine, dem Satzspiegel entsprechende, Lichtinstallation transformiert.


DAS BILD UND SEIN BUCH entfaltet somit ein Glasperlenspiel, das sich auf verschiedenen Ebenen manifestiert. „Lesen heißt durch fremde Hand träumen,“ schrieb einst Fernando Pessoa. Man könnte die Formulierung auch umdrehen: In der Betrachtung von Kunst zu träumen, heißt durch fremde Hand lesen. (Thomas Miessgang, 2024)

 

ERÖFFNUNGSAUSSTELLUNG:

MICHAEL RIEDEL
DIE TRAUMDEUTUNG (A-Z)

 

Das 2014 für das Sigmund-Freud-Institut in Frankfurt am Main entstandene Werk „Die Traumdeutung (A-Z)“ von Michael Riedel löst die narrative Konsistenz des berühmten Werkes von Sigmund Freud auf und reiht stattdessen alle Worte mit dem gleichen Anfangsbuchstaben alphabetisch auf – der Künstler selbst spricht widersprüchlich von „entformulierter Formulierung“. Die neu arrangierten Sprachelemente formieren sich zu Bildflächen, die ausdrücklich keine Embleme der „Traumdeutung“ darstellen sollen, sondern einen visuellen Eigenwert entwickeln – durchaus in gedanklicher Verbindung zu den sprachkritischen Text-Assemblagen der Wiener Gruppe in den 1950er Jahren, oder gar zum Flächenwerk der Wiener Werkstätten. Auf diese Weise wird eine der bekanntesten Arbeiten von Sigmund Freud in einen vor-narrativen Zustand (rück)geführt. Dass damit die Basis für neue Formulierungspotentiale hergestellt wird, ist die Pointe eines Werkes, das die Verdrängung und das Unbewusste noch einmal auf ganz andere Weise erlebbar macht. (Thomas Miessgang, 2024)

© Michael RIEDEL, Die Traumdeutung (Alphabetisch sortiert), 2014

Ausstellung

Kristof SANTY: Epinal

5/04/202418/05/2024

Christine König Galerie

Schleifmühlgasse 1A, 1040 Wien

Eröffnung:

Donnerstag, 4. April, 18-21 Uhr

 

Die Arbeiten von Kristof Santy (*1987 in Belgien, lebt und arbeitet in Roeselare) bewegen sich an der Schnittstelle von Einzigartigkeit und Gemeinsamkeit. Indem er seine Sujets auf ihre wesentlichsten, unmittelbar erkennbaren Formen abstrahiert und sie anschließend mit Elementen seiner subjektiven Wahrnehmung, seiner Erinnerung und persönlichen Involvierung rekonstruiert, gewinnen sie an Vertrautheit, ohne in Verallgemeinerungen abzugleiten. Vielmehr ermöglicht Santy den Betrachtenden durch diesen intuitiven Prozess der Subtraktion und Addition eine Auseinandersetzung mit seinen Bildern über eine gemeinsame Erfahrung von Soziabilität. In diesem Sinne ähneln seine Werke Images d’Épinal: idealisierte, zugängliche Perspektiven kommunaler Lebensrealitäten, die unser kollektives Bewusstsein aktivieren.



Auch konzeptionell ist Kollektivität eine wesentliche Komponente in Santys Bildern. Trotz seines bewussten Verzichts auf jegliches bildinternes Narrativ ist jedes Werk mit einer Art assoziativer Metadaten und dabei insbesondere mit Spuren menschlicher Präsenz verknüpft. Die Bildgegenstände sind daher eher Artefakte als Naturalien, auf Funktionalität hin entworfen: Ob Schraube, Kaffeemaschine, Spüle oder Speiseteller, Santys Ikonographie des Alltäglichen impliziert stets das menschliche Eingreifen. So koexistieren die abgebildeten Objekte fast empathisch mit anthropoiden Energien, die bereits verschwunden sind oder erst noch eingreifen müssen.



Und selbst wenn wir als Menschen, als Schöpfende und Nutzende, auf diese Weise involviert sind, bedeutet das nicht, dass wir den Zugang zu den Realitäten von Santys Kompositionen kontrollieren. Vielmehr nehmen wir eine passive Rolle ein, die Bildobjekte kommen förmlich auf uns zu: Sie dehnen sich bedrohlich bis an den Rand ihrer Leinwände hin aus, stoßen in ihrem Format beharrlich an die Grenzen der ihnen zugewiesenen Flächen und drohen, uns in ihre Welt zu ziehen. Indem Santy seine Sujets so inhaltlich wie formal reskaliert, sie also den exklusiven Regeln ihrer medialen und bildlichen Kodifizierung anpasst, schafft er eine prekäre, einschüchternde Balance, die die Beziehung des Dargestellten zu seiner physischen Umgebung transformiert und dabei unser eigenes Körperbewusstsein reformiert.



