„Um die Gegenwart untersuchen zu können, muss man die Vergangenheit verstehen: jene Vergangenheit, die die eigene Gegenwart bestimmt. Ich glaube auch, dass man in die Zukunft schauen muss. Das ist zweifellos eine Lebensphilosophie, mit der ich lebe und die, wie ich hoffe, in meiner Arbeit zum Ausdruck kommt.“
(Danh Vo, Begleitheft zur Ausstellung untitled in der South London Gallery, 2019)

In seinen konzeptuellen Arbeiten und Installationen greift Danh Vo häufig auf persönliche Lebenserfahrungen zurück, um umfassendere historische, soziale und politische Themen zu untersuchen. Insbesondere Ereignisse, Entwicklungen und Personen, die einen Bezug zur Geschichte Vietnams im späten 20. Jahrhundert aufweisen, interessieren den Künstler, der in Vietnam geboren wurde und in Dänemark aufgewachsen ist. Der Stellenwert, der dem Zufall in Vos künstlerischer Praxis zukommt, spiegelt gewissermaßen die Umstände jener einschneidenden Wendung im Leben seiner Familie – die Flucht und die Beliebigkeit des neuen Lebensraums – wider.

Den in Vietnam geborenen und in Dänemark aufgewachsenen Künstler fasziniert, wie Objekte und Geschichten miteinander verflochten sind und als Projektionsflächen nationaler Ängste und persönlicher Identitäten dienen. Nicht nur die erotischen und gewalttätigen Machtspiele des Kolonialismus sind ein wiederkehrendes Thema sondern auch die sakralen und profanen Tänze der Religion und die Art und Weise, wie Verwaltungssysteme versuchen, persönliche Intimität und Ausdruck zu formen (sogar einzuschränken).

Vos Installationen bergen eine Fülle künstlerischer Strategien, darunter Dokumente, Fotografien, gefundene Gegenstände (mit historischer oder emotionaler Bedeutung), Textfragmente wie die kunstvollen Kalligrafien seines Vaters und manchmal auch Werke anderer Künstler*innen. Vos künstlerisches Wirken in verschiedenen Rollen – als Kurator, Sammler, Historiker und Auktionsscout – ermöglicht ihm das geschickte Spiel mit Objekten und Kontexten. In der Auseinandersetzung mit symbolisch oder emotional aufgeladenen Artefakten aktiviert der Künstler deren Bedeutung von Projekt zu Projekt immer wieder neu.

Häufig präsentiert Vo Objekte aus dem Nachlass bedeutender Persönlichkeiten (oder anderen Quellen) unverändert in seinem Werk, dann wieder zerlegt er sie, um sie mit unpassenden Ergänzungen zu verblüffenden Hybriden neu zusammenzubauen. Seit 2015 kombiniert er in seinen Werken auch Fragmente antiker Skulpturen mit zeitgenössischen Objekten oder mittelalterlichen Madonnen. Dabei werden die ursprünglichen Arbeiten oft verunstaltet oder unwiederbringlich verändert – ein Akt des Kulturvandalismus, der einerseits die Kolonialisierung widerspiegelt, andererseits Imperien und Kolonien über Zeit und Raum provokant miteinander verknüpft.

Fragmentierung und Neugestaltung spielt auch in Vos wohl bekanntestem Werk, We the People (2011–2016), eine wichtige Rolle. Die Replik der Freiheitsstatue von Frédéric-Auguste Bartholdi, die in China hergestellt wurde, besteht aus etwa 300 einzelnen Kupferstücken im Maßstab 1:1. Ordnungsgemäß zusammengestellt würden sie eine Kopie der New Yorker Landmarke in voller Größe bilden; stattdessen sollen die Einzelteile jedoch auf der ganzen Welt verteilt werden.

