Lisette Model (1901–1983), aus einer Wiener Familie mit jüdischen Wurzeln stammend, zählt zu den international einflussreichsten Fotografinnen des 20. Jahrhunderts.
 

Die Ausstellung in der ALBERTINA ist die bisher umfangreichste Präsentation ihres Werks in Österreich und vereint zentrale Werkgruppen aus den Jahren 1933 bis 1959. Neben ikonischen Fotografien wie Badende auf Coney Island oder Sängerin Metropole Café werden auch selten gezeigte Arbeiten präsentiert.
 

Nach einer musikalischen Ausbildung findet Model Mitte der 1920er-Jahre in Frankreich zur Fotografie. Ihre 1934 entstandene Porträtserie wohlhabender Müßiggänger in Nizza sorgt mit ihrer schonungslosen Gesellschaftskritik für Aufsehen. Nach ihrer Emigration nach New York 1938 etabliert sie sich rasch als gefragte Fotografin für Magazine wie Harper’s Bazaar. In eindringlichen Bildern hält sie die Gegensätze des urbanen Lebens fest – von der Armut der Lower East Side über die Vergnügungen der Upper Class bis zum Nachtleben von Bars und Jazzclubs.
 

In den 1940er- und 1950er-Jahren entstehen Werkgruppen außerhalb New Yorks, etwa an der US-Westküste oder in Venezuela, geprägt von einer melancholisch-düsteren Stimmung. Während der McCarthy-Ära wendet sich Model verstärkt der Lehre zu. 1979 erscheint ihre erste Monografie bei Aperture; die Ausstellung zeigt erstmals den Originalentwurf dieses heute klassischen Fotobuchs.