VIENNA ART WEEK 2021

Angelika Fitz: Es gibt Antworten auf Krise und Kontrollverlust jenseits von Kontrollfantasien.

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Angelika Fitz ist Direktorin des Az W – Architekturzentrum Wien.

“Never demolish, never remove – always add, transform and reuse”. Mit dieser Aussage summiert das französische Architekturbüro Lacaton Vassal, das dem Architekturzentrum Wien seit über zwei Jahrzehnten verbunden ist – u.a. mit der Gestaltung des Az W-Museumscafés – seinen Zugang zur Architektur. Ab und zu sei es auch besser, nichts zu tun, gar nicht zu bauen. Eine ungewöhnliche Haltung für die Profession der Architektur. Manche könnten meinen, sie untergräbt die eigene Geschäftsgrundlage. Und doch wird genau diese Haltung 2021 mit dem Pritzker-Preis, dem „Nobelpreis für Architektur“ ausgezeichnet. Es gibt also Antworten auf Krise und Kontrollverlust jenseits von Kontrollfantasien.

 

Die Moderne und besonders der Modernismus in Architektur und Stadtplanung verbanden das Versprechen einer besseren Zukunft mit einer planerischen Tabula-rasa-Haltung. Heute leben wir mit den Folgen dieses Versprechens einer besseren Zukunft und sind mit einer Erde konfrontiert, die auf der Kippe steht. Was not tut, ist eine Architektur, die sich nicht mehr daran macht, die Zukunft neu zu erfinden, sondern die Zukunft zu reparieren.

 

Dafür braucht es neue Formen der Zusammenarbeit und eine planetarische Perspektive, die für das Überleben aller Bewohner*innen und Spezies unseres Planeten Sorge trägt. Wie das gehen kann, haben wir im Az W zuletzt mit den Ausstellungen „Critical Care. Architektur für einen Planeten in der Krise“ und „Boden für Alle “ gezeigt. „Es geht um die Architektur, die wir machen können, und nicht darum, dass wir Architekt*innen sind.“ erklärt Tatiana Bilbao in einem Gespräch mit Jacques Herzog zur Frage des Generationenwechsels und ihrer kollaborativen Arbeitsweise. Das Architekturzentrum Wien zeigt im Herbst/Winter 2021 erstmals in Österreich das Gesamtwerk der mexikanischen Architektin und ihres gleichnamigen Büros „Tatiana Bilbao Estudio“. Ihr Schaffen ist von ökologischen und sozialen Gedanken, aber auch von einer großen Poesie getragen. Postheroische Haltungen wie diese erlauben es, die Möglichkeit von Zukunft nicht gänzlich aufzugeben.

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