Ohne jemals belehren zu wollen, vermittelt Vos rätselhaftes und poetisches Werk eine starke politisch-ethische Haltung. Der Künstler untersucht Fragen der Identität und Zugehörigkeit, des rechtlichen Status, des Eigentums und der Rolle persönlicher Beziehungen und beleuchtet die Machtstrukturen hinter den Fassaden liberaler Gesellschaften sowie die Fragilität unserer Vorstellungen vom Leben im Nationalstaat.

ART SPACE

Friedrichstraße 12, 1010 Wien

secession.at

+43 1 587 53 07

office@secession.at

Vereinigung bildender KünstlerInnen Wiener Secession

Im Sinne ihres Mottos „Der Zeit ihre Kunst. Der Kunst ihre Freiheit“ präsentiert die Secession in international ausgerichteten Einzel- und Themenausstellungen relevante künstlerische Ausdrucksformen der Gegenwart. Die Vereinigung bildender KünstlerInnen Wiener Secession ist das weltweit älteste unabhängige, der zeitgenössischen Kunst gewidmete Ausstellungshaus, das stets von Künstlerinnen und Künstlern geführt wurde.

Danh Vo

17 Sep 2021 - 7 Nov 2021

Danh Vo

OTHER EVENTS

14/06/2025
Eintritt frei
ANNA HULAČOVÁ: HUNGRY HARVEST
28/03/2025
Ausstellung
Egon Schiele: Last Years
28/05/2025
Ausstellung
Thomas Feuerstein: ARBEIT AM FLEISCH
07/06/2024
Ausstellung
Jongsuk Yoon: Kumgangsan
27/09/2024
Ausstellung
In aller Freundschaft
06/03/2025
Ausstellung
Suburbia: Leben im amerikanischen Traum
27/02/2025
Ausstellung
Mika Rottenberg: Antimatter Factory
19/03/2025
Ausstellung
herman de vries: all this
19/03/2025
Ausstellung
Huda Takriti: Anatomy of an Endless Scene
18/09/2024
Ausstellung
Der europäische Koran
11/04/2025
Ausstellung
Experiment Expressionismus: Schiele meets Nosferatu
29/05/2025
Ausstellung
Francis Offman: Weaving Stories
21/05/2025
Ausstellung
WATER PRESSURE: Gestaltung für die Zukunft
15/03/2025
Ausstellung
Park McArthur: Contact M
20/02/2025
Ausstellung
Gustav Klimt: Pigment & Pixel
01/07/2025
Special Event
STRABAG Artaward: Preisträger:innen Ausstellung
Nora Turato, Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!!!!!!, Kunsthalle Wien 2024, Courtesy the artist, photo: Iris Ranzinger
05/09/2024
Ausstellung
Nora Turato: Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!!!!!!
17/01/2025
Ausstellung
Ansichtssache #29: Mengs und Velázquez
07/05/2025
Ausstellung
Damien Hirst: Drawings
10/05/2025
Ausstellung
Oskar Kokoschka: Schule des Sehens
18/07/2025
Ausstellung
BRIGITTE KOWANZ: LICHT IST WAS MAN SIEHT
28/05/2025
Ausstellung
Frederick Kiesler – The Endless Search
13/06/2025
Ausstellung
Kazuna Taguchi: I’ll never ask you
16/10/2025
Eröffnung
Kata Oelschlägel: Versöhnung
06/11/2025
Eintritt frei
SUCK MY CODE! – Gruppenausstellung
05/07/2024
Ausstellung
Mapping the 60s Kunst – Geschichten aus den Sammlungen des mumok
© Architekturzentrum Wien, Sammlung
03/02/2022
Ausstellung
Hot Questions – Cold Storage
23/05/2025
Ausstellung
Die Welt von morgen wird eine weitere Gegenwart gewesen sein
28/03/2025
Ausstellung
Nie endgültig! Das Museum im Wandel
27/09/2025
Ausstellung
Tobias Pils: Shh
04/12/2025
Ausstellung
Claudia Pagès Rabal
26/09/2024
Eintritt frei
Be a mensch: Johanna Kandl