Sofern Narration eine bloße Annahme bleibt, bricht die inhaltliche Bewegungslosigkeit von Santys Gemälden unser konventionelles Verständnis von Zeit als einer kontinuierlichen Abfolge von Existenz, die sich in einer scheinbar linearen Progression von der Vergangenheit über die Gegenwart bis in die Zukunft entfaltet. Stattdessen emittieren Santys Werke eine transtemporale Ruhe, eine Stille, die sich aus einer einzigartigen Dichotomie von formaler und inhaltlicher Planarität ergibt: Wiederkehrende, kräftige Farben, geometrisierte und geflachte Formen überziehen die Leinwand mit präzisen, glatten Pinselstrichen und transformieren sie weniger in einen Bildraum im traditionellen Sinne als in eine Fläche mit räumlichem Potenzial.



Auf diese Weise entsteht Räumlichkeit nicht mit Mitteln der Perspektive, sondern durch Farbe und bietet eine erweiterte Perspektive auf Greenbergs Konzept der flatness. Diese Flachheit, die sich fast zirkulär durch die Kunstgeschichte zieht (man denke nur an mittelalterliche Bildgestaltung sowie den Fauvismus und abstrakte Malerei), ermöglicht und bedingt in Santys Werken eine unerwartete Monumentalität des Dargestellten. Dieselbe Monumentalität, obwohl in zwei Dimensionen angelegt, setzt sich in eine dritte fort und richtet sich sowohl auf die Umgebung als auch auf die Betrachtenden. Auf diese Weise wird jedes Bildelement entfaltet, alles wird sichtbar, lesbar und verstehbar.



In Epinal entwirft der Künstler somit einen Schauplatz kollektiver Wahrnehmung, in dessen Rahmen er uns ein Archiv von Lebensfragmenten präsentiert, eine Neukonzeption und Neuinszenierung der bildnerischen Dialektik zwischen Oberfläche und Tiefe, Realität und Wirkung, Materialität und Bedeutung. Durch die bewusste Abkehr von Narration zugunsten einer immobilen Monumentalisierung des Alltäglichen untersucht Santy das Triviale, fordert dazu heraus, sich dem Gewohnten mit geschärftem Bewusstsein zu stellen, und provoziert die Reflexion unserer eigenen Images d’Épinal. (Teresa Kamencek, 2024)

© Kristof SANTY, Schmink, 2024

Ausstellung

Tobias IZSÓ: Off the cuff

5/04/202418/05/2024

KOENIG2 by_robbygreif

Margaretenstraße 5, 1040 Wien

Eröffnung:

Donnerstag, 4. April 18-21 Uhr

Tobias IZSÓ, aus der Serie "off the cuff", #2, 2023

Ausstellung

INTO THE WOODS: ANNÄHERUNGEN AN DAS ÖKOSYSTEM WALD

6/04/202411/08/2024

KUNST HAUS WIEN. Museum Hundertwasser

Untere Weißgerber Straße 13, 1030 Wien

Im Rahmen der Klima Biennale Wien zeigt das KunstHausWien eine umfangreiche Gruppenausstellung zu einem der wichtigsten Ökosysteme der Welt – dem Wald. Sechzehn zeitgenössische künstlerische Positionen widmen sich dem Lebensraum Wald, seinen ökologischen Prozessen sowie Bedrohungen.

Die Wälder weltweit sind mehr denn je Mahnmal für das Ungleichgewicht unseres Planeten: Wälder filtern Wasser und Luft, liefern Ressourcen und Nahrung, sind Lebensraum für einen Großteil der an Land lebenden Arten, fördern die menschliche Gesundheit und stabilisieren als wichtige Kohlenstoffspeicher das Klima unserer Erde. Ihre Abholzung und profitorientierte Ausbeutung treiben die ökologische Krise voran, gleichzeitig befeuert die Klimaerwärmung den Waldverlust.

 

Anhand künstlerischer Projekte zu unterschiedlichsten Wald-Regionen der Erde – vom Amazonas-Regenwald über den Embobut-Wald in Kenia und die Urwälder der Karpaten bis hin zu Föhrenwäldern in der Schweiz und heimischen Waldgebieten – spricht die Ausstellung drängende Fragen rund um das sensible Ökosystem an. Die gezeigten Arbeiten befassen sich einerseits mit dem menschlichen Einfluss auf den Zustand der Wälder und deren Zerstörung, andererseits mit den kollektiven und symbiotischen Aktivitäten des Waldökosystems. Rücksichtslose Entwaldung, die Auswirkungen von Wald-Monokulturen, das Spannungsverhältnis zwischen wirtschaftlicher Waldnutzung und nachhaltigem Waldschutz, die Finanzialisierung der Klimakrise und die Gefährdung der Wälder durch die Klimaerwärmung werden in der Ausstellung ebenso thematisiert wie die ökologischen Prozesse und komplexen Wechselwirkungen, die dem Ökosystem Wald zugrunde liegen.

 

Die Künstler:innen der Ausstellung beleuchten die zentrale Rolle der Wälder unserer Erde für die Gesundheit und Stabilität unseres Planeten. Die recherchebasierten, inspirierenden, poetischen und oftmals in Zusammenarbeit mit Wissenschaftler:innen erarbeiteten Werke machen die komplexe Thematik greifbar und ermöglichen neue Perspektiven auf ein Ökosystem, das uns vermeintlich so vertraut ist.

