VIENNA ART WEEK 2025

Wie sehen unsere Direktor:innen die Rolle ihrer Institutionen als ‚LEARNING SYSTEMS‘? – Teil 2

Hinter der VIENNA ART WEEK steht der Trägerverein Art Cluster Vienna, wo Wiens führende Kunstinstitutionen vertreten sind. Wir haben unsere Mitglieder gefragt: Was bedeutet „Learning Systems“ für ihre Institution? Hier sind ihre Antworten.

© Foto: Katharina Gossow

„Learning Systems“ setzt den Mut zum Verlernen voraus.

Die gebaute Umwelt ist das größte Gemeinschaftsunternehmen der menschlichen Geschichte. Während das Bauen also lange von allen mitgestaltet wurde, erleben wir seit der Moderne eine Fragmentierung des Wissens und damit einhergehend eine Marginalisierung von „machenden“ Wissenssorten. Das können wir getrost verlernen und das Bauen neu denken: gemeinsam, gerecht und im Einklang mit unserem Planeten.

Foto: Gianmaria Gava / Belvedere, Wien

Das Belvedere versteht sich als lernende Institution: Wir vermitteln Wissen mit und über Kunst – und lernen im Dialog mit Gesellschaft, Künstler:innen und Publikum.

Mit unseren Programmen hinterfragen wir historische Narrative, fördern Diversität und öffnen Räume für neue Sichtweisen. Projekte wie Civa, unsere Konferenz zum digitalen Museum oder unsere Games zeigen: Learning Systems heißt für uns, Wissen zu bewahren und Transformation gemeinsam zu gestalten.

Foto: Thomas Kreuz

Wenn die Kunst in den öffentlichen Raum einer Stadt geht, wird sie Teil eines lebendigen Systems – vorstellbar als ein überirdisches Rhizom, als ein Organismus, der aus einer endlosen Folge von Ist-Zuständen besteht.

Wie dieses System als Kollektiv lernfähig ist, zeigt sich bildlich an den Trampelpfaden, die sich mit der Zeit wie selbstverständlich in Gstetten herausbilden. Eine zu sehr reglementierte Stadt kann kein Organismus werden und folglich auch nicht lernen. Hier setzt Public Art an.

Foto: Irina Pozdorovkina

Wir lernen ein Leben lang. Aber ist es nicht erstrebenswert, Gelerntes auch wieder in Frage zu stellen?

Das Potenzial von Kunst kann darin liegen, Gewissheiten zu verlernen, das Leben, die Gesellschaft, die Systeme anders zu denken.

Ein Perspektivwechsel im Denken und Handeln, der neue, alternative Blickwinkel ermöglicht.

© Kunsthalle Wien

Jedes Kunstwerk, jede Ausstellung ist eine Gelegenheit zum Lernen.

In der Kunsthalle Wien überdenken wir unsere Herangehensweise an das Lernen, um den Menschen die Praxis der Kunst und des Ausstellungsmachens näher zu bringen und die vielfältigen Gemeinschaften in Wien besser zu unterstützen.

Ganz gleich ob bei der Arbeit in unserem neuen Atelier oder in unserem Kunsthalle Wien Club, es geht darum, Begegnungen mit Kunst und Künstler:innen zu schaffen und von ihnen zu lernen.

Foto: Sabine Hauswirth

Die Natur ist das größte lernende System und gleichzeitig ein lebendiges Lehrbuch.

Ob wir von ihr lernen, entscheidet darüber, was in Zukunft geschieht: Lernen wir mit der Natur oder ignorieren wir sie?

Lernen von der Natur ist ein Beziehungsangebot, das uns auffordert, unseren Platz in diesem System neu zu denken – nicht als HerrscherÄinnen, sondern als Mitbewohner:innen eines verletzlichen Ganzen. Unser (grünes) Museen bietet einen Ort des Lernens für die Zukunft.

© KHM

In den drei Museen des KHM-Museumsverbands (Kunsthistorisches Museum, Weltmuseum Wien, Theatermuseum) stehen Kunst und Kultur aus 5000 Jahren im Dialog mit der Gegenwart.

Die Museen bilden Räume, in denen Learning als Brücke zwischen Besucher:innen und den vielfältigen Themen, die in den die (Welt-)Geschichte umfassenden Sammlungen aktiv gefördert wird.

© Martin Hörmandinger

Wie angesichts der vielfältigen Differenzierungen ihrer gesellschaftspolitischen Interventionen deutlich wird, sind die aktuelle Kunstproduktion und ihre Institutionen vor allem lernende Systeme –

seismografisch im Erfassen des Weltgeschehens, schonungslos in seiner Dokumentation, kritisch in der Selbstbeobachtung, prozessorientiert im ständigen Wandel und von der Vorstellung getrieben: Avantgarde kann Alltag werden.