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Kreativität und Technologie sowie Räume für kreative Nutzung fördern

Elisabeth Noever-Ginthör, Leiterin Creativity & Business der Wirtschaftsagentur Wien, im Interview mit VIENNA ART WEEK

Nicht erst seit der Pandemie beschäftigen sich Kultureinrichtungen vermehrt mit der Frage, wie sie ihre Angebote mithilfe digitaler Lösungen erweitern und neue Zielgruppen ansprechen können: von Software fürs Ticketing über die Nutzung von Virtual und Augmented Reality für Ausstellungen und Performances bis hin zu neuen Vermittlungsformen durch Gamification. Als Standortagentur der Stadt Wien hat die Wirtschaftsagentur Wien deshalb 2022 einen Förderschwerpunkt gestartet, der sich in der ersten Stufe explizit an Museen und technologieorientierte Kreativunternehmen richtete.

 

VIENNA ART WEEK spricht mit Elisabeth Noever-Ginthör, Leiterin von Creativity & Business in der Wirtschaftsagentur Wien, über das Potenzial von Projekten an der Schnittstelle von Kultur und Technologie, vor allem im Museumsbereich und über den aktuellen Wettbewerb Creatives for Vienna.

© Wirtschaftsagentur Wien / Karin Hackl

VIENNA ART WEEK: Mit dem Schwerpunkt Culture & Technology und dem gleichnamigen Förderwettbewerb haben Sie 2022 nach digitalen Lösungen für den Museumsbereich gesucht.

Elisabeth Noever-Ginthör: Mit dem Förderwettbewerb Culture & Technology gehen wir Fragestellungen wie „Wodurch entstehen Dialog und emotionale Beteiligung des Publikums? Welche digitalen Lösungen machen kulturelles Erbe erfahrbar und verständlich? Wie werden Kultureinrichtungen und Sammlungen für Forschende und Lernende besser zugänglich?“ nach. Dafür haben wir ein zweistufiges Förderverfahren entwickelt. Im Zentrum standen für uns dabei Innovationen in den Bereichen Publikumserlebnis, Forschung und Vermittlung, Ausstellungsdesign sowie Archivierung und Dokumentation.

Die erste Stufe dazu war ein Ideenwettbewerb bei dem die 10 besten Digitalkonzepte von Wiener Museen mit einem Preisgeld von 5.000,- EUR ausgezeichnet wurden. Beim nächsten Schritt ist es uns um die Umsetzung der prämierten Projekte gegangen: vier Museen in Wien wurden für die Implementierung ihres Projektes eine Förderung von bis zu 100.000,- EUR zu Verfügung gestellt.

 

VIENNA ART WEEK: Können Sie uns mehr über die geförderten Projekte erzählen?

Elisabeth Noever-Ginthör: Das MAK, etwa, verfügt bereits jetzt über ein vielfältiges digitales Angebot und will dieses mit dem Projekt MAK DAO (Dezentrale Autonome Organisation) weiter ausbauen. Das Projekt kreist um Aspekte der Mitgestaltung, der Blockchain, aber auch der gegenseitigen Wertschätzung und Anerkennung von Besucher:innen, User:innen und dem Museum selbst. Durch Möglichkeiten der aktiven Mitbestimmung kann jede:r für sich selbst, für das Museum, für die Gemeinschaft Zeichen setzen.

Die Museen der Stadt Wien gestalten mit ihrem Projekt „Der Fluch der Präzision“ ein interaktives Escape Game im Uhrenmuseum, bei dem Augmented Reality und Elemente aus dem „echten Leben“ kombiniert werden um die kostbaren Zeitzeugen zu neuem Leben zu erwecken. Im österreichischen Filmmuseum werden mit „Abenteuer Alltag“ Amateur:innenfilme auf neue Weise zugänglich gemacht: Sie werden sekundengenau getaggt, beschrieben, und mit Kontextmaterialien, wie Briefen, Fotografien, Oral-History-Interviews und Geodaten erschlossen. Und das Technische Museum Wien entwickelt gemeinsam mit der österreichischen Mediathek ein softwareLAB unter dem Motto „Spielend sammeln“. Die Sammeltätigkeit des Museums wurde 2022 auf digitale Kulturgüter erweitert. Das erfordert komplexe, experimentelle und innovative Lösungen. Das Projekt erforscht langfristige Erhaltungsmöglichkeiten von digitaler Kultur am Beispiel von experimentellen Videospielen und grafischen Methoden mit Wien- und Österreichbezug.

