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PART x Praterateliers – Kunst in monumentalen Räumen

Verborgenes Juwel im Grünen: Die historischen Praterateliers erstrahlen nach umfassender Sanierung in neuem Glanz und öffnen sich erstmals für internationale Künstler:innen-Residencies. Ein Text von Sabine B. Vogel

PART x Praterateliers © Hertha Hurnaus

Von dichten Büschen und hohen Bäumen umgeben, liegt mitten in Wien seit Jahrzehnten ein rund 2,4 Hektar kleines Areal im Dornröschenschlaf. Gleich gegenüber des Ernst Happel Stadions, begrenzt von der noch immer aktiven Trabrennbahn und neuerdings eingezwängt von einem neuen Luxusapartmentturm, verbergen sich in der Oase Künstlerateliers. Nicht irgendwelche, sondern prächtige, tempelartige Pavillons des Ringstraßenarchitekten Carl Hasenauer.

 

Ursprünglich zur Weltausstellung 1873 gebaut, wurden die verbliebenen Nord- und Südpavillons 1875 von Kaiser Franz Joseph I. in Ateliers umgewidmet. Vor allem Bildhauer, gerne mit monumentalem Anspruch, zogen ein. Anton Hanak, später Alfred Hrdlicka, auch Margarete Hanusch gehören zu den prominentesten Nutzer:innen, die die Räume noch auf Lebenszeit erhielten. Fritz Wotruba züchtete in seinem Gartengelände Agavengewächse, die überdauern konnten. Ab 2011 zog eine neue Generation ein, heute arbeiten hier vierzehn Künstler:innen in den lange kaum beheizten Räumen. Dank der Initiative von Christan Kosmas Mayer, einem der hier arbeitenden Künstler, stehen die vier riesigen, zur Weltausstellung gepflanzten Platanen seit 2021 unter Naturdenkmalschutz.

PART x Praterateliers © Hertha Hurnaus

Jetzt ist das Kleinod aufgeweckt. Denn letztes Jahr startete eine gewaltige Sanierungsaktion – ein „prestigeträchtiges Vorhaben“, wie es Vizekanzler Andreas Babler bei der Pressekonferenz für „Part x Praterateliers“ nannte. Und eine Herausforderung für alle Beteiligten: Zweimal habe sie mit ihrem Atelier umziehen müssen, erzählt Claudia Märzendorfer. Performance-Künstler Peter Kozek musste vom Süd- in den Nordpavillon übersiedeln. Auch für die BIG, Eigentümerin der „Spezialimmobilie“, wie es BIG-Geschäftsführer Gerald Beck auf der Pressekonferenz nannte, war die Aktion im laufenden Betrieb eine Herausforderung.

 

In nur vierzehn Monaten wurden die Gebäude energetisch optimiert, Wasserwärmepumpen und Photovoltaik installiert, leider auch die Wege erleuchtet – dabei ist das umzäunte Areal eigentlich öffentlich nicht zugänglich. Aber im Südpavillon startet jetzt das Projekt PART, das Gäste in internationale Residenzen einlädt. Unter der Leitung von Alexandra Grausam werden in sechs Studios Künstler:innen ein bis vier Monate leben und „kuratorisch begleitet“, wie es heißt. Sie wolle die Gäste mit der lokalen Szene verbinden, erklärte Grausam bei der Pressekonferenz, und arbeite auch eng mit den lokalen Institutionen zusammen. 300.000 Euro Jahresbudget stehen PART zur Verfügung, jeder Gast erhält 1.300 Euro pro Monat. Die hohe Halle wird ab und an für Ausstellungen und transnationale Kooperationen genutzt, aber auch als Proberaum für Impulstanz.

PART x Praterateliers © Elias Fuhrer

16 Millionen Euro kostete die Sanierung, 15 Millionen davon kamen von dem „Next Generation EU“-Projekt (NGEU). Dieser „EU-Aufbauplan“ sei nach der Corona-Pandemie zur Ankurbelung der Wirtschaft initiiert worden und umfasse für Österreich rund 4 Milliarden Euro, erklärte Patrick Lobis, Leiter der EU-Kommissionsvertretung in Österreich. Klimawandel, Digitalisierung, Gesundheitsversorgung, Forschung und Kultur sind die Schwerpunkte. Zu den 34 Projekten und 29 Reformen in Österreich gehört so Unterschiedliches wie der Schienenausbau der Koralmbahn in Kärnten, die Sanierung des Wiener Volkskundemuseums und „kulturpool“, das mit 16,5 Millionen Förderung Österreichs Kulturerbe institutionsübergreifend mit Text, Bild, Ton und Video digitalisiert.

 

Noch ist das NGEU-Gesamtbudget von rund 800 Milliarden Euro nicht ausgeschöpft, bislang wurden erst 315 Milliarden Euro ausgezahlt. Allerdings läuft NGEU Ende 2026 aus. Die „Meilensteine“ der eingereichten Projekte müssen bis dahin umgesetzt worden sein. In den Praterateliers ist dieses Ziel mit der Übergabe an die Künstler:innen bereits erreicht. Und noch bis zum 5. Juli 2025 ist die 7,55 Meter hohe Halle des Südpavillons öffentlich zugänglich: Dort ist derzeit die surreale Beton-Figurengruppe von Anna Hulačová zu sehen, bevölkert von hybriden Wesen aus Mensch, Maschine, Pflanze und Mikroorganismen. Die 1984 in Tschechien geborene Künstlerin ist zugleich die erste Residentin des PART-Programms.

Anna Hulacova, Eating Planet, 2021, House of Arts, Brno, photo by Polina Davydenko, courtesy of the artist, House of Arts, Brno and hunt kastner, Prag