Ausstellung

EVHEN BAL, MARIT WOLTERS & PHILIPP MUERLING | Dinggewalten

10/04/202416/05/2024

Bildraum 01

Strauchgasse 2, 1010 Wien

Die Auswahl der drei künstlerischen Positionen – Evhen Bal, Marit Wolters & Philipp Muerling – für die Ausstellung Dinggewalten ergibt sich aus der besonderen Anerkennung ihrer künstlerischen Leistung als Runner-Ups des PARALLEL VIENNA | Bildrecht YOUNG ARTIST Awards 2022.

 

Im Bildraum 01 fügen sich ausgewählte Werk zu einem spannungsgeladenen, fluiden und eigenwillig balancierten Zusammenspiel. Von verschiedenen Dinggewalten geformt, folgt jede Arbeit auf sehr unterschiedlichen Wegen ihrer eigenwilligen Logik von Material, Bewegungs- und Spannungsverhältnissen, Orten und Erzählungen.

 

Marit Wolters vielschichtige, skulpturale Wand- und Bodenarbeiten – Slides, Seismic Friction und Home Grounds – entwickeln ihre formale Erscheinung aus material-dynamischen Prozessen, in denen unterschiedliche architektonische Materialien wie Beton, Sand, Marmorpulver, Ton und Acrylmilch in verschiedenen Kombinationen zusammenwirken. In ihrer ausformulierten ästhetischen Präsenz behalten die Skulpturen ihre Fluidität und immanente Bewegung bei. Die meist vor Ort vorgefundenen Materialien, wie z.B. der Sand der Home Grounds Skulpturen aus den Häusern der Stiftung Bauhaus Dessau, sind direkter Verweis auf die akribischen Untersuchungen des ästhetischen Potenzials der Materialien sowie deren Wechselwirkungen mit sozialen und ökologischen Systemen.

 

Philipp Muerlings Linien – in den Zeichnungen PurPur_d &_b, Intangible Care – Beginning und in der Performance Intangible Care – unterliegen den Bedingungen, Einschränkungen und Kräften seines eigenen Körpers. Befreiung und Gespanntheit, Langsamkeit und Entfesselung geben den unbestimmten Linienrhythmus vor. Ob in großformatigen Zeichnungen auf Leinwand oder als Performance im Ausstellungs- oder Öffentlichen-Raum — das Ringen um Ausdruck, Barrieren zum Trotz, ist der Leitfaden in seiner künstlerischen Auseinandersetzung. Radikal und ungeschönt, verletzlich und nackt, zeigt Muerling, dass der Körper nach wie vor ein gesellschaftliches Schlachtfeld ist.

 

Evhen Bals Skulpturen – Nord Stream 2, Two octaves of kilometer zero, Suicide of russian culture, Moscow patriarchy & Will I have dinner tonight? – sind Teil seiner umfangreichen Antikriegsobjekte-Serie Artifacts of Zero. An den ukrainischen Frontlinien gesammelte Relikte, nach der vollständigen russischen Invasion im Jahr 2022, Projektile sowie Reste von Raketen oder Bomben rekonstruiert der Künstler mit entfremdeten, friedvollen Alltagsgegenständen, wie einer Gabel, einem Stück Holz aus einem Klavier, einer Statue von Alexander Puschkin, u.v.m. und markiert damit den Prozess einer abscheulich realen Zerrüttung. Transformierte Fragmente russischer Brandsätze setzten sich in künstlerischen Szenarien aus schmerzhaften verspielten Artefakten zusammen.

 

Die sehr unterschiedlichen Dingwelten in der Ausstellung formieren und deformieren sich durch Einwirken von Kräften der Fusion und Gewalt, Anspannung und Befreiung. Auch zueinander verhalten sich die Arbeiten teils fremdbestimmt und erfinden sich in einem schön verstörenden Balanceakt neu. Zu sehen sind Objekte, die, obgleich sie ihre autonomen Zonen, in denen sich einwirkende Kräfte bündeln, behaupten, sich zu einem dialogischen, spannungsreichen Feld aufladen. Jede der Arbeiten ist Träger einer präzisen künstlerischen Erzählung, jede birgt eine besondere Erfahrung aus Bedingtheiten, physischen Ressourcen, Orten und Körpern.

Evhen Bal | Will I Have a Dinner Tonight?, 2022 | Objekt | Foto © Liza Koval, 2024

Ausstellung

Come as You Are. Preis der Kunsthalle Wien 2023

16/04/202416/06/2024

Kunsthalle Wien Karlsplatz

Treitlstraße 2, 1040 Wien

Eine Kooperation mit der Akademie der bildenden Künste Wien und der Universität für angewandte Kunst Wien

 

Die Ausstellung mit Werken der Gewinner*innen des Preises der Kunsthalle Wien 2023 wird zehn Künstler*innen versammeln, die im vergangenen Jahr ihr Studium an der Akademie der bildenden Künste Wien oder der Universität für angewandte Kunst Wien abgeschlossen haben: Jusun Lee und Marielena Stark – die Hauptpreisträger*innen – sowie Željka AleksićMila BalzhievaLuisa BerghammerDaniel FonattiValentin HämmerleMichael ReindelAnne Schmidt und Marc Truckenbrodt.

