Eine Performance von Nina Bauer & Lisa Großkopf.

Wo einst die Gesetze des Marktes gelehrt wurden – im Audimax der ehemaligen WU Wien – stellt die Performance Lecture How to Make It as an Artist™ eine provokante Frage: Wie wird man heute als Künstler*in erfolgreich? Die Veranstaltung seziert den boomenden Markt der Selbstoptimierung für Kreative: Ratgeber, Coachings, Tutorials und Social-Media-Gurus überschwemmen das Feld mit vermeintlichen Erfolgsrezepten für den künstlerischen Durchbruch. Ihr Credo: Kunst muss strategisch, skalierbar, effizient sein – ein Business wie jedes andere, oft reduziert auf sichtbare Skills, eingängige Ästhetiken und quantifizierbaren Erfolg. Dieses Narrativ verspricht individuelle Kontrolle, steht jedoch im grundlegenden Widerspruch zu komplexeren, kritischen oder prozessorientierten Verständnissen von Kunst – und blendet zugleich systematisch die prekären Strukturen und Abhängigkeiten des realen Kunstfelds aus.

Diese unternehmerische Denkweise ist längst nicht mehr auf Selbsthilfe-Gurus und Influencer beschränkt: Sie sickert zunehmend auch in die Kunstakademien ein. Institutionen, die einst als Bastionen kritischer Subjektbildung und künstlerischer Freiheit galten, implementieren zunehmend verschulte Curricula mit Kursen zu Portfolio-Optimierung oder Entrepreneurship. Der Fokus verschiebt sich dabei schleichend von der inhaltlich-formalen Auseinandersetzung hin zur reinen Selbstvermarktung.

Die Performance Lecture How to Make It as an Artist™ gestaltet sich formal wie eine universitäre Vorlesung zum titelgebenden Thema. Sie stützt sich maßgeblich auf Recherchematerial aus der Coaching-Industrie, Ratgeberliteratur und diversen Social-Media-Kanälen, die Künstlerinnen den Weg zum Erfolg weisen wollen. Dieses Material – Erfolgsrezepte, Marketingtipps, visuelle Beispiele – wird in sachlicher, vortragsartiger Manier präsentiert und bildet den Kern der Veranstaltung. Die kritische Auseinandersetzung erfolgt durch präzise Auswahl, Montage und analytische Kommentierung dieser Fundstücke. Im Fokus steht dabei, wie populärmediale Quellen häufig ein spezifisches, teils anachronistisches Bild von Künstlerinnenschaft zeichnen: eines, das sich auf traditionelle, figurative und gefällige Malerei fixiert und Erfolg primär über direkte Verkaufbarkeit definiert. Indem die Performance diese Ratschläge und das zugrunde liegende Kunstverständnis ernst nimmt und im Rahmen einer quasi-authentischen Vorlesung darbietet, werden Widersprüche, ideologische Untertöne und die Diskrepanz zur Realität und Vielfalt zeitgenössischer Kunstpraktiken offengelegt.