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Künstliche Intelligenz und Kunst. Kreative digitale Gestaltung in Wien.

Third Impact © S()fia Braga

Neben den laufenden Förderprogrammen und umfassenden kostenlosen Services für Kreativunternehmen richtet die Wirtschaftsagentur Wien regelmäßig Wettbewerbe aus. Zuletzt lud der Wettbewerb Content Vienna zur Entwicklung und Weiterentwicklung von kreativen, digitalen Projekten in Entwicklung ein – von Games über Virtual Reality bis zu Künstlicher Intelligenz. Fünf Mal wurde 2023 die Produktionsunterstützung in Höhe von 10.000 Euro vergeben, drei Projekte wurden mit Sonderpreisen ausgezeichnet.

VIENNA ART WEEK spricht mit Elisabeth Noever-Ginthör, Leiterin von Creativity & Business der Wirtschaftsagentur Wien und mit Jutta Scheibelberger, Projektleiterin von Content Vienna und verantwortlich für die Themenbereiche Multimedia, Kunstmarkt und internationale Vernetzungen in der Kreativwirtschaft bei Creativity & Business.

Elisabeth Noever-Ginthör & Jutta Scheibelberger © Wirtschaftsagentur Wien, Karin Hackl

In ihrer Arbeit beschäftigen Sie sich nicht zuletzt mit Innovationen in den Bereichen der Kreativwirtschaft. Welche neuen Entwicklungen beobachten Sie an Schnittstellen zu anderen Bereichen?

Elisabeth Noever-Ginthör: Kreative gelten als Pioniere, vor allem wenn es darum geht, weiter zu denken und neue Möglichkeiten zu schaffen. Wir beobachten immer mehr, dass neue Technologien und Innovationen Chancen für die Kreativwirtschaft bieten. Indem sie die Grenzen des bisher für möglich Gehaltenen sprengen, ermöglichen neue Technologien Wachstum und gestalten neu. Diese Innovationen sind oft das Ergebnis von Synergien, die sich zwischen Institutionen, Kreativunternehmen oder Kreativen ergeben. 

 

Mit dem Wettbewerb Content Vienna unterstützt die Wirtschaftsagentur Wien seit 2009 kreative, digitale Produktionen aus Wien bei Ihrer Umsetzung. Welche aktuellen Trends nehmen Sie dabei wahr?

Jutta Scheibelberger: Wir erleben bei Content Vienna jedes Jahr die große Bandbreite an digitaler Gestaltung in Wien und waren wieder überwältigt von der Vielfalt und Qualität der Einreichungen. Bisher wurden insgesamt rund 1400 Projekte für Content Vienna eingereicht und über 150 prämiert. Heuer gab es zahlreiche Einreichungen, die Künstliche Intelligenz (KI) auf beindruckende Weise einsetzen.

So zum Beispiel das Projekt „Third Impact“ von S()fia Braga, das mit der Content Vienna Produktionsunterstützung prämiert wurde. Entstehen wird ein KI-generierter Kurzfilm, der die Zukunft der menschlichen und nicht-menschlichen Zusammenarbeit aus der Sicht eines Quantencomputers zeigt. S()fia Braga erforscht digitale und postdigitale Praktiken indem sie spekulative Fabeln schafft. Sie setzt sich mit Themen wie Transhumanismus und Transmedia auseinander.

Ebenso mit KI und Film befassen sich  Stephanie Meisl und KimkaVienna in ihrem Projekt „Metropolis#AI“. Ziel ist es dabei, durch den Einsatz von KI eine Neuinterpretation von Fritz Langs „Metropolis“ zu kreieren. Dabei wird – wie schon bei Fritz Lang vor fast einem Jahrhundert – die Frage gestellt, wie wir als Gesellschaft mit technologischen Erneuerungen umgehen können. „AI#Metropolis“ zeigt nicht nur neue Wege für den Einsatz von KI in kreativer Arbeit auf, es will auch zur Vermittlung von Wissen und Kompetenzen beitragen. Workshops sollen über die Möglichkeiten und Grenzen dieser Technologien aufklären. Das Projekt wurde mit einem Digital Literacy-Sonderpreis ausgezeichnet.

Ein anderer, spannender Trend ist die Verbindung digitaler Gestaltung mit Biotechnologie, wie im Projekt „Symbiotic Devices“ der Künstlerin und Forscherin Ekaterina Kormilitsyna. Bei diesem Prototyping-Projekt werden technische Geräte als Skulpturen konstruiert, die biologische Qualitäten aufweisen. Ekaterina Kormilitsyna arbeitet in den Bereichen digitale Medien, Film, Technologie sowie sozio-politische Forschung und plant das Projekt zusammen mit BioClub Tokyo, FabCafe Taipei und MIT in Boston umzusetzen. Sie arbeitet an vielen Schnittstellen.