 

Die Ausstellung versteht sich als institutioneller Verstärker der Künstler*innen und ihrer unterschiedlichen Anliegen, denen sie mittels ihrer Arbeit Ausdruck geben. Auf die Vielstimmigkeit der künstlerischen Perspektiven und Formen – erstmals sind Absolvent*innen der Fachbereiche Grafik und druckgrafische Techniken, Bühnengestaltung sowie des interdisziplinären Programms Art & Science unter den Ausgezeichneten – nimmt auch der Ausstellungstitel Bezug. Er ist als Einladung an Künstler*innen und Publikum gemeint, gemeinsam über die Ambivalenz unserer Gegenwart zu reflektieren, etwa zwischen der chronischen Dringlichkeit und gleichzeitig ersehnten Entschleunigung – oder wie Nirvana es bereits 1991 besangen: „Take your time, hurry up“.

Valentin Hämmerle, LIGHT YELLOW GAZE 9201-104 ***, 2023, Installationsansicht, Foto: Jorit Aust

Ausstellung

DAS UNHEIMLICHE. Sigmund Freud und die Kunst

26/04/20244/11/2024

Sigmund Freud Museum

Berggasse 19, 1090 Wien

Die Sonderausstellung im Sigmund Freud Museum zielt auf das Unheimliche – auf jene Gemütsregung, die einst Freuds Interesse weckte und in der Kunst seit jeher zum Bildgegenstand erhoben wird. In medialer Vielschichtigkeit verdeutlichen Werke von Louise Bourgeois, Heidi Bucher, Gregory Crewdson, Birgit Jürgenssen, Helmut Newton, Hans Op de Beeck, Stephanie Pflaum (im Schauraum Berggasse 19), Markus Schinwald, Esther Shalev-Gerz, Cindy Sherman, Jeff Wall, Kai Walkowiak und Francesca Woodman die aktuelle und wechselseitige Einwirkung von Psychoanalyse und Kunst.

 

So wie dieses spezifische Angstgefühl — nicht zuletzt angesichts der aktuellen Weltlage – an die Oberfläche des menschlichen Bewusstseins dringt, so schlägt es sich auch in der zeitgenössischen Kunst nieder. Die gezeigten internationalen Positionen begegnen dem Unheimlichen in metaphorischen Kompositionen von deformierten oder entblößten Körpern ebenso wie in hintergründigen Inszenierungen, die das Grauenerregende oft erst nach und nach erkennen lassen.

 

Auf die Fähigkeiten der Künste, dem Unheimlichen Ausdruck zu verleihen, verweist Freud schon 1919 in seinem gleichnamigen Text. Dabei erscheinen ihm insbesondere die Schilderungen der Dichtung sogar reichhaltiger als das tatsächlich Erlebte. Sowohl die von ihm angeführten Literaturbeispiele wie die Bedeutungsanalyse des Begriffs „unheimlich“ führen ihn zum selben Ergebnis: das Unheimliche ließe sich sowohl auf Vertrautes (Heimeliges) wie auf Verdrängtes (Heimliches) zurückführen. Vor allem der „verhüllte Charakter“ dieser Empfindung löse Grauen in uns aus. Zahlreiche Werke der Gegenwartskunst bestätigen Freuds Einsichten, nehmen das Unheimliche entweder direkt in den Fokus oder evozieren das Gefühl durch nahezu unscheinbar wirkende Irritationen, deren Bedeutung erst bei näherer Betrachtung offenkundig wird und über die unheimliche Empfindung Aufschluss gibt.

Ausstellung

TROIKA: Terminal Beach

1/05/202411/08/2024

MAK – Museum für angewandte Kunst

Stubenring 5, 1010 Wien

Das in London ansässige Kollektiv Troika, gegründet im Jahr 2003 von Eva Rucki, Conny Freyer und Sebastien Noel, befasst sich mit den vielfältigen Verbindungen zwischen Mensch, Natur und Technologie.
In ihrer speziell für das MAK konzipierten Einzelausstellung nehmen die das Künstler*innen die vielschichtigen Formen nichtmenschlicher Intelligenz in einer immersiven Rauminstallation in den Fokus. Während in der digitalen Animation Terminal Beach ein mit Fell überzogener Roboterarm den letzten Baum auf der Erde fällt, erweitern im Realraum 3D-gedruckte Skulpturen aus digitalen Zwillingen unterschiedlicher musealer Objekte die Szenografie, die als enigmatische Kreaturen eine überflutete Landschaft bevölkern. Die Ausstellung wirft dabei nicht nur Fragen über eine mögliche (Fehl-)Anpassung der Lebewesen an den Klimawandel auf, sondern auch über das digitale Nachleben menschlicher Mythen, Kultur und Geschichte.
Ausstellung

KUBUS III

3/05/202420/05/2024

Künstlerhaus Vereinigung

Karlsplatz 5, 1010 Wien

KUBUS ist ein partizipatives Format, das die Wiener Künstlerinnen Anke Armandi, Maria Grün und Lena Knilli im Rahmen der Klimabiennale 2024 realisieren. Die Ausstellung mit den Positionen von Michael Goldgruber und Markus Guschelbauer ist Ausgangspunkt für einen OPEN CALL: Personen aus der künstlerischen Praxis sind eingeladen, auf diese mit Werken anderer Künstler*innen zu reagieren, die Ausstellung in der Factory des Künstlerhauses zu ergänzen und den Gesprächsraum zu erweitern. KUBUS wurde als partizipatives Ausstellungs- und Diskussionsformat entwickelt und hat zum Ziel, spartenübergreifende Dialoge über künstlerische Prozesse, Sichtweisen und Konzepte zu initiieren. Ansatz ist das gemeinsame Interesse und Erforschen verschiedener Positionen der Wahrnehmung, Strategien und Kooperationen.

