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Bilder im Netz – Fair Pay für Künstler:innen

Günter Schönberger, Geschäftsführer der Verwertungsgesellschaft Bildrecht, im Interview mit VIENNA ART WEEK

© Bildrecht | Foto: Eva Kelety

Seit Anfang 2022 gilt in Österreich ein novelliertes Urheberrecht. Dank neuer Regelungen sollen Künstler:innen künftig für die Nutzung ihrer Bilder im Netz von den Online-Plattformen vergütet werden. Die Bildrecht bereitet sich gemeinsam mit ihren europäischen Partner:innen auf Verhandlungen mit den Plattformen vor.

VIENNA ART WEEK spricht mit Günter Schönberger, Geschäftsführer der Bildrecht Gesellschaft zur Wahrnehmung visueller Rechte, über die Vertretung von Bild-Urheber:innen im technologischen Wandel.

 

VIENNA ART WEEK: Allein bei Veranstaltungen wie der VIENNA ART WEEK werden von den Besucher:innen sehr viele Kunstwerke fotografiert und über Postings auf Social Media geteilt – wie ist das urheberrechtlich zu sehen?  

Es sind mehr als eine Milliarde professioneller Bilder, die Privatpersonen in Österreich jährlich über soziale Netzwerke verbreiten. Das zeigt, welch hohen Stellenwert qualitätsvolle Bilder im Netz haben.

 

Das Teilen von Werken der bildenden Kunst, von Fotografien, grafischen Arbeiten, Illustrationen, Designs und Abbildungen von Architektur ist für User:innen seit der Urheberrechtsreform explizit erlaubt. Gleichzeitig hat der Gesetzgeber vorgesehen, dass Künstler:innen und Kreativschaffende für derartige Nutzungen von den großen Plattformen angemessen vergütet werden. Denn die Social Media Plattformen erzielen dank des wertvollen Bildcontents von Künstler:innen und anderer Bildurheber:innen hohe Werbeerlöse, die Urheber:innen waren an diesem wirtschaftlichem Erfolg bisher nicht beteiligt.

 

VIENNA ART WEEK: Wie gehen Sie vor, damit die einzelnen Künstler:innen tatsächlich mit Zahlungen der Plattformen rechnen können?

Aktuell schaffen wir die Voraussetzungen, um mit den Plattformen in erfolgreiche Verhandlungen treten zu können. Der Gesetzgeber hat vorgesehen, dass wir als repräsentative Bild-Verwertungsgesellschaft für das gesamte Bildrepertoire in Österreich verhandeln können, d.h. kollektiv für alle Bildurheber:innen. Für uns im Bildsektor, bei dem permanent große Mengen an Werken hochgeladen werden, ist das entscheidend. Sogenannte erweiterte kollektive Lizenzvereinbarungen sind sowohl aus Sicht der Urheber:innen als auch für Plattformen zweckmäßig – nur so sind massenhafte Bildnutzungen im Netz effizient und rechtssicher zu regeln.

 

Daher bündeln wir – gemeinsam mit unseren europäischen Partner:innen – gerade alle relevanten Kräfte aus bildender Kunst, Fotografie, Grafik, Design, Illustration und Architektur, um unsere Verhandlungsposition gegenüber den mächtigen Plattformen zu stärken. Ziel ist eine für beide Seiten faire und praxistaugliche Lizenzlösung, mit der alle Bildurheber:innen ihren Anteil für Bildnutzungen im Social Web erhalten. Derartige kollektive Lizenzen durch die Bildrecht bieten den Online-Plattformen eine All-in-one-Lösung für den österreichischen Markt. Beschränkungen wie Uploadfilter sind damit hinfällig, was die Nutzung auch für die User:innen vereinfacht und unbeschränkt ermöglicht.

 

VIENNA ART WEEK: Eine Mitgliedschaft der Künster:innen bei der Bildrecht wird also immer bedeutender, wenn nicht essenziell?

Zweifellos, denn die Künstler:innen erhalten bereits jetzt viele bestehende, pauschal eingehobene Vergütungen. Außerdem ist es wichtig, dass die Bildrecht die Bildsparten geschlossen vertritt – nur im Verbund können Künstler:innen und Kreative an der Wertschöpfung großer Plattformen wie Facebook, Instagram, Pinterest, Twitter teilhaben. Das Bewusstsein dafür wächst erfreulicherweise: Von etablierten Künstler:innen hören wir immer häufiger, wie wichtig es auch ihnen ist, die gesamte Künstler:innencommunity zu stärken und die existenzielle Basis nachfolgender Generationen zu sichern und auszubauen. In diesem Sinne sollte die Mitgliedschaft bei der Bildrecht nicht nur als Schlüssel zum eigenen Zusatzeinkommen gesehen werden, sondern auch als Solidarbeitrag für eine vielfältige und lebendige Kunstszene in Österreich.

 

VIENNA ART WEEK: Galerien, Museen und anderen Institutionen – was bedeuten die neuen Urheberrechtsregelungen für diese Akteure? 

Ziel der neuen gesetzlichen Regelung ist es die Interessen der Künstler:innen, der User:innen und der Plattformbetreiber in einen angemessenen Ausgleich zu bringen.

