EXHIBITIONS

Lieselott Beschorner: Im Atem der Zeit

Bisher war Beschorners Werk kaum zu sehen, was sich jetzt endlich ändert.

Ein Text von Sabine B. Vogel.

Lieselott Beschorner, Im Atem der Zeit, Ausstellungsansicht, Secession 2022, Foto: Peter Mochi

Schon 1945 begann Lieselott Beschorner ihr Studium an der Wiener Akademie am Schillerplatz, erst bei Christian Andersen, danach in der Freskoschule von Albert Paris Gütersloh. 1951 wurde sie in der Wiener Secession als eine der ersten Künstlerinnen aufgenommen. Obwohl ihre Ausstellung 1954 zum großen Erfolg wurde, zog sich die Wiener Künstlerin in den 1960er Jahren zurück – und wurde vergessen. Aber sie schuf über die Jahrzehnte in ihrem selbstgewählten Exil im 18. Wiener Bezirk weiterhin Werke – die sie jetzt mit ihren 93 Jahren wieder in der Secession zeigt.

Lieselott Beschorner, Im Atem der Zeit, Ausstellungsansicht, Secession 2022, Foto: Peter Mochi

Unter dem poetischen Titel „Im Atem der Zeit“ ist es eine kleine Retrospektive geworden: Im Stiegenhaus beginnt es mit einem ihrer wunderbaren Aquarelle aus ihrer Serie „Schichtenbilder“ (1963). In der Vitrine hängen ihre „Gipsreliefs“ – ein verwegener Titel für die zarten Stofftaschentücher, die sie mit Wasserfarbe und Glitzerperlen bearbeitet, mit Gips versteift.

 

Beschorners Hauptwerk bilden die „Puppas“, die sie von 1972-1980 aus Stoff- und Wollresten schuf. Rund 50 dieser Wandobjekte entstanden in drei Phasen, Anfangs die „Bommel“-Puppen, dann Rumpfpuppen ohne Arme und zuletzt die weicher Ausgestatteten. Sie nennt sie ihre „Schutzgeister“, man fühlt sich an das Werk von Louise Bourgeois erinnert.

Lieselott Beschorner, Im Atem der Zeit, Ausstellungsansicht, Secession 2022, Foto: Peter Mochi

Die weißen Tonobjekte daneben mag man erst für phallische Formen halten, tatsächlich sind die „Behuteten Kopffiguren“ (2014) Selbstportraits. Großartig die ineinander geknuddelten Wollstrümpfe mit Textilfüllung und Schuhen: „Gruppensex“ betitelte es Beschorner 1980 – ob Sarah Lucas davon inspiriert wurde? Eher nicht, denn bisher war Beschorners Werk kaum zu sehen, was sich jetzt endlich ändert.

Lieselott Beschorner, Beinlust, Strumpfobjekt, Gruppensex, um 1980, Textil, ca. 100x100x100cm, © Lieselott Beschorner, Wien Museum, Foto: Birgit und Peter Kainz

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