© Michael Goldgruber / Bildrecht

Ausstellung

UNKNOWN FAMILIARS: Die Sammlungen der Vienna Insurance Group

8/05/20246/10/2024

Leopold Museum

Museumsplatz 1, 1070 Wien

Unknown Familiars stellt einander Unbekannte in den Raum. Mit den im Leopold Museum präsentierten Highlights begegnen sich insgesamt sechs Sammlungen zum ersten Mal. Trotz ihrer unterschiedlichen Schwerpunkte und Entwicklungsgeschichten handelt es sich um unknown familiars, einander unbekannte Verwandte, denn alle gezeigten Werke stammen aus den Sammlungen von Unternehmen, die mit der Vienna Insurance Group in Verbindung stehen und sich im Rahmen des 200-jährigen Firmenjubiläums des Wiener Städtischen Versicherungsvereins erstmals als Teil einer Familie versammeln. Bereits 2007 waren im Leopold Museum Werke der tschechischen Kooperativa gezeigt worden, im Jahr 2010 zudem Teile der Sammlungen von Wiener Städtische, Wiener Städtische Versicherungsverein und Donau Versicherung. Nun werden auch Auszüge der Sammlungen der serbischen Wiener Städtische Osiguranje sowie der lettischen BTA Baltic präsentiert.

 

Das Kennenlernen wird folglich nicht allein dem Publikum überantwortet, sondern auch den Sammlungen selbst, die sich über eine präzise Auswahl von Werken begegnen und ergänzen. Die Präsentation, die eine gesamte Etage des Leopold Museum bespielt, beinhaltet über 200 Arbeiten verschiedener Genres aus unterschiedlichen Perioden. Junge zeitgenössische Kunst trifft auf die Moderne der Zwischenkriegszeit, die Avantgarde der 1970er-Jahre auf wichtige Positionen der österreichischen Gegenwart.

 

Ausgehend von der Sammlung der tschechischen Versicherungsgesellschaft Kooperativa, die mit einer Auswahl an Werken aus dem Zeitraum von 1900 bis 1950 vertreten ist, entspinnt sich ein Netz aus thematischen wie stilistischen Bezügen, das sich im Dialog und der punktuellen Überschneidung mit den Werken aus den anderen Sammlungen fortsetzt. So bilden die Wiener Sammlungen gemeinsam mit jener der BTA Baltic ein breites Spektrum von der klassischen Moderne bis zu aktuellen zeitgenössischen Praktiken ab. Die serbische Sammlung blickt hingegen vorrangig anhand des Mediums der Fotografie auf das Geschehen der jugoslawischen Avantgarde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zurück. Und auch wenn nur einzelne Werke der Ausstellung dem historischen Surrealismus im engeren Sinne zuzuordnen sind, etwa TOYENs Klamná krajina [Trügerische Landschaft] von 1937, findet sich Surreales in zahlreichen Objekten der Schau, unabhängig von der Zeit ihrer Entstehung.

 

Getragen von einem ungewöhnlichen Display und einem assoziativ gestalteten Ausstellungsparcours entfernt Unknown Familiars so manchen Grundpfeiler der vertrauten Kunstbetrachtung zugunsten einer Begegnung mit dem Neuen. Die Ausstellung ebenso wie die begleitende Publikation positionieren ein schräg einfallendes Licht, das Vertrautes – Familiäres – in eine ungewohnte Perspektive rückt.

TOYEN, Klamná krajina [Trügerische Landschaft], 1937 © Sammlung Kooperativa pojišťovna, a.s., Vienna Insurance Group © Bildrecht, Wien 2023

Ausstellung

Finissage mit Performance: EVHEN BAL, MARIT WOLTERS & PHILIPP MUERLING | Dinggewalten

16/05/202416/05/2024

18:00—20:00

Bildraum 01

Strauchgasse 2, 1010 Wien

Finissage mit Performance & Sound-Intervention: 
Performance Intangible Care von Philipp Muerling &

Sound-Intervention COCOON von Rod Modell & Marit Wolters & Special Spring Drink (sponsored by DICK & STEIN GIN)

 

Zur Ausstellung:

Die Auswahl der drei künstlerischen Positionen – Evhen Bal, Marit Wolters & Philipp Muerling – für die Ausstellung Dinggewalten ergibt sich aus der besonderen Anerkennung ihrer künstlerischen Leistung als Runner-Ups des PARALLEL VIENNA | Bildrecht YOUNG ARTIST Awards 2022.