Neue interaktive Technologien erwecken die Objekte im Uhrenmuseum zu neuem Leben.

VIENNA ART WEEK: Was bietet die Wirtschaftsagentur Wien sonst für Fördermöglichkeiten in diesem Bereich?

Elisabeth Noever-Ginthör: Einen sehr guten Überblick über die Möglichkeiten zu weiteren Förderprogrammen gibt unser White Paper Culture & Technology, das wir anlässlich des Förderwettbewerbs herausgegeben haben und das Best Practices, Interviews und Essays von Expert:innen an der Schnittstelle von „Kultur & Technologie“ versammelt.

Im Grunde stehen den Unternehmen in Wien alle unsere laufenden Förderprogramme zur Verfügung. Im Programm creative_pioneer vergeben wir bis zu 50.000 Euro pro Projekt für Gründungsvorhaben. Bei creative_project gibt es bis zu 150.000 Euro für kreative Produkt- und Dienstleistungsentwicklungen. Im Förderprogramm Innovation vergeben wir bis zu 200.000 Euro für die Entwicklung innovativer Dienstleistungen, Produkte oder Verfahren.

Auch über unseren Wettbewerb Content Vienna lernen wir immer wieder großartige neue Studios und Unternehmen im Bereich digitale Gestaltung kennen. Hier ist die Förderung als Produktionsunterstützung für Projekte in Entwicklung konzipiert. Jeweils 10.000,- Euro gehen dabei an an kreative, digitale Projekte – von Games über Virtual Reality bis zu Animation.

Und für unseren Culture & Technology Podcast laden wir regelmäßig Künstler:innen, Kurator:innen und Forschende ein, um darüber zu sprechen, wie Technologie die Zukunft kultureller Erlebnisse gestaltet und dabei neue Möglichkeiten eröffnet – vom Ausstellungsdesign bis zur darstellenden Kunst.

Amateur:innenfilme werden dank neuester Technologien dokumentiert und in Kontext gesetzt.

VIENNA ART WEEK: Welche Bedeutung hat die Kreativszene für Wien?  

Elisabeth Noever-Ginthör: Die Arbeit von Kreativen bereichert Wien, schafft Lebensqualität und trägt zur räumlichen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung der Stadt bei. Gemeinschaften, Vernetzung und kollektive Intelligenz sind bei dieser kreativen Arbeit von besonderer Bedeutung. Ein entscheidender Faktor für die Entwicklung von kreativen Projekten ist dabei verfügbarer und leistbarer Raum.

Deshalb starten wir am 17. November einen Wettbewerb unter dem Titel „Creatives for Vienna – Making Spaces“. Konkret geht es dabei um die Förderung von neuen Typen von Räumen und Raumnutzungen, die die bestehende Palette für die Kreativwirtschaft ergänzen und erweitern. Der Wettbewerb richtet sich an Kreativschaffende, Raumbetreiber:innen und Raumunternehmer:innen. Die besten Konzepte erhalten ein Preisgeld von 15.000 Euro. Einreichschluss ist der 15. Februar 2023.

 

Alle Informationen zu den Förderungen und weiteren Angeboten der Wirtschaftsagentur Wien finden Sie unter wirtschaftsagentur.at

 

Im MAK sorgen neue partizipative Technologien für mehr Mitbestimmung und Einbeziehung der Besucher:innen in das Programm des Museums. © MAK-Katrin Wißkirchen

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