VIENNA ART WEEK 2025

Wie sehen unsere Direktor:innen die Rolle ihrer Institutionen als ‚LEARNING SYSTEMS‘? – Teil 3

Hinter der VIENNA ART WEEK steht der Trägerverein Art Cluster Vienna, wo Wiens führende Kunstinstitutionen vertreten sind. Wir haben unsere Mitglieder gefragt: Was bedeutet „Learning Systems“ für ihre Institution? Hier sind ihre Antworten.

Foto © ALBERTINA Museum, Wien / Hauswirth

In der digitalisierten Welt sind wir täglich von lernenden Systemen umgeben. Für Kunst und Kultur, für Museen und den Kulturbetrieb ist es keine Option, diese Entwicklung nicht mitzugestalten.

Museen tragen Verantwortung in der Bereitstellung von Daten für „Learning Systems“, um die Kultur fest in der Zukunft zu verankern und eine Rolle in der Gesellschaft zu spielen.

Mit meiner Vision von der „Albertina für alle“ als offener Bildungsraum liefern wir gut gesicherte, vertrauenswürdige Daten für „Learning Systems“. Dem Museum vertraut man – als Hüterin der Vergangenheit und Impulsgeberin für eine gemeinsame, lernende Zukunft.

© Theresa Wey

Es gibt einen programmatischen Satz von Alexander Kluge: „Man kann nicht lernen, nicht zu lernen.“

Allerdings braucht es Räume, die alternative gesellschaftliche Optionen geltend machen – die Kunstakademie zum Beispiel. Kunst ist per se ein Ort für Eigensinn, um alternative gesellschaftliche Optionen geltend zu machen.

© Kunsthalle Wien

Jedes Kunstwerk, jede Ausstellung ist eine Gelegenheit zum Lernen.

In der Kunsthalle Wien überdenken wir unsere Herangehensweise an das Lernen, um den Menschen die Praxis der Kunst und des Ausstellungsmachens näher zu bringen und die vielfältigen Gemeinschaften in Wien besser zu unterstützen.

Ganz gleich ob bei der Arbeit in unserem neuen Atelier oder in unserem Kunsthalle Wien Club, es geht darum, Begegnungen mit Kunst und Künstler:innen zu schaffen und von ihnen zu lernen.

Foto: Nuno Filipe Oliveira

In Zeiten des Wandels sind wir selbst das wichtigste „Learning System“.

Hermann Nitsch erinnert uns daran: Wissen allein genügt nicht – erst im bewussten Erleben, im eigenständigen Denken, wird es lebendig.

Künstliche Intelligenz und moderne Bildungssysteme bieten Werkzeuge, doch der Zugang zur Tiefe des Seins entsteht nur durch persönliche Auseinandersetzung. Wahres Lernen beginnt dort, wo wir Systeme hinterfragen und sie existenziell durchdringen.

Foto: Michael Nagl

Friedrich Kiesler gilt als frühes Beispiel für das, was wir heute als „Artistic Research“ oder „Art and Science“ bezeichnen. Mit seinem „Laboratory for Design Correlation“ schuf er Ende der 1930er Jahre an der Columbia University in New York einen offenen Raum des gemeinschaftlichen Lernens.

Die Friedrich Kiesler Stiftung führt diesen Ansatz weiter: Ausstellungen, entwickelt aus dem Archiv, fungieren als „Learning Systems“ – für Besucher:innen ebenso wie für das Team.

Foto: Mafalda Rakoš

Kunst eröffnet neue Perspektiven und fördert kreatives Denken, ein essentielles Element in Lernsystemen. Sie ermöglicht nichtlineares, emotionales Lernen, inspiriert zur Reflexion und unterstützt individuelle Ausdrucksformen.

Kunst erweitert zudem Zugang zu Wissen über kognitive Prozesse hinaus und schafft Räume für interdisziplinäres Verstehen. In unserer Tätigkeit – die Förderung junger künstlerischer Positionen- öffnen wir den Diskurs für neue Lernprozesse, aber auch für das Überdenken und Aufweichen alter starrer Strukturen.