 

Im Bildraum 01 fügen sich ausgewählte Werk zu einem spannungsgeladenen, fluiden und eigenwillig balancierten Zusammenspiel. Von verschiedenen Dinggewalten geformt, folgt jede Arbeit auf sehr unterschiedlichen Wegen ihrer eigenwilligen Logik von Material, Bewegungs- und Spannungsverhältnissen, Orten und Erzählungen.

 

Marit Wolters vielschichtige, skulpturale Wand- und Bodenarbeiten – Slides, Seismic Friction und Home Grounds – entwickeln ihre formale Erscheinung aus material-dynamischen Prozessen, in denen unterschiedliche architektonische Materialien wie Beton, Sand, Marmorpulver, Ton und Acrylmilch in verschiedenen Kombinationen zusammenwirken. In ihrer ausformulierten ästhetischen Präsenz behalten die Skulpturen ihre Fluidität und immanente Bewegung bei. Die meist vor Ort vorgefundenen Materialien, wie z.B. der Sand der Home Grounds Skulpturen aus den Häusern der Stiftung Bauhaus Dessau, sind direkter Verweis auf die akribischen Untersuchungen des ästhetischen Potenzials der Materialien sowie deren Wechselwirkungen mit sozialen und ökologischen Systemen.

 

Philipp Muerlings Linien – in den Zeichnungen PurPur_d &_b, Intangible Care – Beginning und in der Performance Intangible Care – unterliegen den Bedingungen, Einschränkungen und Kräften seines eigenen Körpers. Befreiung und Gespanntheit, Langsamkeit und Entfesselung geben den unbestimmten Linienrhythmus vor. Ob in großformatigen Zeichnungen auf Leinwand oder als Performance im Ausstellungs- oder Öffentlichen-Raum — das Ringen um Ausdruck, Barrieren zum Trotz, ist der Leitfaden in seiner künstlerischen Auseinandersetzung. Radikal und ungeschönt, verletzlich und nackt, zeigt Muerling, dass der Körper nach wie vor ein gesellschaftliches Schlachtfeld ist.

 

Evhen Bals Skulpturen – Nord Stream 2, Two octaves of kilometer zero, Suicide of russian culture, Moscow patriarchy & Will I have dinner tonight? – sind Teil seiner umfangreichen Antikriegsobjekte-Serie Artifacts of Zero. An den ukrainischen Frontlinien gesammelte Relikte, nach der vollständigen russischen Invasion im Jahr 2022, Projektile sowie Reste von Raketen oder Bomben rekonstruiert der Künstler mit entfremdeten, friedvollen Alltagsgegenständen, wie einer Gabel, einem Stück Holz aus einem Klavier, einer Statue von Alexander Puschkin, u.v.m. und markiert damit den Prozess einer abscheulich realen Zerrüttung. Transformierte Fragmente russischer Brandsätze setzten sich in künstlerischen Szenarien aus schmerzhaften verspielten Artefakten zusammen.

 

Die sehr unterschiedlichen Dingwelten in der Ausstellung formieren und deformieren sich durch Einwirken von Kräften der Fusion und Gewalt, Anspannung und Befreiung. Auch zueinander verhalten sich die Arbeiten teils fremdbestimmt und erfinden sich in einem schön verstörenden Balanceakt neu. Zu sehen sind Objekte, die, obgleich sie ihre autonomen Zonen, in denen sich einwirkende Kräfte bündeln, behaupten, sich zu einem dialogischen, spannungsreichen Feld aufladen. Jede der Arbeiten ist Träger einer präzisen künstlerischen Erzählung, jede birgt eine besondere Erfahrung aus Bedingtheiten, physischen Ressourcen, Orten und Körpern.

Philipp Muerling | Purpur_b, 2022 | Zeichnung auf Leinwand | 85 x 190 cm | © Bildrecht, Wien 2024

Ausstellung

NEUE SACHLICHKEIT IN DEUTSCHLAND

24/05/202429/09/2024

Leopold Museum

Museumsplatz 1, 1070 Wien

Nach den physischen und psychischen Zurichtungen und abgründigen Erfahrungen des Ersten Weltkrieges, in dem mehr als neun Millionen Menschen den Tod fanden und der über zwanzig Millionen Verwundete hinterließ, verlangte die Kunst nach einer neuen Darstellung der Wirklichkeit. Resignation, Anklage und unbeschreibliches Elend auf der einen, Hoffnung, Sehnsüchte und aufkommende Lebenslust der sogenannten „Goldenen Zwanzigerjahre“ auf der anderen Seite sollten dieses Epochenphänomen auf eine neue Weise beschreiben: un­sentimental, nüchtern, konkret und puristisch; kurz: auf eine sachlich realistische Art. Damit stand die Neue Sachlichkeit, deren Bezeichnung auf die 1925 in der Städtischen Kunsthalle Mannheim stattgefundene Ausstellung Neue Sachlichkeit. Deutsche Malerei seit dem Expressionismus von Gustav Friedrich Hartlaub zurückgeht, im Gegensatz zu und nicht zuletzt als Reaktion auf einen pathoserfüllten, illusionistischen Expressionismus, der nicht in der Lage war, die geistige und politische Krisensituation bzw. deren Wirklichkeit zu protokollieren.