AI#Metropolis © s.myselle

Wie werden die Preise bei Content Vienna vergeben?

Elisabeth Noever-Ginthör: Die Produktionsunterstützungen und Sonderpreise werden von einer jährlich wechselnden Jury nach Kriterien wie der kreativ-künstlerischen Qualität und der Einschätzung der Umsetzungsplanung vergeben. In Kooperation mit der Außenwirtschaft Austria und deren Projektleiterin für die Creative Industries, Reanne Leuning, bieten wir außerdem die einzigartige Gelegenheit an der österreichischen Delegation beim South by Southwest Festival in Austin, Texas teilzunehmen. 

 

Können Sie uns mehr über den Sonderpreis zum Thema Digital Literacy erzählen? Warum ist dieses Thema für die Wirtschaftsagentur Wien wichtig? 

Jutta Scheibelberger: Neue Technologien erschaffen neue Handlungsräume und erfordern neue Fähigkeiten. „Digital Literacy“ beschreibt die Fähigkeit, digitale Technologien zu nutzen, zu verstehen und kritisch zu bewerten. Das ist wichtig, weil es eng mit dem Wesen der Demokratie verbunden ist. In einer digital geprägten Gesellschaft ist der Zugang zu Informationen und die Fähigkeit, diese zu verstehen und zu bewerten, entscheidend.

Ziel der Content Vienna Sonderpreise zum Thema Digital Literacy war es, herausragende kreative Beiträge zu unterstützen, die die digitale Kompetenz und das Verständnis für demokratische Prozesse stärken und Selbstermächtigung im digitalen Raum erleichtern. In Kooperation mit der Wiener Medieninitiative konnten wir dabei das Projekt „Gemeinsam smart“ des Vereins relevant unterstützen. Als Beispiel für lösungsorientierten Journalismus möchte die Plattform einen Beitrag zur Stärkung des Verständnisses von gesellschaftspolitisch relevanten Daten und Informationen leisten.

Symbiotic Devices © Ekaterina Kormilitsyna

Die Verbindung von Kreativität und Technologie ist auch zentral bei Ihrem Schwerpunkt Culture & Technology. Was können Sie uns darüber erzählen?

Elisabeth Noever-Ginthör: Im Rahmen von unserem Leitprojekt Culture & Technology beschäftigen wir uns mit den Auswirkungen der jüngsten technologischen und gesellschaftlichen Entwicklungen auf den Kultursektor und unterstützen die Zusammenarbeit von technologieorientierten Kreativunternehmen und Institutionen im Kulturbereich. 

Neben den Creative Days, die wir bereits seit 2019 zu diesem Thema ausrichten und dem Culture & Technology Podcast, in dem wir mit Expert:innen darüber diskutieren, wie digitale Technologien die Zukunft kultureller Erlebnisse prägen und dabei neue Möglichkeiten eröffnen, haben wir 2022 auch einen Förderschwerpunkt zum Thema gestartet. Dazu haben wir gemeinsam mit Museum Booster die Bedürfnisse von Museen erforscht und das White Paper Culture & Technology veröffentlicht. Dieses war die Grundlage für den gleichnamigen Förderwettbewerb, mit dem wir den Anstoß für kreative, digitale Anwendungen in Kunst und Kultur geben wollen. Mit der Förderung Culture & Technology: Fokus Museum konnten wir Digitalisierungsprojekte von Wiener Museen in Zusammenarbeit mit kreativen Tech-Firmen unterstützen. 2024 wird der Schwerpunkt fortgesetzt: Unter dem Titel Culture & Technology: Fokus Festivals planen wir Innovationsprojekte von Festivals mit Wiener Kreativunternehmen zu unterstützen.

 

Was bietet die Wirtschaftsagentur Wien sonst für Unterstützungen zum Thema digitale Gestaltung und Multimedia?

Elisabeth Noever-Ginthör: Die Wirtschaftsagentur Wien bietet ein breites, laufendes Förderportfolio für Wiener Unternehmen in allen Phasen. Im Kreativwirtschaftsbereich fördern wir etwa die Umsetzung kreativer Produkt- und Dienstleistungsentwicklungen mit bis zu 150.000 Euro und ab 2024, mit bis zu 200.000 Euro. Gründer:innen erhalten mit dem Gründungsstipendium Unterstützung für die Lebenserhaltungskosten über einen Zeitraum von sechs Monaten sowie Coaching-, Beratungs- und Netzwerkangebote. Die Wiener Medieninitiative fördert journalistische Vorhaben. Außerdem wird 2024 im Rahmen der Creative Days am 5. und 6. Juni wieder Content Vienna, der Wettbewerb für digitale Gestaltung, ausgeschrieben.

Mehr dazu unter: www.wirtschaftsagentur.at 

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