schauen, riechen & pressen
Unter dem Titel „NITSCH a homage by …“ präsentiert die Nitsch Foundation gemeinsam mit Rita Nitsch Werke von Vorbildern und Wegbegleiter_innen sowie von Künstler_innen deren Entwicklung durch Hermann Nitsch und sein fortwirkendes Gesamtkunstwerk entscheidend geprägt wurden.
Parallelen und überschneidende Aspekte in ihren Arbeiten machen neue Zusammenhänge und Verschränkungen künstlerischer Prozesse sichtbar. Die Ausstellungen thematisieren jeweils eine individuelle und persönliche Facette in der Besucher_innen Nitschs Oeuvre sowie die Weiterentwicklung seines Wirkens kennenlernen.
PAUL RENNER
SCHAUEN, RIECHEN & PRESSEN
„Seit Jahren interessiert mich Malerei, die auf eine intensive Sinnlichkeit abzielt. Die Wahrnehmung richtet sich über die Form auf die zur Darstellung gebrachten Materialien. Die Gestaltungsmittel sind Lebensmittel, Pflanzen, Säfte und Samen, die mit Harz, Wachs und Farbe vermischt werden. Es entsteht ein Herbarium, das jeder Logik und Wissenschaftlichkeit im heutigen Sinn entbehrt.“ – Paul Renner
Paul Renners Idee von Kunst verlangt nach einer Form der Inszenierung, die über das Malen eines Bildes hinausgeht und auf eine intensive Sinnlichkeit abzielt. Der Akt und die Form der Verdichtung beschäftigt Renner seit jeher – gepresster Most, gestampftes Kraut, Speck zwischen Steinplatten, Beeren zu dickflüssigem Mus verkocht, geschleuderter Honig, ausgedrückte Früchte, welche zwischen Fingern und Zehen hervorquellen, geklopftes, geräuchertes, gepresstes Fleisch – die Pressung und Verdichtung geht in Renners Vorstellung mit der Verwesung unserer eigenen Existenz einher:
„Die Existenz wird zerdrückt, zermalmt, verfestigt, vergoren und löst sich in einem unsichtbaren Nebel auf. Der Holunder-Sekt explodiert im Keller. Das Pilzmyzel kriecht die Wände hoch. Ich wähne mich auf der anderen Seite. Existenz ist permanente Verwesung.“
Speziell für diese Ausstellung zeigt Renner den neu geschaffenen Zyklus „schauen, riechen & pressen“. Im Mittelpunkt steht das monumentale Gemälde die Honigwand – bestehend aus mit Blattgold überzogenem Dammar, mit eingegossenen Nestern aus Zweigen, Bienenwaben, Samen, Früchten, Schalen, Säften und Pflanzen.

Hegelgasse 5, 1010 Wien
Nitsch Foundation
Die Nitsch Foundation wurde im Jahr 2009 gegründet, um die bedeutende Position des Künstlers Hermann Nitsch (*1938-†2022) zu fördern und sein Vermächtnis „das Orgien Mysterien Theater“ zu vermitteln und zu bewahren.
„ich kann das, was ich mir vorgenommen habe, nicht allein leisten. ich habe immer viel hilfe beansprucht. ich bin gestossen worden auf den weg in richtung gesamtkunstwerk und ich hoffe, dass die foundation mir helfen wird, diese schule des sinnlichen erlebens aufzubauen.“ – Hermann Nitsch am 22.10.2009
NITSCH. A HOMAGE BY PAUL RENNER
17 Feb 2023 - 31 Mar 2023
Nitsch Foundation
Nitsch Foundation, Hegelgasse, Wien, Österreich
Detail aus Honigwand © PaulRenner