 

Max Beckmann, Heinrich Maria Davringhausen, Otto Dix, George Grosz, Karl Hubbuch, Grethe Jürgens, Lotte Laserstein, Felix Nussbaum, Gerta Overbeck, Christian Schad, Rudolf Schlichter und viele weitere Künstler*innen bannten den Zeitgeist auf Leinwand und Papier. Sie waren imstande, die soziale Wirklichkeit auf pluralistische Weise in realistischen Tenden­zen zu beschreiben. Bildthemen fanden sie nicht nur in den Folgen des Ersten Weltkrieges, sondern auch in der florierenden Vergnügungsindustrie, den neuen Lebensentwürfen von selbstbestimmten und selbstbewussten Frauen oder dem Eindringen der Technik und des Fortschritts in die Lebenswelt wie in die Natur.

 

Ein jähes Ende fand diese neue künstlerische Herangehensweise 1933 mit der Machtüber­nahme Adolf Hitlers und der aufkommenden nationalsozialistischen Kunstpolitik: Politisch verdächtige Künstler*innen mussten Durchsuchungen ihrer Wohnungen und Ateliers über sich ergehen lassen, Professoren wurden entlassen, Ausschlüsse aus Künstler*innenver­einigungen folgten ebenso wie Ausstellungsverbote. Manche flüchteten ins Ausland, andere zogen sich in die innere Emigration zurück, wieder andere passten sich an oder wurden zu Mitläufer*innen des Systems. Einige Mutige fanden Formen des künstlerischen Widerstan­des, so etwa Hans Grundig oder Wilhelm Lachnit, was um 1933 bereits mit Haftaufenthalt oder Polizeiaufsicht geahndet wurde, ab 1940, wie im Falle Grundigs, mit Deportation ins Konzentrationslager.

 

Diese in Österreich bis dato erste umfassende Ausstellung zur deutschen Neuen Sachlichkeit schließt an die beiden im Leopold Museum präsentierten Ausstellungen Menschheitsdämmerung (2021) und Hagenbund. Von der gemäßigten zur radikalen Moderne (2022) an, die einen Fokus auf neusachliche und andere Strömungen in der österreichischen Kunst der Zwischenkriegszeit legten. Nun richtet sich der Blick auf ausgewählte Beispiele des neusach­lichen Kunstschaffens in Deutschland.

Ausstellung

Avant-Garde and Liberation: ZEITGENÖSSISCHE KUNST UND DEKOLONIALE MODERNE

7/06/202422/09/2024

mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien

Museumsplatz 1,1070 Wien

Sie stellt Fragen nach den politischen Umständen, die zeitgenössische Künstler*innen zum Rückgriff auf jene außereuropäischen Avantgarden bewegen, die sich in den 1920er- bis 1970er Jahren gegenüber der dominanten westlichen Moderne formiert haben. Welche Potenziale sehen Künstler*innen in der Anknüpfung an dekoloniale Avantgarden in Afrika, Asien und im Raum des „Black Atlantic“, um gegen aktuelle Formen von Rassismus, Fundamentalismus oder Neokolonialismus aufzutreten? Und welche künstlerischen Verfahren kommen zum Einsatz, wenn Bedrohungen der persönlichen Freiheit und des sozialen Zusammenhalts mit Rückgriff auf wegweisende antikoloniale und antirassistische Positionen des frühen und mittleren 20. Jahrhunderts thematisiert werden?
Mit zahlreichen Werken von ca. fünfundzwanzig Künstler*innen aus Südasien, Afrika, Europa und Amerika öffnet Avant-Garde and Liberation einen Blick auf globale Modernismen durch das Prisma ihrer Brisanz für die Kunst der Gegenwart. Die Ausstellung reflektiert in der komplexen Verbindung von Gegenwart und Vergangenheit über Fragen der Zeitlichkeit sowie über Möglichkeiten der Auseinandersetzung mit alten und neuen Befreiungsbewegungen.

Atul Dodiya, Volunteers at the Congress House—August 1931, Courtesy of the artist and Chemould Prescott Road © Anil Rane

Ausstellung

Jongsuk Yoon: Kumgangsan

7/06/20241/08/2025

mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien

Museumsplatz 1,1070 Wien

Anlässlich seiner Wiedereröffnung lädt das mumok die südkoreanische, seit 1995 in Europa lebende Künstlerin Jongsuk Yoon ein, eine neue Wandgestaltung für das Museumsfoyer zu konzipieren. Auf die Herausforderung des monumentalen Formats antwortet Jongsuk Yoon mit schwebenden, gänzlich anti-monumentalen und anti-heroischen Landschaftsbildern. Die Prozessualität der Malerei und die Reduktion der eingesetzten Mittel bestimmen Yoons künstlerische Praxis, die sie in kritischer Auseinandersetzung mit den Paradigmen der westlichen Moderne und der ostasiatischen Tradition entwickelt – insbesondere mit Expressionismus, Abstraktem Expressionismus und koreanischer Sansuhwa („Malerei von Bergen und Wasser“). Diaphane Schichtungen von großflächig aufgetragenen Farbformen, prozessualen Spuren und grafischen Chiffren verdichten sich zu panoramatischen „Seelenlandschaften“ (J. Yoon), in denen „innere“ und „äußere“ Perspektiven wechseln.

