Logische Schlussfolgerung
Wie kann die Malerei ihren eigenen Produktionsprozess thematisieren? Wie kann es gelingen, die konzeptuelle Performanz einer Malerei mit den ihr eigenen Mitteln sichtbar zu machen? Seit der Mitte der 1970er-Jahre verhandelt Bernard Frize diese Themen in seinem von spielerischer Rationalität getragenen Werk, das Intellektualität und sensuelles Erleben miteinander verbindet.
Unter dem Ausstellungstitel Logische Schlussfolgerung zeigt die Galerie Frizes aktuelle Werkgruppe, die seine Beschäftigung mit den der Malerei immanenten Fragen eindrucksvoll fortführt. Die großformatigen Leinwände sind flächendeckend mit vertikalen und horizontalen, teilweise ineinander verwobenen, Farbbändern überzogen, die eine klare, rigide Struktur erzeugen. Aufgetragen mit einem breiten Pinsel, in Farbsektionen unterteilt, entstehen orthogonale Raster, Schraffuren und Bahnen. Die mechanisch anmutenden Gemälde verzichten auf jeglichen persönlichen Duktus. Vielmehr stehen die Bedingungen des Malvorgangs für Frize im Vordergrund.
Bernard Frize schöpft aus einem reichhaltigen Formenvokabular, das seine brillante Diversität ausmacht. Experimentierend dekliniert er in seinen Werkserien Formen und Muster durch, die an Minimalismus und Farbfeldmalerei denken lassen und soweit gehen, dass sie Assoziationen zu Albrecht Dürers Rasenstück wecken können. Mal sind es amorphe Formen, die eine flächendeckende marmorierte Struktur bilden, mal geometrische Elemente, die in rechten Winkeln aufeinandertreffen, mal Pinselspuren, die zu wirkungsvollen Mustern verlaufen. Mit den visuell überraschenden Muster- und Spurenkonglomeraten, die seine großformatigen Leinwände strukturieren, spielt Frize auf einer Klaviatur der Formen, mit der er malerische Strukturen und abstrakte Gesten erprobt.
Grünangergasse 1, 1010 Wien
Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder
Die Galerie nächst St. Stephan repräsentiert eine lebendige Tradition der Auseinandersetzung mit der Kunst der Moderne. Seit den 1920er-Jahren ist sie am selben Ort im Zentrum Wiens in der Grünangergasse 1 zu finden.
Mit der Ausstellung: Zeichen, Fluten, Signale – neukonstruktiv und parallel stellte Rosemarie Schwarzwälder 1984 ein Programm vor, dessen Grundelemente bis heute in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen ihre Gültigkeit haben. Internationale Positionen der Abstraktion und konzeptuell fundierter Kunst in den Bereichen Malerei, Skulptur, Installation, Fotografie und Video sind im Galerieprogramm kontinuierlich präsent.
Bernard Frize
13 Feb 2021 - 27 Mar 2021
Courtesy Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder Photo: Markus Wörgötter