 

Für die Institutionen ändert sich diesbezüglich nichts, für sie gelten die bisher schon üblichen Lizenzregelungen. Die privaten User:innen, deren Nutzungen bisher in einem rechtlichen Graubereich stattfanden, können die Bilder endlich sorgenfrei teilen. Mit dem neuen Gesetz ist das Hochladen von Bildern für die User:innen auf Social-Media Plattformen nun legal.

 

VIENNA ART WEEK: Wie hat die Digitalisierung unseres Lebens Ihre Arbeit verändert?

Unsere Aufgaben haben sich mit dem technologischen Wandel rasant weiterentwickelt. Die Digitalisierung verlangt immer wieder neue Antworten im Urheberrecht, denn die Nutzungen unterscheiden sich deutlich von jenen in analogen Zeiten. Auch die in den letzten Jahren boomenden großen Streaming- und Cloud-Anbieter nutzen das Bildrepertoire kommerziell. Die einzelnen Bildurheber:innen bringen auch dort ihren Content ein und sollten künftig durch geeignete Lizenzvereinbarungen am wirtschaftlichen Erfolg beteiligt sein.

 

VIENNA ART WEEK: Sie arbeiten generell an respektvollen und fairen Beziehungen zwischen den Künstler:innen und Bildnutzer:innen.

Die Bildrecht will faire Modelle der Bildnutzung, welche die Interessen von Bildurheber:innen und jene der professionellen Bildnutzer:innen wie Galerien und Museen in Einklang bringen. Mit unseren vielen Mitgliedern im Bereich der bildenden Kunst und den weiteren Bild-Sparten sind wir ein starker und verlässlicher Player für alle, die Bilder professionell nutzen wollen. Es ist uns über die Jahre gelungen, attraktive und verstärkt kollektive Lizenzmodelle anzubieten und darauf aufbauend nachhaltige Partnerschaften mit verschiedenen Kulturinstitutionen zu etablieren. Das betrifft auch Medien, Verlage, Museen etc., mit denen wir für beide Seiten nutzbringende Vereinbarungen geschlossen haben. Im Zusammenwirken mit der Politik, der Kulturverwaltung und Kunstvereinigungen wollen wir die öffentliche Wahrnehmung von Kunst fördern und das Bewusstsein für deren gesamtgesellschaftliche Relevanz schärfen. „Fair Pay, Fair Play“ muss ein selbstverständliches Prinzip sein. Die von uns initiierten gesamtvertraglichen Regelungen, Musterverträge und Standards im Bildbereich tragen dazu wesentlich bei und entsprechen auch den spezifische Anforderungen in unserem Land. Von solch flexiblen und praxisorientierten Lösungen profitieren Urheber:innen und Bildnutzer:innen.

 

VIENNA ART WEEK: Die Bildrecht ist auch ein lebendiger Player und Förderer des Kunstbetriebs.

Wir zeigen an drei Standorten in Wien (Bildraum 01, Bildraum 07, Bildraum Studio) sowie in Bregenz (Bildraum Bodensee) ein vielfältiges Programm zeitgenössischer Kunst. Damit ergänzen wir das Angebot von Galerien, Museen und Ausstellungshäusern, Kunstvereinen und Festivals, mit denen wir dabei eng kooperieren. Mit unserem Sozial- und Kulturfonds tragen wir dazu bei, kulturelle Vorhaben wie Publikationen, Projekte, Ausstellungen, Kooperationen und Kunstpreise zu realisieren. Und wir helfen auch in Krisen: Zu Beginn der COVID-19-Pandemie haben wir Überbrückungszahlungen von insgesamt 1,3 Mio. Euro aus unserem Sozial- und Kulturfonds geleistet. Viele Künstler:innen konnten dadurch rasch und wirksam unterstützt werden.

 

VIENNA ART WEEK: Was ist notwendig, damit die österreichische Kunstszene gestärkt aus der Krise kommt?

Um aktuelle und künftige Krisen zu bewältigen, braucht es eine Allianz aller, denen die bildende Kunst und die Interessen der österreichischen Künstler:innen und deren Partnern ein besonderes Anliegen sind. Große Themen und Fragestellungen erfordern gebündelte Kräfte und den Blick über den Tellerrand hinaus.

 

Kunst benötigt Freiräume, in denen Innovationen entstehen können. Sie liefert uns Antworten in vielen komplexen Fragen des Lebens. Kunst und Kultur muss als relevant für unsere Gesellschaft wahrgenommen werden.

 

Gerade der Sektor der bildenden Kunst hat aber auch eine bedeutende wirtschaftliche Dimension. Jüngste Studien haben gezeigt, dass der Bildbereich im europäischen Vergleich aller Kreativsektoren die meisten Arbeitsplätze sichert und die höchste Wertschöpfung bringt. Jeder Euro, der in die bildende Kunst investiert wird, stärkt die Kreativität und die wirtschaftliche Kraft unseres Landes.

 

Alle Informationen zur Bildrecht finden Sie auf www.bildrecht.at, das aktuelle Ausstellungsprogramm unter www.bildrecht.at/bildraum.

 

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