 

Kumgangsan („Diamantenberg“) ist die malerische Annäherung an eine Bergregion, die Yoon selbst nie betreten hat: Seit 1945 bildet sie die willkürliche Trennlinie und sichtbare Grenze zwischen Nord- und Südkorea und ist als solche Symbol eines ungelösten Konfliktes globaler Politik und dessen bis heute traumatisierende Folgen.

Jongsuk Yoon vor dem Wandbild Sun and Moon, Foto: Kalle Sanner © Nordiska Akvarellmuseet Courtesy the artist and Galerie nächst St. Stephan Rosemarie

Ausstellung

Hannah Höch: Montierte Welten

21/06/20246/10/2024

Unteres Belvedere

Rennweg 6, 1030 Wien

Erstmals in Österreich wird das Werk der deutschen Dadaistin, Malerin und Fotomontage-Künstlerin Hannah Höch (1889–1978) mit einer großen musealen Retrospektive gewürdigt. Höch war eine der zentralen Protagonist*innen der Kunst der 1920er-Jahre und gilt als Miterfinderin der Collage und der Fotomontage. Ausgestattet mit Leim und Schere setzte sie sich in ihrer Kunst auf ironische und scharfsichtige Art und Weise mit der Macht und der Wirkung von Bildern auseinander.

 

Die Ausstellung legt den Schwerpunkt auf die Collagen und die Fotomontagen Hannah Höchs. Bisher wenig bekannt ist, dass Höch die Fotomontage als eng mit dem Film verwandt verstand – als „statischen Film“ auf Papier, der mithilfe von Schnitt und Komposition neue Blicke auf die Welt ermöglichen kann. Film und Fotomontage gemeinsam ist die Technik der Montage: Beide zerlegen die Welt optisch und mechanisch in Ausschnitte, um diese neu zusammenzufügen und so neue Seherlebnisse zu ermöglichen.

 

Neben 60 Fotomontagen von Hannah Höch werden eine Auswahl von Gemälden, Zeichnungen und Druckgrafiken sowie Archivalien aus dem Nachlass der Künstlerin zu sehen sein. Die Arbeiten werden dialogisch mit Filmprojektionen von Hans Richter, László Moholy-Nagy, Man Ray, Viking Eggeling, Jan Cornelis Mol, Alexander Dowschenko und Dziga Vertov gezeigt, die Höch kannte und von denen sie künstlerische Impulse erhielt.

 

Eine Ausstellung des Zentrum Paul Klee in Bern in Zusammenarbeit mit dem Belvedere.

Foto: © Christian Vagt; © Bildrecht, Wien 2024

VAW für alle

VIENNNA ART WEEK FÜR ALLE: Social Paper I – inklusiver Workshop

14/11/202414/10/2024

13:30—16:30

TBC

VERANSTALTUNGSSPRACHE: DEUTSCH.

 

Dieser Praxisworkshop ist für alle Interessierten offen, unabhängig von künstlerischen Vorkenntnissen oder Fähigkeiten.

 

Jede*r ist herzlich eingeladen, teilzunehmen und seine/ihre eigene einzigartige Perspektive einzubringen. Menschen mit Behinderungen oder anderen Diagnosen sind ausdrücklich eingeladen!

 

Dieser Workshop (in vollständig zugänglichen Räumen) bietet die Teilnahme an kooperativem Kunstschaffen und eine Einführung in einfache Techniken der Druckgrafik und des kollaborativen Zeichnens.

 

Während des Workshops ergibt sich die Möglichkeit zu Gesprächen über kulturelle Teilnahme und mögliche Barrieren, mit denen Menschen konfrontiert sein können.

 

Den Teilnehmer:innen wird die Möglichkeit geboten, ihre Erfahrungen und Kunstwerke online zu teilen (auf der Website der Kursleiterin).

 

Kursleiterin Tünde Toth, MA, MA, MA, ist Künstlerin und Kuratorin. Sie hat diese Studiengänge abgeschlossen: Research in Art and Design in Social and Political Contexts (2020), Master of Art and Design in Social Practice and the Creative Environment (2018) sowie in Literatur und Linguistik (1998).

 

Die Kunst VHS ermöglicht einen niederschwelligen Zugang zu Kunst, Kreativität und Kunsthandwerk. Menschen, die kreatives Arbeiten neu für sich entdecken, sind ebenso willkommen wie bereits Erfahrene, die ihre Fertigkeiten und Fähigkeiten verfeinern wollen. Alle Kursleitenden sind Künstler:innen und begleiten und fördern die Teilnehmenden in ihrer künstlerischen Entwicklung.

 

Wegbeschreibung für blinde und sehbehinderte Menschen zur Kunst VHS im Ersatzquartier in der Augasse 2-6: https://www.vhs.at/de/e/kvh/wegbeschreibung-zur-augasse-2-6/4-stock

Credit Beispielbild

Welcome to Vienna Art Week 2024

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