Rana Hamadeh entwickelt im Zuge ihrer künstlerischen Forschung langjährige diskursive Projekte, die sie in Form von Theaterperformances, Sound-Kompositionen, interaktiven audiovisuellen Installationen, Systementwürfen und pädagogischen Anordnungen umsetzt. Thematisch ist ihr Werk einer eingehenden Untersuchung erkenntnistheoretischer und technologischer Aspekte der Rechtspraxis sowie der Bildsprachen von Gewalt gewidmet, die ihren Ursprung in spektakulären wie auch alltäglichen Phänomenen der historischen und zeitgenössischen Kultur haben.Seit 2016 entwickelt Hamadeh eine „Opernpraxis“, die mit verschiedenen Formen des Schreibens und Komponierens experimentiert und Modelle für kollektives Denken und Lernen erprobt. Ihre Werke gründen auf interdisziplinären Recherchen und agieren an den Schnittstellen verschiedener Felder wie Theater, Theosophie, Epidemiologie, Rechtstheorie, Übersetzungspraktiken und Technologie. Die theoretischen und ästhetischen Kategorien, mit denen sie sich beschäftigt, werden von ihr unentwegt verschoben und neu formuliert; bewusst durchbricht Hamadeh die Logik klassifizierender Systeme, indem sie verschiedenen, auch widersprüchlichen Argumentationen folgt und weitverzweigten Assoziationen und Konstrukten Raum gibt.

Häufig realisiert Hamadeh unter dem gleichen Titel an verschiedenen Stationen unterschiedliche mediale Formate. Ihr Opernprojekt The Ten Murders of Josephine (2017–18) umfasste zuletzt einen Lesezirkel, eine Theateraufführung und eine Serie von Ausstellungen mit Soundarbeiten. Die Werkreihe entfaltete ein Netz von Erzählungen, die die Bedingungen der „Gültigkeit“ innerhalb des Rechtsdiskurses und das Konzept der Zeugenschaft und der Subjektivität des Zeugnisses in Bezug auf die Geschichten von Eigentum, Arbeit und des Begriffs der Urkunde untersuchten. Für die räumliche Inszenierung des 50-minütigen Werks konzipierte sie ein mehrere Ausstellungssäle ausfüllendes Ensemble kakofoner interaktiver akustischer Zonen. Die Partitur verband Texte, Interviews, Gesänge, Telefonaufnahmen mit maschinell generierten Simultanübersetzungen und Interventionen, wobei das Opernhafte die erschütternde Gewalt unter der Oberfläche der Sprache von Recht und Verwaltung besonders hervortreten ließ.

In ihrem jüngsten Projekt The Destiny Project / Soft-Measure Fables widmet sich Hamadeh Sophokles’ berühmter Tragödie Oedipus Tyrannos. Statt das grauenvolle Schicksal des Königs von Theben, dessen schwere Reise der Selbstfindung sich auf dem Höhepunkt der Pest in Theben abspielt, nachzuerzählen, widmet sie sich dem Stück selbst und unternimmt eine Lektüre von Sophokles’ „Figuration der Tragödie“ als solcher. In Nachdenken über das Wesen der Tragödie folgt ihre Arbeit der dramatischen Konstruktion des Stücks und untersucht sein Innenleben als eine erweiterte „Technologie der Ausdauer“. Hamadehs besonderes Interesse gilt dabei dem Begriff der Bestimmung ebenso wie dem Weg der Privatisierung der Trauer. In einer ersten Stufe entstanden drei computergenerierte, an ein Videospiel erinnernde Filmsequenzen. Sie visualisieren ebenso traumhafte wie unheimliche Szenarien, in denen das Geschehen von Zahnrädern und Prothesen angetrieben wird.

Rana Hamadeh, 1983 in Beirut geboren, lebt und arbeitet in Rotterdam.
ART SPACE

Friedrichstraße 12, 1010 Wien

secession.at

+43 1 587 53 07

office@secession.at

Vereinigung bildender KünstlerInnen Wiener Secession

Im Sinne ihres Mottos „Der Zeit ihre Kunst. Der Kunst ihre Freiheit“ präsentiert die Secession in international ausgerichteten Einzel- und Themenausstellungen relevante künstlerische Ausdrucksformen der Gegenwart. Die Vereinigung bildender KünstlerInnen Wiener Secession ist das weltweit älteste unabhängige, der zeitgenössischen Kunst gewidmete Ausstellungshaus, das stets von Künstlerinnen und Künstlern geführt wurde.

Rana Hamadeh

17 Sep 2021 - 7 Nov 2021

Rana Hamadeh

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