Häufig realisiert Hamadeh unter dem gleichen Titel an verschiedenen Stationen unterschiedliche mediale Formate. Ihr Opernprojekt The Ten Murders of Josephine (2017–18) umfasste zuletzt einen Lesezirkel, eine Theateraufführung und eine Serie von Ausstellungen mit Soundarbeiten. Die Werkreihe entfaltete ein Netz von Erzählungen, die die Bedingungen der „Gültigkeit“ innerhalb des Rechtsdiskurses und das Konzept der Zeugenschaft und der Subjektivität des Zeugnisses in Bezug auf die Geschichten von Eigentum, Arbeit und des Begriffs der Urkunde untersuchten. Für die räumliche Inszenierung des 50-minütigen Werks konzipierte sie ein mehrere Ausstellungssäle ausfüllendes Ensemble kakofoner interaktiver akustischer Zonen. Die Partitur verband Texte, Interviews, Gesänge, Telefonaufnahmen mit maschinell generierten Simultanübersetzungen und Interventionen, wobei das Opernhafte die erschütternde Gewalt unter der Oberfläche der Sprache von Recht und Verwaltung besonders hervortreten ließ.
In ihrem jüngsten Projekt The Destiny Project / Soft-Measure Fables widmet sich Hamadeh Sophokles’ berühmter Tragödie Oedipus Tyrannos. Statt das grauenvolle Schicksal des Königs von Theben, dessen schwere Reise der Selbstfindung sich auf dem Höhepunkt der Pest in Theben abspielt, nachzuerzählen, widmet sie sich dem Stück selbst und unternimmt eine Lektüre von Sophokles’ „Figuration der Tragödie“ als solcher. In Nachdenken über das Wesen der Tragödie folgt ihre Arbeit der dramatischen Konstruktion des Stücks und untersucht sein Innenleben als eine erweiterte „Technologie der Ausdauer“. Hamadehs besonderes Interesse gilt dabei dem Begriff der Bestimmung ebenso wie dem Weg der Privatisierung der Trauer. In einer ersten Stufe entstanden drei computergenerierte, an ein Videospiel erinnernde Filmsequenzen. Sie visualisieren ebenso traumhafte wie unheimliche Szenarien, in denen das Geschehen von Zahnrädern und Prothesen angetrieben wird.